Die Abenteuer um Karate-Schüler Daniel und den weisen Miyagi waren Mitte der Achtziger zum Hit geworden. Zwei recht brauchbare Fortsetzungen folgten, und das Kapitel des Karate Kids schien abgeschlossen. Doch weit gefehlt: Denn die Neunziger brachen an und Hollywood schien sein Pulver vorerst verschoßen zu haben. Die Ideen gingen den Filmemachern flächendeckend aus und das Einzige, was ihnen im Zuge dieser inspirationslosen Ära noch einfiel um trotz des kreativen Mangels Filme servieren zu können, waren etliche Fortsetzungen. Ungezählte, einst erfolgreiche Klassiker wurden, obwohl lang abgeschlossen, exhumiert und mit mal eben an den Haaren herbeigezogenen Plots erneut in Filmform fortgesetzt. Und warum sollte es Daniel und Miyagi besser ergehen als Allen Ripley (Alien-Quadrilogie) oder dem Terminator? Die Idee zu einer weiteren Fortsetzung war rasch geboren, nun brauchte man nur noch einen Plot. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? - "Hm, stehlen...", muß es da den Machern dieses Neuaufgußes durchs Denkzentrum geschoßen sein, "Warum eigentlich nicht...?"
Man bediente sich also nach Kräften bei den vorangegangenen Teilen der Reihe und griff, um die armselige Kopie notdürftig zu kaschieren auf eine in den Neunzigern so typische wie pathetische Unsitte zurück: "Wenn man ein und denselben Stoff zum zweiten Mal vermarkten will, dann besetze man einfach die männliche Hauptrolle auf weiblich um und schon hat man einen neuen Film". Dass das bei einem Martial Arts-Film nicht wirklich was Stimmiges werden kann, dürfte klar sein. Aber nichts desto-Rotz. Im vierten Teil begegnen wir dem desillusionierten Teenager Julie (Hilary Swank). Probleme in der Schule, Langeweile, No-Future-Gedankengut, Ziel der Sticheleien ihrer Mitschüler (wie einst Daniel). Aus diesem Tief reißt die Abgestürzte natürlich der angestaubte Miyagi (Pat Morita) mit seinen Trainingsmethoden (wie er es genauso einst bei Daniel tat...) und verhilft ihr schließlich zum Sieg gegen ihre inneren Zweifel sowie ihre realen Gegner (genau wie... muß ich es überhaupt noch sagen?).
Mit dieser Fortsetzung kann ich mich wirklich kein Deut breit anfreunden. Den Machern scheinen die simpelsten Kenntnisse der elementaren Filmgesetze völlig gefehlt zu haben. Action-Filme sind eine ausgewiesene Männerdomäne. Und wir wollen Identifikationsfiguren haben. Einen Helden, mit dem wir im Kampf gegen das ruchlose Villaingesockse mitfiebern können, als würden wir selbst an seiner statt die Fressen der Gegner zu Klump punchen. - Ein sich ungelenk bewegendes Mädel bietet uns diese Möglichkeiten definitiv nicht. Aber damit nicht genug. Denn die dürre Göre wirkt als angebliche Kampfsportlerin zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig. Völlig Martial Arts-unkundig und hölzern rasch erlernte Moves herausstaksend taumelt sie durch den Film, so dass ich irrationalerweise irgendwann begann mich an die Hoffung zu klammern einer der Villains würde sie endlich und final umdreschen. Aber selbstverfreilich kam es leider nicht dazu. Denn zumindest das Drehbuch erklärt die unfähige Hauptdarstellerin hier zur Heldin. Hinzu kommt, dass Miyagi aus dem fundamentalistischen Japan kommt und wahrscheinlich nicht mal im wildesten Fiebertraum auf die Idee kommen würde, die Kampfkunst-Lehren seiner Vorväter an eine Frau weiterzugeben.
Und als wären der zusammengeschustere Plot und die diskutierbare Besetzung nicht schon des Üblen genug, das Desaster setzt sich auch in anderen Bereichen fort. Denn viel Geld schien die Filmindustrie in diese gänzlich überflüssige, vierte Fortsetzung des Karate Kid-Themas dann doch nicht mehr stecken zu wollen. "Noch mal im Vorbeigehen den schnellen Dollar aus der Tasche der Fans ziehen". Bei solchem (vermutlichen) Vorsatz sitzt die klingende Münze der Studios eher angenäht im Geldbeutel. Und so sind auch Sets und Effekte von geradezu peinlicher Simplizität und runden das durchweg negative Gesamtbild lediglich noch adäquat ab.
F a z i t :
Karate Kid IV ("The next Karate Kid") macht einfach alles falsch. - Die Hauptakteurin "Julie" kann zu keinem Zeitpunkt überzeugen und damit ist bei einem Kampfsportfilm eigentlich von vorneherein auch schon alles verloren. Weder Charisma noch Können sind erkennbar. Da reißt auch Altmeister Morita nichts mehr raus. Die billige Machart des "Werkes" versetzt dem hingerotzten Projekt dann nur noch den letztendlichen Todesstoß. Mögen die Masterbänder dieses Schunds in einem bedauerlichen Brandunfall untergehen... Es wäre zu wünschen! Selbst eingefleischte Karate Kid-Fans sollten sich reiflich überlegen, ob sie sich diesen jämmerlichen Ausverkauf ihrer Kultserie wirklich antun wollen...