Review

Rollins dritter Film der die Vampir-Thematik aufgreift beginnt in Schwarz/ Weiß Bildern auf einem an Atmosphäre und Schönheit wohl kaum zu überbietenden Friedhof. Mit dem Einsetzen der Anfangscredits setzt erst die Farbe ein. Wäre „La Vampire nue“ nicht sein erster Farbfilm gewesen hätte ich jetzt mit Sicherheit von der Geburt des Farbfilms innerhalb eines Films gesprochen, aber diese Möglichkeit wird mir leider nicht geboten.

Die von Beginn an eingesetzte Filmmusik zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film. Psychedelische Kompositionen die der Feder eines Lou Reeds entsprungen sein könnten begleiten das Farbendominierte Geschehen. Es mag zum einen auch an dem Produktionsjahr 1970 liegen, dass der Film eine derartige LSD Hippie Mentalität aufweist, zum anderen wird anhand dieser Musik der Pathos des klassischen Vampirfilms eindeutig in Frage gestellt.

Die frisch verheirateten Ise und Antoine wollen Ises Cousins besuchen, bei ihrer Ankunft erfahren sie, dass diese am Vortag verstorben sind. Nichtsdestotrotz werden sie von den beiden Bediensteten zum Bleiben auf dem Schloss der Cousins eingeladen. Des Nachts wir Ise von einer, aus der Schrankuhr tretenden, sehr Hippieähnlich gestylten Vampirin namens Isolde aufgesucht. Es kommt zur Verführung durch das Böse…

Inmitten der zum Ziel der Verführung ausgerichteten Ise, bewegt sich deren Mann Antoine, der die Situation nach und nach erkennt und Ise zur Flucht bewegen will. Antoine kommt mir, innerhalb der Hippie-Vampir-Kommune vor wie ein prähistorischer Punk-Rocker. Die Krawatte schlackzig gebunden und das weiße Hemd vereinzelnd aus der Hose hängend, völlig entgegen dem Hippie Style seiner Kontrahenten. Rollin zeigt eine sehr interessante Szene in der Antoine in der Bibliothek von den aus dem Regal fallenden Büchern zu Boden geworfen wird. Antoine sucht dort die Lösung auf seine Fragen und wird mit dem Wissen aus Jahrhunderten symbolisch erschlagen und zu Boden geworfen. Es wird hier angedeutet, das er das was er sucht nicht verstehen wird und will. Die Cousins versuchen Antoine gegen Ende des Films, Verständnis für ihre Lage beizubringen, welches Antoine allerdings nicht aufbringen will. Dieser Part des Films, in dem die Cousins, Ise und Antoine an einem Tisch sitzen wird mit einer herrlich kreisenden Kamerafahrt dargestellt, welche die Charaktere der genannten Personen in einer besonderen, sprich gesonderten Weise darstellt.

Im Vergleich zu anderen Rollin- Filmen bezieht der Regisseur mit dem Charakter von Isolde sehr eindeutig Stellung. Isolde wird zwar auf der einen Seite als rein und unberührt dargestellt, dennoch verkörpert sie das eigentliche Böse, welches allerdings am Ende seinem Schicksal überlassen wird. Dieses lässt bei den Dienerinnen Marie-Pierre Castel und Kuelan Herce unbekümmerte Freude aufkommen, da sie nun von der Last, dem Bösen dienen zu müssen, befreit wurden.

Das Ende des Films spielt, wie kann man es auch anders erwarten, am Strand. Antoine läuft hektisch und hilflos durch die Gegend und versucht Ise der Macht, der beiden Cousins zu entziehen. Ise ist allerdings Chancenlos im Kampf gegen das ihr Bevorstehende. Die Cousins trinken ihr Blut und mit Einsetzen der Sonne verschwinden alle drei. Einzig Antoine bleibt, weiterhin hektisch durch die Gegend laufend am Strand zurück…

„Les Frisson des Vampires“ zeichnet sich durch eine exzellente Optik aus. Die Kameraarbeit und Beleuchtung sind kurz gesagt perfekt. Rollins Film wirkt auf mich wie ein nicht enden wollender Drogenrausch untermalt von einer Velvet Underground ähnlichen Begleitmusik. Großartiges Kino für Fans des Extravaganten, allerdings todlangweilig für den Mainstreamkonsumenten.

Details
Ähnliche Filme