Trotz der relativ prominenten Besetzung ist „Selbstjustiz“ ein nur unterdurchschnittliches Copdrama.
Artie Lewis (Michael Keaton) ist ein ehrlicher, hart arbeitender Cop, der glücklich, aber kinderlos mit seiner Frau Rita (Rene Russo) verheiratet ist. Sein Partner Stevie Diroma (Anthony LaPaglia) hingegen ist Witwer mit drei Kindern. Doch trotz der familiären Unterschiede sind die beiden zwei sehr gute Freunde, die auch im Beruf bei Überfällen oder Schlägereien immer füreinander einstehen. So etabliert „Selbstjustiz“ schnell seine Hauptfiguren, die ziemlich sympathisch, aber dennoch nicht unrealistisch gezeichnet sind.
Doch dann geschieht Schreckliches: Artie und Stevie müssen mit einem Drogensüchtigen verhandeln, der seine Familie als Geiseln genommen hat. Stevie ist vollkommen überarbeitet und bekommt zu große Angst um die Geiseln. Er stürmt unüberlegt vor und wird erschossen, kann aber durch sein Opfer ermöglichen, dass Artie den Mann festnimmt. Nach einigem Leerlauf, der die Charaktere zwar vertieft, aber zu lange dauert, ist die Szene in der Wohnung des Geiselnehmers wieder ziemlich intensiv und spannend geraten.
Artie und Rita nehmen Stevies drei Töchter auf, obwohl sie in ihrer Wohnung kaum Platz haben. Da Stevie sie zu den gesetzlichen Vormündern ernannt hat, überlegen sie ob sie die Kinder behalten sollen, haben aber nicht wirklich die Mittel dafür. Gleichzeitig versucht Artie verbissen auf beruflicher Ebene die Drogendealer zu erwischen, deren Geschäft indirekt die Schuld am Tod seines Partners trägt...
„Selbstjustiz“ mischt trotz des reißerischen Titels Elemente von Drama und Krimi, wobei ersteres klar überwiegt. Leider nicht die glücklichste Wahl, denn hier versandet der Film oft in Klischees und purem Kitsch, was durch die arg formelhaften und wenig überzeugenden Dialoge noch verschlimmert wird. So kommt vor allem in den ersten zwei Dritteln kaum Spannung auf und der Film ist hier oft ziemlich langweilig. Das Ende der Geschichte ist ebenfalls arg kitschig geraten.
Der Krimipart hingegen kann sich sehen lassen und kann ein paar sehr spannende Einzelszenen wie z.B. die in der Wohnung des Drogensüchtigen bieten. Allerdings konzentriert sich der Film erst im letzten Dritteln wirklich auf die Thrillerelemente und kann so die Längen aus dem Kitschteil nur in gewissen Maß ausgleichen. Auch das Tempo nimmt erst im letzten Drittel ein einigermaßen ansprechendes Niveau an, weshalb der Film erst hier zeigt, was für ein Potential er gehabt hätte.
Auch die Klassifizierung als Actionthriller, wie das deutsche Videocover sie vornimmt, sollte man besser ganz schnell vergessen. Es gibt nur ein paar Actionszenen, die auch nicht allzu ausgiebig ausfallen. Doch dafür kann der Film hier mit einem ungewohnten Maß an Realismus aufwarten. Die Prügeleien und Schießereien des Films präsentieren sich ungewohnt wirklichkeitsnah, wobei vor allem die Lift-Prügelei und der Fluchtversuch des Drogendealers herausstechen. Ohne Überstilisierung laufen die Auseinandersetzungen ab und die Gegner gehen auch nicht sofort KO wie in diversen Martial Arts Movies.
Michael Keaton spielt seine Rolle recht überzeugend und auf ganz ordentlichem Niveau, was man eigentlich von dem ganzen Ensemble sagen kann, das unter anderem noch Rene Russo, Anthony LaPaglia, Benjamin Bratt und Rachel Ticotin umfasst.. Alle agieren ordentlich, aber keiner sticht wirklich heraus oder liefert eine Höchstleistung ab.
Trotz einiger spannender Einzelszenen und realistischer Actionszenen kosten Langeweile, Kitsch und miese Dialoge den Zuschauer zu vielen Nerven, so dass „Selbstjustiz“ nur im unteren Durchschnittsbereich anzusiedeln ist.