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Maggie (Hillary Swank) ist das, was man gemeinhin als "White Trash" bezeichnet: Ein Frau, die aus einer Familie der absoluten Unterschicht stammt und sich mit einem Kellnerjob über Wasser hält. Doch was sie von anderen Unterscheidet ist ihr Traum zu boxen, für den sie alles andere hinten anstellt. Sie versucht Frank (Clint Eastwood) für sich als Trainer zu gewinnen, doch der lehnt zunächst ab. Sie trainiert von nun an täglich in dessen Gym, doch Frank bleibt hart. Erst nachdem sein Titelkampfschützling "Big Willie" sich einen anderen Manager sucht und auf aufgrund des guten Zuredens seines Freundes Eddie (Morgan Freeman) nimmt sich Frank doch Maggie als neuer Trainer an.
Der Film beginnt zunächst wie ein typischer Sportlerfilm: Underdog beißt sich durch um an die Spitze zu gelangen und schafft das schließlich auch. Doch der Film bietet weitaus mehr als das. Während die Story im Grunde sehr routiniert und gradlinig erzählt wird, gibt es immer wieder Nebenplots, die den Charakteren zusätzliche Tiefe verleihen. Da wären z.B. Frank und die Geschichte mit seiner Tochter, die anscheinend vor langer Zeit ienen Bruch begangen haben, aber warum dieser Bruch erfolgte erfährt der Zuschauer nicht. Auch wird Maggie und ihre Beziehung zu ihrer Familie thematisiert, wodurch dem Charakter weiterer Tiefgang zuteil wird. Auch Eddie und seine Beziehung zu Frank entfaltet sich im Laufe des Filmes immer mehr für den Zuschauer.
Schließlich verlässt der Film zum Ende hin die Pfade des klassischen Sportlerdramas und führt den Zuschauer zu der ultimativen ethischen Frage, der nach Leben und Tod und der damit einhergehenden Ultima Ratio. Damit wird der Zuschauer gleichzeitig traurig, aber vor allem nachdenklich zurück gelassen.
Doch alles das wäre nichts ohne die erstklassige Besetzung, die den Film trägt.
Zunächst Eastwood als Frank, dessen Charakter von Selbstzweifeln geplagt wird und der nur sehr ungerne Risiken eingeht. Durch Eastwoods ruhiges, fast karges, Minenspiel wird diese innere Trauer eines teilweise gebrochenen Mannes sehr gut verkörpert.
Den Gegenpart hierzu bildet Hillary Swank in der Rolle von Maggie, der man die zielstrebige Kämpferin jederzeit abnimmt. Doch neben all der Zielstrebigkeit ist der Charakter auch immer lebenslustig und positiv. Auch das verkörpert Swank perfekt, beispielsweise, wenn sie an einer Tankstelle einem kleinen Mädchen mit ihrem Hund zulächelt, da sie sich an ihren eigenen Hund erinnert.
Der dritte Schauspieler, der eine Glanzleistung abliefert, ist Morgan Freeman in der Rolle von Eddie, der in Franks Gym den Hausmeister gibt. Er ist auch der Erzähler der Geschichte und kommentiert das ganze von außen. Sein Charakter ist ähnlich dem von Frank angelegt, jedoch hat er eine weitaus positivere Lebenseinstellung. Freeman zeigt dies ebenfalls ducrh ein sehr ruhiges Spiel, kann hier jedoch rollenbedingt etwas mehr punkten als Eastwood.
Auch die Nebendarsteller sind sehr gut besetzt und spielen ihre Rollen souverän. Neben den hochkarätigen Haupdarstellern verblassen diese jedoch ein wenig, auch weil ihnen nicht allzu viel Zeit gewidmet wird (Ausnahme: Jay Baruchel in der Rolle des etwas naiven Danger, der den Film durch sein tragikomisches Spiel angenehm auflockert).
Auch die kamera- und Regiearbeit ist perfekt. Die unterkühlten, etwas tristen, Farben passen sehr gut zum Film und und unterstützen die nüchterne Erzählweise ebenso wie der sehr gute Score, der vor allem durch Akustikgitarren zu überzeugen weiß.
Neben "Wie ein wilder Stier" wohl das beste Boxdrama und für mich ein Meisterwerk, das nicht umsonst den Oscar als bester Film bekommen hat.

10/10

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