Der als Co-Produktion von American International Pictures und Amicus in den Londoner Twickenham Studios entstandene Streifen Das Schreckenshaus des Dr. Death fristet eines Schattendaseins in den Filmographien der Horrorstars Vincent Price und Peter Cushing. Zu Unrecht, wie man nach Genuß des selbstreferenziellen Film-im-Films feststellen muß. Technisch etwas ruppig entstand unter der Regie von Jim Clark ein stellenweise psychotronisches Werk, welches die glorreiche Zeit des um die 60er Jahre zentrierten Gruselfilms unter Verwendung zeitgenössischer Mittel. Gleichzeitig ist es angenehm einmal wieder erleben zu dürfen, wie die postmoderne Ironisierung kein Phänomen der letzten Jahre ist.
So bezieht sich die Figur Paul Toombes im auf der Geschichte Devilday von Angus Hall basierenden Das Schreckenshaus des Dr. Death vorzüglich auf die vergangenen Rollen von Vincent Price. Unterstrichen wird dies durch zahlreich eingestreute Ausschnitte zumeist aus den Edgar Allan Poe Filmen von Roger Corman. Tatsächlich beruht auf diesen Einspielern auch die vollmundig im Vorspann angekündigte “Special Appearance” der Schauspieler Boris Karloff und Basil Rathbone, die außer im Archivmaterial keine Rolle spielen. Mit einem Augenzwinkern verkleidet sich der ewige Van Helsing Peter Cushing auf einem Kostümfest außerdem als Dracula.
Paul Toombes ist eine in die Jahre gekommene Horrorikone, die mit der Figur des Dr. Death eine zweite Persönlichkeit erschaffen hat, welche ihn wörtlich nicht mehr losläßt. Es wird angedeutet, daß insbesondere eine hypnotische Episode im Zusammenhang mit der psychischen Zerstreuung in Verbindung steht. Ereignisse in der Vergangenheit beinhalten an die Dr. Death Filme angelehnte Morde. Paul Toombs hatte sich in psychologische Behandlung begeben müssen.
Die Gegenwart in Das Schreckenshaus des Dr. Death bedeutet für Paul Toombs, daß ihn die Vergangenheit erneut einholt. Vom ehemaligen Pornoproduzenten Oliver Quayle (Robert Quarry), der ein wenig freundschaftliches Verhältnis voraussieht, wird der Dr. Death Autor und Toombes Freund Herbert Flay (Peter Cushing) mit einem Hilfegesuch aus vorgeblicher Geldnot voranschickt. Nicht ohne zeitaktuellen Bezug soll Dr. Death zu einer Fernsehserie umgesetzt werden.
Tatsächlich befand sich das Kino bereits seit den 50er Jahren in Konkurrenz zu den Funkstationen. Während die Lichtspielhäuser zunächst mit seinerzeit daheim nicht reproduzierbaren Formaten und schließlich garstigen Liberalisierungen der Zensur in die Schlacht zog, suchten sich TV-Produzenten später immer wieder Inspiration im Kino oder begannen teilweise gar, selbst den jungen Wilden eine gut finanzierte Plattform zu bieten. Namen abgehalfterter Stars nutzten beide Formate gern.
Teils von psychoaktiv sausenden Gruselsounds untermalt kommt es im Umfeld der Fernsehschau unausweichlich zu letalen Unfällen. Mit schwarzen Handschuhen und auch perspektivisch bei den neuen Morden in der Schickimicki-Szene des Business schafft man in Das Schreckenshaus des Dr. Death deutliche Parallelen zu den Motiven des Giallo. Umrahmt von üppig ausgestatteten Damen, die kaum mehr als Parodie auf die Mechanismen der Filmwirtschaft und als Schlachtvieh inszeniert werden, aber auch einer pfiffigen, mit mädchenhaftem Charme den Beschützerinstinkt weckenden Natasha Pyne, verfolgen Paul Toombes erneut Szenen seiner Dr. Death Filme nachempfundene Tötungsdelikte.
Es kommt dem Film zu Gute, daß Vincent Price entgegen der Das Schreckenshaus des Dr. Death anhaftenden parodistischen Züge seine Rolle in aller Ernsthaftigkeit lebt. Auf diese Weise verschmelzen die Elemente aus Vergangenheit und Gegenwart zu einem respektierlichen Psychotrip, der insbesondere abgerundet wird, wenn sich gestrige Bezüge im Jetzt manifestieren. Auch wenn die Empfehlung, “sich darauf einlassen können zu müssen” eine allgemeingültige Entschuldigung für alle Guilty Pleasures dieser Erde darstellt, so steckt hierin doch ein Funke Wahrheit. Ein bisschen Einfühlungsvermögen in das zeitgenössische Kino, den auch mit diesem Film ausklingenden Horrorzyklus und seine Gesichter wie eben Vincent Price und Peter Cushing begünstigen den Genuß von Das Schreckenshaus des Dr. Death durchaus.
Fans deutscher Synchronisation freuen sich über eine überzeugende Umsetzung unter Einsatz von Siegfried Schürenberg und Friedrich Schoenfelder, obschon es Verwirrung stiften kann, daß beide in ihrer Laufbahn sowohl Vincent Price als auch Peter Cushing gesprochen haben. Im Beispielsfall Die Fliege übernahm sogar Siegfried Schürenberg die Rolle des Vincent Price in der Kinosynchro, während die später erstellte ARD-Version mit Friedrich Schoenfelder besetzt worden ist.