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Welches ist das wohl überflüssigste Filmgenre von allen? Meine Antwort darauf ist: Video- bzw. Computerspielverfilmungen. Seit vielen Jahren schon kommen jedes Jahr weitere Vertreter zu dieser Gattung hinzu, und alle haben eines gemeinsam: keiner von ihnen taugt was. Super Mario Bros., Mortal Combat, Lara Croft 1 + 2, Resident Evil 1 + 2 oder auch Uwe Bolls House of the Dead – diese Liste kann man beinahe beliebig fortsetzen. Da diese Filme nicht nur künstlerisch gescheitert sind, sondern in den meisten Fällen auch keine kommerziellen Überflieger waren, sollte man doch eigentlich denken, dass Hollywood irgendwann einmal Erbarmen zeigen und den Spuk beenden würde. Doch Pustekuchen. Im Falle Uwe Boll müssen sich ein paar Leute aus einem unerfindlichen Grund wohl so schwer beeindruckt von House of the Dead gewesen sein, dass sie ihn jetzt der Reihe nach jedes Videospiel verfilmen lassen, das sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Nach Alone in the Dark steht ja noch dieses Jahr Bloodrayne an... und als Trash-Fan freue ich mich schon riesig drauf, denn es steht nicht zu befürchten, dass dieser Film in irgendeiner Hinsicht besser wird als House of the Dead oder der sogar noch schlechtere Alone in the Dark.

Fangen wir mit den Punkten an, die mir an Alone in the Dark gefallen haben... ach ja, es gab gar keine. Kommen wir also zu den schlechten, peinlichen und unfreiwillig komischen Dingen. Gleich der Anfang ist recht lustig, denn es wird ein elend langer Text eingeblendet und gleichzeitig vorgelesen, wo von irgendeiner amerikanischen Urzivilisation vor 10.000 Jahren, den so genannten Abkanis, die Rede ist, die damals blöderweise das Tor zwischen der Welt des Lichts und der Dunkelheit geöffnet hatten, wobei natürlich etwas Böses durchgeschlüpft ist. Weiterhin ist in dem fast zweiminütigen (!!) Textprolog die Rede davon, dass es in der heutigen Zeit eine Art Behörde, Bureau 713, gibt, die für übersinnliche Dinge zuständig ist und sich mit dem Abkani-Zeug beschäftigt mit dem Ziel, Menschen und Kreaturen der Dunkelheit zu kreuzen... oder so. Ganz zu verstehen ist der Schwachsinn nicht gewesen. Aber definitiv ein Einstieg nach Maß in einen richtigen Schundfilm der Extraklasse.

Machen wir gleich weiter mit Christian Slater, der diesen Karrieretiefpunkt ebenfalls mit Humor nehmen sollte, denn von jetzt an kann es nur noch mit ihm aufwärts gehen. Tiefer zu sinken ist jedenfalls kaum vorstellbar. Alleine seine Filmkleidung wirkt so, als würde er die gebrauchte Garderobe von Jean Claude van Damme aus den frühen 90er-Jahren auftragen: Muskelshirt mit braunem Ledermantel drüber. Dazu spricht er mit unbewegter Miene tiefschürfende Weisheiten aus wie: „Being afraid of the dark is what keeps most of us alive.“ Aber das auch nur, wenn er ausnahmsweise nicht gerade damit beschäftigt ist, in Zeitlupe durch die Gegend zu hechten. Tara Reid als schlaue Wissenschaftlerin mit Brille zu besetzen ist ein genialer Schachzug von Uwe Boll gewesen, der erheblich dazu beiträgt, den Film richtig glaubhaft wirken zu lassen. Noch glaubhafter hätte diese Rolle wohl nur noch von Paris Hilton verkörpert werden können. Von Tara Reid stammt auch meine Lieblingszeile aus dem ganzen Film, sozusagen die Krönung aller schlechten Dialogzeilen, die der Film hat: „Some doors are meant to stay shut.“ Komplettiert wird die schauerliche Hauptdarstellertrinität von Stephen Dorff, der hiermit ebenfalls Ansprüche auf eine Goldene Himbeere im nächsten Jahr anmeldet. Die Nebendarstellerrige ist aber um keinen Deut besser, ich nenne da nur Opa Bösewicht.

Alone in the Dark hat 20 Millionen Dollar gekostet, und dieses niedrige Budget sieht man an allen Ecken und Enden. Die CGI-Effekte sind fürchterlich schlecht, und man sieht überdeutlich, dass fast alles im Studio vor billigen Pappkulissen gedreht worden ist. Die Monster sehen nicht nur von der Umsetzung her lächerlich aus, sondern schon vom Design her. Hinzu wird die Inkompetenz von Uwe Boll in jeder Szene überdeutlich. Nicht nur, dass er wie in House of the Dead schon Bullet-Time-Effekte für etwas Hochoriginelles hält, er frachtet jede Actionszene mit Zeitlupen voll – und zwar immer genau da, wo sie garantiert nicht passen. Heraus kommt dann so ein Schrott wie die Verfolgungsjagd mit anschließender richtig peinlich inszenierter Schlägerei am Anfang des Films. Oder das ganze letzte Drittel des Films, eine einzige schlecht choreographierte Ballerei, bei der die Munition niemals alle wird. Wofür Boll ebenfalls keinerlei Gespür zu haben scheint, ist der Einsatz passender Filmmusik. Ein gutes Beispiel ist die einzige Liebesszene des Films (wo Tara Reid die einzige Gelegenheit verpasst, ihre neuen Silikontüten in die Kamera zu halten), in der abrupt „Seven Seconds“ von Neneh Cherry und Youssou N’Dour einsetzt. Der Song mag Geschmacksache sein (ich finde ihn schrecklich), aber er ist in dieser Szene einfach nur unpassend. Bei der Gelegenheit ist mir auch noch aufgefallen, dass ich „Wish I had an Angel“ von Nightwish, das im Abspann ertönt, ebenfalls ohrenschmerzverursachend finde. Auf das Oceanborn-Album hätte sich ein so schlechtes Stück jedenfalls nicht verirren können. Aber das ist wiederum Geschmacksache.

Alone in the Dark ist eigentlich fast sogar noch zu schlecht fürs Videothekenregal. Selbst die Machwerke von Paul W. S. Anderson sind fast schon filmische Kabinettstückchen im Vergleich hierzu. Uwe Boll schafft es mit Alone in the Dark mühelos, seinen schon schlechten Vorgängerfilm House of the Dead in fast allen Belangen zu unterbieten. Trotzdem ist Alone in the Dark ein potenzieller Partykracher und für Leute mit ausgeprägtem Hang zum Trash aufgrund seiner unfreiwilligen Komik ein Pflichtfilm. Aber nur für diese. 1,5/10

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