Review

ALONE IN THE DARK ist ein Meisterwerk.
Die Geschichte reißt einen von Beginn an mit, die verwendeten Techniken wurden schon dutzendfach kopiert und die Atmosphäre ist einfach unerreicht.
Ich spreche hier natürlich von dem Computerspiel, nur um Missverständnissen vorzubeugen...

Dieses Spiel schlug Anfang der 90er ein wie eine Bombe; Revolutionär waren die Kamerawinkel, die das Geschehen immer im möglichst spannungsförderndsten Winkel einfingen und somit die Grundlage für alle modernen Horrorspiele wie Resident Evil und Silent Hill legten. Fantastisch war die Musik, die, spärlich eingesetzt, die ohnehin schon beklemmende Atmosphäre ins Unermessliche steigerte. Und ungewöhnlich war die für damalige Verhältnisse noch seltene Mischung aus Action und Adventure, aus Schießen und Nachdenken, aus Lärm und Stille. Wie gesagt, das Spiel war und ist ein Meisterwerk, und so verwundert es eigentlich nicht, dass sich jemand im Zeitalter der Spieleverfilmungen dieser Perle annehmen würde. Die cineastische Grundlage des Spieldesigns, das war doch eigentlich ein Selbstgänger. Eigentlich...

In einer gerechten Welt würden Spiele, wenn schon nicht mit dem gleichen Respekt wie Romane, doch zumindest mit Respekt behandelt werden. Millionenfach verkauft, haben sie doch treue Fans, die bei der cineastischen Umsetzung ihres Lieblingsspiels eine gewisse Erwartungshaltung haben. Immerhin sind viele Spiele heute keine Pieps- und Klingelorgien mehr, sie erzählen auf ihre Weise komplette Geschichten (Metal Gear zum Beispiel). Es wäre also doch schon einmal ein netter Ansatz, wenn sich der verfilmende Regisseur sagen würde: "Hey, die Leute spielen dieses Spiel tage-, manchmal wochenlang. Mein Film muss doch irgendwie dieses Gefühl, das sie während des Spielens haben, einfangen können".

Uwe Boll, da bin ich mir jetzt einfach mal sicher, hat sich so etwas nicht gedacht. Er hat dieses Spiel vermutlich nicht einmal gespielt. Nein, er saß da, ganz allein in der Dunkelheit seiner Kenntnis von Videospielen, und hakte eine Liste von Dingen ab, die seiner Meinung nach unbedingt in seinem Produkt (nicht Film!) vorkommen mussten: Geile Bullet-Time-Effekte. Noch geilere Einsatzteams mit total grossen Waffen. Voll üble Monster. Sex, irgendwie. Wird schon klappen.

ALONE IN THE DARK, freie Verfilmung des vierten Teils der Spieleserie, ist eine einzige Katastrophe. Wenn man sich schon von allem abwendet, was die Grundlage ausmachte, dann soll man es bitteschön auch richtig machen. Boll wollte einen Actionreißer statt eines Thrillers. Lärm statt Stille. Stephen-Sommers-Gekreisel statt Hitchcock-Einstellungen. Bitteschön. Seine Mittel: Konfuse Szenenwechsel, konfuse Dialoge, konfus gefilmte Actionsequenzen, konfuses Drehbuch: Unentschlossenes Geschwanke zwischen Mystik und Action, ein Mischmasch aus Indiana Jones, Alien und Starship Troopers, der nie einen Fluss und eine Dramaturgie entwickelt. Praktisch zu keiner Zeit ist klar, warum und weshalb da jetzt wieder gemeuchelt wird, warum unbedingt dieser Eingang gesichert werden muß, während die Vergangenheit von jenem doch... argh.
Stephen Dorff (der Name seines erinnerungswürdigen Charakters ist mir just entfallen) sagte kurz vor Schluss so schön: "Das ergibt doch alles keinen Sinn!" Applaus, der Mann hat Recht!

Thema Schauspieler: Dass hier auszeichnungswürdige Darbietungen am Start sind, hat wohl keiner erwartet. Aber dass die Charaktere so papierdünn, austauschbar bis unglaubwürdig rüberkommen, hätte wohl keiner erwartet. Wer den Carnby aus den alten Spielen kennt, kann sich sowieso nur über Christian Slater wundern. Und mir fallen eigentlich auch glaubwürdigere Archäologinnen ein als Tara Reid. Aber, ach ja, ich vergaß, der Sex. Tschuldigung. Wie hieß es in WAYNE´S WORLD doch so schön: Kostenlose Sexszene. So kommt das hier rüber. Naja, es fügt sich halt ins traurige Gesamtbild.

Positives? Hm, ganz so mies, wie bisher von allen beschrieben, fand ich die Effekte nicht. Speziell die Szene im Museum, als sich ein Monster im Strahlerlicht auflöst, sah ganz cool aus. Für miese Effekte wendet man sich bitte an DARKWOLF. Und die Musik war vielleicht auch ganz ordentlich, aber die konnte man vor lauter Geballere eh nicht hören.

Und ich wollte diesen Film mögen, wirklich. Doch bei aller Liebe: Nö. Nicht mal als "Gute-Freunde-und-ein-Trashfilm-Videoabend" zu empfehlen, ich rate wirklich auf das dringlichste ab. Auch und gerade Fans der Vorlage sollten es lassen. Spielt weiter das Spiel, das kostet nur einen Bruchteil von Kinokarte/Leihgebühr/DVD. Spielt es. Vor allem Sie, Dr. Boll.

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