Oscarverleihung 2005: Schon wieder geht Martin Scorsese und mit ihm sein neuer Film "Aviator" in den Hauptkategorien leer aus. Same prozedur as every year, so scheint es. Doch im Gegensatz zu all den anderen Jahren, in denen ihm zu unrecht die Auszeichnung verwährt blieb, muss er sich zur Abwechslung mal einem eindeutig besseren Film geschlagen geben.
„Million Dollar Baby“ trifft nicht nur den Geschmack der Academy Awards Jury, die nach so vielen Fehlgriffen Ausnahmsweise mal richtig lagen und den besten Film des Jahres ausgezeichnet haben. Der glückliche Gewinner hat wesentlich mehr zu bieten als nur eine Geschichte von einem Underdog der es mit eisernen Willen zum Boxchampion schafft.
Unser Held ist diesmal eine Frau. Magie (Hillary Swank) ist ganz unten in der Nahrungskette der Amerikanischen Gesellschaft. Sie fristet ihr Dasein als einsame Frau, die als Kellnerin nicht gerade einen Traumjob ausübt und obendrein dafür mies bezahlt wird. Aber Maggie hat einen Traum vor Augen, sie will auf jeden Fall Professionell Boxen und ist sich sicher, dass ihr nur einer dazu verhelfen kann: Frankie Dunn (Clint Eastwood), der einen heruntergekommenen Boxladen betreibt. Dieser Schuppen scheint schon mal bessere Tage gesehen zu haben und nur von Talentfreien Leuten besucht zu werden. Maggies Traum scheint unerreichbar, immerhin ist sie schon über 30, viel zu alt um mit dem Boxen noch Erfolg haben zu können und Frankie ist von dem Gedanken alles andere als Begeistert eine Frau zu trainieren.
Doch sie schafft es mit ihrer Sympathischen Art und ihrer unglaublichen Motivation Frankies Meinung zu ändern. Was folgt ist ein langes und hartes Training. Vor allem die Szene als Maggie während ihres Kellnerjobs ihre Beinarbeit trainiert, ist für mich jetzt schon einer der größten Szenen der Filmgeschichte.
Nach dem Training geht es für Maggie in den Ring und ihre Gegner bringt sie jeweils nach wenigen Sekunden zu Boden. Hier werden schnelle Cuts verwendet, die an „Raging Bull" erinnern, aber nicht einfach nur kopieren und das Talent von Paul Haggis (Screenplay) deutlich machen. Schnell steigt Maggie im Boxgeschäft auf, doch Frankie der in seinem Leben immer nur zurückweicht wenn es Ernst wird und Angst hat, im Leben enttäuscht zu werden, will sie lieber klein halten - kann gegen ihren Willen aber nichts ausrichten und es kommt doch noch zum Titelkampf.
So schön Maggie diesen Amerikanischen Traum geniest und Auslebt, so hart schlägt die Realität zu und macht alles zu Nichte.
Natürlich lässt es sich Clint Eastwood nicht nehmen und nutzt seinen Alter Ego Frankie dazu um seinen tiefen Glauben per Runningag zu offenbaren. Frankie legt sich dabei von Zeit zu Zeit mit seinem Priester an und diskutiert mit ihm über die banalste Sache, die der katholische Glaube hergibt. Peinlich wird das ganze aber nie.
Bei Million Dollar Baby passt wirklich alles. Nach dem so Hochgelobten, aber vielleicht etwas zu hoch gehandelten "Unforgiven" kann Eastwood endlich seine ganze Klasse ausspielen. Von der Besetzung her stimmt wirklich alles. Ob nun Eastwood selbst, oder die Ausgezeichneten Swank und Freeman, sie alle spielen einfach wahnsinnig gut. Mit Paul Haggis (L. A. Crash), hat man ebenfalls einen Glücksgriff getätigt.
Diesen Film sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, egal ob ihr euch fürs Boxen oder Clint Eastwood interessiert. Wer einfach nur ein großartiges Drama genießen will, ist hier genau richtig.