Review

"Soso, Clint Eastwood dreht jetzt also ein Sportdrama", habe ich so bei mir gedacht, als ich im TV erstmals was von "Million Dollar Baby" erfuhr...

Dass sich Clint Eastwood im hohen Alter noch einmal geändert hat und seine Qualitäten sowohl als Schauspieler als auch in der Regiearbeit noch weiterentwickelte, war mir schon bekannt, hat sich doch sein "Mystic River" von 2003 bereits hartnäckig in meine Großhirnrinde festgesetzt. Seine späte Wandlung und Umentwicklung vom Western-/Actiongenre hin zum großen Drama ist in diesem hohen Alter doch schon mehr als verblüffend.
Verblüffend war auch seine schauspielerische Leistung als Boxtrainer Frankie Dunn. Vieleicht mußte Eastwood als Darsteller wortkarger und schußgewaltiger Cops oder Revolverhelden nie sein ganzes können aufbieten - bei "Million Dollar Baby" mußte er es gewiss. Wortkarg und stoisch wie einst "Dirty"Harry Callahan begann er die Interpretation des Boxtrainers Frankie Dunn, bevor die nicht ganz junge, nicht ganz hübsche und noch nicht mal gute möchtegern Boxerin Maggie Fitzgerald (Hilary Swank), ihres Zeichens hauptberufliche Kellnerin, allein durch ihren unbändigen Willen, ihn dazu brachte, sie zu trainieren, mit dem Ziel Weltmeisterin zu werden. Im laufe des Films wuchs Eastwood immer mehr über sich hinaus und wir sehen schauspielerisch ganz sicher den besten Eastwood, den es jemals gab. Ich möchte soweit gehen, dass Clint Eastwood sich hier selbst sein Denkmal erschuf und sich in die Champions League der besten Schauspieler aller Zeiten spielte.

Sorry, bisher war fast nur von Clint Eastwood die rede, aber ich denke dass ist angebracht, da er den Film Produzierte, die Regie führte und für die Musik verantwortlich war. Es war SEIN Film und er wurde dafür nicht zuletzt durch die Oscars nachhaltig gewürdigt.

Zu Hilary Swank: Mit diesem Coup hat sie sich zu den bedeutesten Charakterdarstellerinnen der Gegenwart gesellt. Meisterleistung!

Morgan Freeman als Eddie Scrap, der im Boxstall für Sauberkeit und Ordnung verantwortlich ist - In dieser Rolle ist ein Freeman (freilich alt geworden, aber das ist Eastwood auch) hoffnungslos unterfordert.

...nein, "Million Dollar Baby" war kein Sportdrama. Um Sport ging es nur vordergründig. Ich zumindest war überrascht, als ich den Film sah, denn ich hatte einen anderen Film erwartet. Die ganze Marketingmaschinerie scheint den verblüfften Zuschauer gefoppt zu haben.
Auf den Inhalt möchte ich allerdings nicht weiter eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Wär schade. Laßt euch überraschen, wenn ihr den Film bis jetzt nicht kennen solltet.

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