Achtung, dieses Review enthält inhaltliche Spoiler!
Gegenüber seinem eh schon nicht mehr sehr originellen Vorgänger, läßt die unmittelbare Fortsetzung "Halloween 5" leider noch etwas nach, obwohl man den Vorteil genoß, über einen Cliffhanger direkt in den nächsten Teil überzuleiten und die Geschichte mittels sämtlicher Charaktere weiterzuerzählen.
Auffällig an dieser Folge der Filmserie ist ein eklatanter Mangel an Originalität und viel dramaturgischer Leerlauf, der sich in hinreichend bekannten Bildern erschöpft und außer einem wiederum offenen Ende aber auch gar nichts Wesentliches zu bieten hat.
Darüber hinaus gibt's einige grobe Fehler der logischen Art. Da wäre zunächst die schiere Fahrlässigkeit der Anfangssequenz. Da wird noch einmal das Schicksal Michaels auf dem Friedhof am Ende von Teil 4 geschildert. Er bricht ein, worauf man ihm noch eine Ladung Dynamit hinterherschickt. Er jedoch krabbelt durch den Schacht und landet in einem Fluß, der ihn so lange trägt, bis er bei einem alten Seebären landet, der mitten in der Botanik mit seinem Papagei haust (!). Dort macht er erst mal schlapp und wird ins Bett gelegt. Alles hintereinanderweg. Schnitt auf Jamie, die seit einem Jahr im Kinderkrankenhaus kaum einen Ton rausbekommt und deswegen ihre Panikattacken auf eine Tafel kritzelt. Rückschnitt auf Michael, der wieder aufsteht, Maske anlegt und Seebären meuchelt. Tscha, wenn das kein munteres Zeitparadoxon war...
Und selbst wenn es das nicht war, wüßte ich gern, was Onkel Michael das restliche Jahr gemacht hat, bis er wieder nach Haddonfield reinstiefelt. Erntehelfer? Vogelscheuche? Im Fuchsbau sitzen und stinken?
Viel besser wird es von da an auch nicht mehr, denn die Stereotype der Figuren sind ebenso nervig wie verschenkt. Jamie reitet telepathisch mit Michael verbunden, eine Panikattacke nach der anderen. Dabei wirkt sie nur leider nie verstummt, sondern eher heiser. Trotz der Ereignisse des vergangenen Jahres glaubt ihr mal wieder niemand. Deswegen gewinnt sie später leider auch ihre Stimme wieder und jault und kreischt und heult ohne Unterlaß. Nicht schlecht gespielt, aber sauschlecht geschrieben.
Der Einzige, der ihr glaubt, ist Loomis (wieder mit ein paar neuen Narben), der jedoch ebenfalls leicht psychopathisch mit ihr umgeht wie ein Punchingball. Für einen Psychiater nicht gerade die übliche Handlungsmethode. Deswegen bekommt er trotz Drohungen en masse auch nichts aus dem Mädel heraus. Pleasence wird hier leider vollends zur Karikatur, da offenbar niemand mehr aus seinem Charakter herausholen konnte, als den Jäger, der immer zu spät kommt, nie ein echtes Mittel findet und dem ständig nicht getraut wird. Auch hier muß er selten genug auftreten, um nicht irgendwann umgebracht zu werden.
Der Rest ist billig. Kusinchen Rachel dient hier für ein zwei Suspenseszenen und denne auch gleich als erstes Opfer, damit sie nicht noch Gagenzuschlag verlangen kann. Als Ersatz gibt's die liebe Tina alias Wendy Kaplan (eine besonders talentfreie Zone), der der ganze Motz mit dem Killer klischeegemäß am Arsch vorbeigeht, weil Quarzen, Tanzen, schicke Klamotten und ein Kerl zum Poppen ja eh mehr Spaß macht. Sie, ihr Freund und ein zusätzliches Pärchen machen dann auch die Teen-Opfer-Connection auf, allerdings so tödlich nervend, daß man die Morde an ihnen regelrecht abfeiert. Regisseur(in?) Orthenin-Gerard melkt das Drehbuch auftragsgemäß, indem sie sowohl Rachel als auch Tina zunächst mal rettet, um sie nach endlos zerschrieenen Rennereien doch wegzuhäckseln. Das zieht den Film beinahe bis zur Unkenntlichkeit in die Länge, inclusive zweier komplett dämlicher Polizisten und einer saublöden Sequenz auf einer Farm, wo knapp verkleidete Teenies dämlich in einem Stall rumstapfen, was die Mistgabel natürlich prima ins Spiel bringt.
Einzige Neuerungen in diesem faden Gebräu ist ein seltsam schwarz gewandeter Mann, dessen Herkunft erst Teil 6 erläutern wird und der dasselbe Runenzeichen wie Michael trägt.
Der kommt aber erst zum Einsatz, nachdem Loomis mittels enormer Fahrlässigkeit (er bringt Jamie locker in Lebensgefahr und verurteilt so einen Polizisten zum Tode) Michael zur Strecke bringt und die Polizei mal wieder saublöd aufgrund eines einzigen Anrufs komplett abrückt.
Als Schlußgag befreit denn der schwarze Mann Michael samt Gemetzel aus dem Polizeigewahrsam, was die Chose nicht nur offen läßt, sondern Jamie auch wieder Gelegenheit zu wimmerndem Gejammer gibt.
"Halloween 5" ist wirklich nur noch genießbar, wenn man noch nie einen Slasher gesehen hat, wird aber so eingefaßt, daß Teil 4 und 6 beinahe Pflichtaufgabe werden, weil hier nichts zu Ende gebracht wird. An Härte kann beim vierten Teil locker mithalten, jedoch fehlt die inszenatorische Sorgfalt des Vorgängers, der vor allem vermied, uns mit extrem nervenden Charakten auf den Wecker zu gehen. Hier verhalten sich alle so unglaublich unlogisch, daß die wenigen akzeptablen Einfälle gar nicht mehr auffallen. Kameratechnisch ist alles in Ordnung und ein wenig wird auch auf Spannung, statt auf Blut gesetzt, doch wirkt das alles hier wahrhaftig abgelutscht und unnütz.
Ohne große Höhepunkte heruntergekurbelt - das ist nur noch was für Komplettisten. Aber wenigstens in einer großen Kurve am Schrott vorbei.
Man kennt seinen Michael eben schon. (4/10)