Review

Seit einigen Jahren werden auf der Erde Kinder mit Hörnern geboren die über spezielle Kräfte verfügen und die Diclonius genannt werden. Diese werden sobald sie entdeckt werden gefangen genommen und getötet. Nur einige wenige wurden zu Forschungszwecken am Leben gelassen. Sie werden im Labor gehalten und wie Laborratten behandelt.
Das noch als kleine Info zur Storygrundlage. Alles weitere wäre aber zuviel gespoilert. :)
Die Story von Elfen Lied scheint an sich nicht besonders toll zu sein. Seltsam mutierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten vor denen die Regierung Angst hat und die sie deshalb verfolgt. Ein Mädchen mit komischen Gebilden am Kopf das nicht mehr sprechen kann als ein komisches Wort und auf dem geistigen Stand eines Kleinkindes ist. Ein junge der mit immer mehr Mädchen in einem großen Haus lebt. Alles Themen die jedem Animefan bestens bekannt vorkommen sollten. Das ganze noch gewürzt mit ordentlich viel Fanservice und einer heftigen Priese derber Gewalt und fertig ist Futter für die Massen mit Namen Elfenlied könnte man jetzt zusammenfassend sagen und mit dieser Animeserie abschließen. Doch damit tut man ihr absolut unrecht. Elfenlied ist weit mehr als die Summe der Komponenten aus denen es zusammengesetzt wurde. Doch gehen wir Schritt für Schritt vor.
Da wäre zuerst die Story die im ersten Augenblick wirkt wie ein Flickwerk aus Altbekanntem. Sicher wurde bei Elfenlied das Rad keinesfalls neu erfunden, aber dafür stimmt die Umsetzung. Die bekannten Elemente wurden fabelhaft miteinander verknüpft und mit weiteren Ideen angereichert, was zur Folge hat das die Story einfach nur wirkt. Nicht einfach so oberflächlich an einem vorbeigeht und lediglich billiger Aufhänger ist. Hier ist und bleibt die Geschichte federführend und der Rest hat sich ihr unterzuordnen. Und die Geschichte hat es in sich. Irgendwo hab ich mal gelesen das Elfenlied in Wirklichkeit gar nicht Elfenlied heißt, sondern das lediglich ein Dreher bei der Übersetzung ist, der eigentliche Titel soll Elfenleid heißen. Nun weiß ich nicht ob das war ist, aber es würde auf jeden Fall sehr gut passen. Leid ist nämlich das Hauptthema der gesamten Geschichte. Kein Charakter der nicht leidet. Jeder auf seine eigene Weise, doch voll Leid sind sie alle, ob nun „böse“ oder „gut. Überhaupt sind diese Begriffe in Elfenlied vorsichtig zu gebrauchen. Wer ist böse? Wer ist gut? Man neigt schnell dazu die Charaktere darin einzuteilen, nur um dann im späteren Verlauf der Handlung erkennen zu müssen das es doch nicht so einfach ist, wenn man erfährt was passiert ist, was die Leute dazu veranlasst hat zu tun was sie tun. Jeder hat in gewisser Weise Schuld auf sich geladen, keiner ist wirklich der strahlende Held mit weißer Weste. Weder Nyuu, noch Kouta.
Ein weiterer Punkt den man im Zusammenhang mit Elfenlied immer wieder liest und hört ist die Brutalität. Splädderfans freuen sich über abgerissene Gliedmaßen und feiern um so mehr da auch noch nackte Mädchen dabei sind. Andere schütteln angewidert den Kopf und finden es hirn- und niveaulos. Eins ist dabei richtig: Die Gewalt wird exzessiv genutzt. Es fließt viel Blut und es gibt viele harte Szenen. Doch steht der brutalen, blutigen Gewalt in den Kämpfen eine noch viel größere und viel brutalere und kältere entgegen. Ob nun in der Vergangenheit von z.B. Mayu oder dem Vorgehen der Regierung und den Vorgängen im Labor. Hier liegt die wahre Brutalität von Elfenlied, die die blutigen Kämpfe weit in den Schatten stellt und die in ihrem Ausmaßen das handeln der gepeinigten Mädchen sogar fast zu rechtfertigen scheint. Besonders extrem ist das hier in einer sehr intensive Rückblende in Nyuus Vergangenheit an einer Schule in der sie von anderen Schülern wegen ihrer Hörner gehänselt wird. Das Finale bildet hier eine sehr heftige Szene in der die Jungen Nyuu quälen indem sie einen kleinen Hundewelpen zu Tode prügeln den Nyuu heimlich gefüttert und gepflegt hat und der zu ihrem einzigen Freund geworden ist. Hier wünscht man sich förmlich das Nyuu doch bitte ihre Kräfte aktivieret, ja man sehnt sich richtig danach das sie die kleinen Bälger abschlachtet und deren Tun ein Ende setzt. Sehr harter Tobak.
Und so hat jeder der Charaktere seine Vergangenheit und vor allem und immer wieder sein persönliches Leid. Das dabei wenig Platz für ein Happy End bleibt ist offensichtlich. Nun ja, man hat es wenigsten so Happy wie möglich gemacht.
Nichts desto trotz hat Elfenlied auch lustige Stellen zu bieten. Dafür sorgen schon Nyuu und Nana die beiden Diclonius mit ihrer kindlichen, unerfahrenen Art. Diese Auflockerung ist aber auch dringen nötig bei all der Tragik, Traurigkeit und kalten Wut die die Geschichte sonst so verströmt. Dazu kommt noch die Dreiecksbeziehung zwischen Nyuu, Kouta und Yuka die für etwas Romantik, hauptsächlich aber für Herzschmerz und damit noch weiteres Leid sorgt.
Doch kommen wir zur optischen Präsentation des Ganzen. ^^
Die ist angesichts der eher düsteren Geschichte doch recht hell ausgefallen. Wer denkt düstere Farben und dunkle Szenerie hätte in Elfenlied die Oberhand der täuscht, aber das macht die gezeigte Gewalt nur um so härter. In einem düsteren Ambiente rechnet man damit, aber in einer freundlichen Umgebung eher nicht.
Die Charakterdesigns sind zwar absolut 0815 Animestandart dafür aber durch die Bank gut gelungen und wissen mir zu gefallen. Lieber solide Standartoptik als verhauenes Experimentaldesigns. ;)
Nicht ganz so gut sind hingegen die Animationen geworden. Hier ist ein deutliches schwanken zwischen brauchbarer Durchschnitt und sieht toll aus. Zu ersterem gehören z.B. oftmals die Gesichts- und Bewegungsanimationen. Zu letzterem die Blütenblätter aus der ersten Folge oder einige Kampfanimationen die dank einem gut eingesetzten „Verwischeffekt“ etwas zusätzlichen Speed reinbringen. Die paar Schwächen kann man aber verzeihen da es sich hier immerhin um eine Serie handelt und Serien über X Folgen generell nicht mit 2 Stunden Filmen verglichen werden können. Klar das dich das Level über eine Serie nicht so hoch wie über einen film halten lässt. Zudem sind die Mängel auch bei weitem nicht so schwer das sie störend ins Gewicht fallen würden.
Ebenfalls weniger gut fand ich die „symbolischen Traumsequenzen“ da die darin benutzten Motive von Puppen und verbundenen Köpfen wo nur ein Auge frei liegt doch inzwischen etwas abgegriffen sind. Hier hätte man ruhig etwas in den Innovationstopf greifen können.
Die musikalische Untermahlung ist auch ganz stimmig und wird hauptsächlich vom Titeltheme aus der Spieldose beherrscht. Wirklich revolutionäres gibt es aber auch hier nicht. Es bleibt beim soliden Standart.
Insgesamt bleibt mir nur zu sagen das Elfenlied wirklich eine sehr gute Serie ist deren Schauen sich für mich absolut gelohnt hat. Ich kann nur jedem empfehlen sich nicht anschrecken zu lassen sondern sich es selbst anzuschauen. Von meiner Seite aus mal wieder eine dicke Empfehlung.

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