„Crime is king“ ist ein weiteres Werk, dass etwas länger über den großen Teich zu uns brauchte, um dann doch nicht direkt auf Video zu erscheinen, sondern zaghaft und leise ins Kino verfrachtet wurde, um wegen der angeblich so überzogenen Gewalt zweifelhaften Ruhm zu erlangen. Die besten Szenen des Films drehen sich dann genau um dieses Element, während der Rest aus Roadmovie, Beziehungskomödie und ein wenig Action besteht, dabei aber nie zusammenpasst.
Als Zugpferde soll für Regiedebütant Demian Lichtenstein ein Haufen Hollywoodstars, oder eher Exstars, fungieren, so das man doch ein wenig Qualität erwarten darf und kann. Namhafte Schauspieler wie Kurt Russell, Christian Slater, Courtney Cox, David Arquette, Ice-T und vor allem Kevin Costner sind aber zu einem großen Teil inzwischen pures Kassengift, daher aber wohl auch billig zu bekommen. Damit die Gage für die Riege dabei nicht in utopische Höhen steigt, schießt man beim einführenden Überfall die Hauptdarsteller auf einen übersichtliches Trio zusammen, welches sich im Film nun immer wieder austrickst, über den Weg läuft und in die Haare bekommt. Aus einem zweiten „Ocean’s Eleven“ wird also nichts.
Die Grundidee ist ein großangelegter Bargeldraub in einem Casino, wo die große Elvis Presley Sause in vollem Gange ist und die bösen Gangster in allerschickstem Elvis Look den Laden mal eben ausräumen, um dann das erste Blutbad vom Stapel zu lassen. Hier präsentiert sich auch der erste von zwei Höhepunkten, denn die Schießereien sind zwar nicht so brutal wie erwartet, dafür aber klasse mit Zeitlupe und Musikuntermalung in Szene gesetzt. Der Bodycount wird hierbei in zufriedenstellende Höhen getrieben, während Michael Zane dabei schnell zur Sympathiefigur (gerade aus dem Knast, letzter Coup vor dem Ruhestand etc) heranwachsen darf und der shoot-out-lechzende Zuschauer mit der Zunge schnalzen kann.
Nach dem erfolgreichgen Coup im Versteck (Hotel) angekommen denkt aber Murphy nicht wirklich daran die Beute zu teilen, sondern macht kurzen Prozess mit seinen Mitstreitern. Da aber Michael mit sowas schon gerechnet hat und nebenan sein „One Night Stand“ inklusive Rotzbengel wohnt, welcher während Murphys Säuberungsaktion das Geld stahl, müssen wir uns mit einem viel zu langen Roadmovie rumschlagen, der zäh wie ein Kaugummi sage und schreibe 125 Minuten läuft.
Michael büxt mit seiner neuen Fickfreundin Cybil, dem Geld und ihrem Sohn durch, während Murphy sie verfolgt. Zwischendurch werden uns immer wieder kurze Blicke auf die völlig inkompetenten Polizisten gewährt, die langweilig wie überflüssig sind. Vorspulen....
Man muss dem Film aber zugestehen, dass er einen gewissen Zauber und ein paar kreative Ideen besitzt, die man aber viel konsequenter hätte nutzen müssen, auch wenn sie dabei nicht immer in den Film passen. Da wäre zum Beispiel Murphys Duell mit dem Highwaysheriff, dass im Ansatz für einige Lacher sorgt, aber nach einer Kugelkreuzung im Matrixlook schon wieder zu Ende ist. Wie schön, hätte man dieses Duell zelebrieren können.... Etwas besser kommt Murphys Blowjob im Auto daher, während ein paar Rocker ihn und die Kaugummireise ungläubig beobachten.
Parrallel dazu verarscht Cybil Michael und lässt ihn mit ihrem Sohn stehen, um mit dem Geld durchzubrennen. Auf Michaels spätere Frage, warum sie ihren Sohn bei einem Fremden gelassen hat, antwortet sie nur „Ich habe ihn nicht bei einem Fremden, sondern bei dir gelassen“. Dabei kennen die beiden sich grad mal einen Tag und einen Fick lang....
Nach vielen langweiligen Wendungen und vielen „Ich tricks dich aus und du trickst mich aus“ Situationen geraten Michael und Murphy im Knast wieder zusammen, um auch schnell aus selbigem herauszukommen und wieder Jagd auf das Geld zu machen. Abwechslung wird nur mit Musik und den vielen Verfremdungseffekte geboten, die zwar etwas zu oft genutzt werden, so aber zumindest vor dem Einschlafen bewahren. Viel peinlicher und lächerlicher sind da die Konflikte zwischen Michael und dem Junior, welche sich gegenseitig immer wieder austricksen und aufs Korn nehmen, um dann doch zu einer Vater-Sohn-Beziehung zu finden.
Da Murphy noch immer sein Geld will, kommt er zur finalen Schießerei, bei der dann auch endlich mal die Polizei aktiv werden kann. Beim zweiten Höhepunkt des Films wird die Gewalt wieder so glorifiziert und übertrieben dargestellt, wie man sie selten in einem Mainstreamer zu sehen bekommt. Polizisten gehen dabei gleich reihenweise drauf, während der Oberschurke nochmal die großkalibrigen Waffen auspackt und das traute Trio den Abgang machen kann. Alle sind glücklich, nur der Zuschauer nicht.
Während Kurt Russell als Michael Zane eine akzeptable Sympathiefigur abgibt und Courtney Cox das Abziehbild einer alleinerziehenden Schlitzohrschlampe wiederspiegelt, gefällt vor allem Kevin Costner. Nachdem er in den letzten Jahren meist als Witwer oder alternder Sportler zu menschlichen Kassengift degradiert wurde, ändert er hier mal völlig seinen Stil und betreibt als Bad Guy Overacting. Selten hat mir Costner in den letzten Jahren so gefallen, denn ihm schien diese fiese Rolle selber zu gefallen, anders ist dieses imposante Auftreten kaum zu erklären. Er ist ein Schwein, er hat keine Skrupel und er schlägt oder tötet alle Frauen und Männer, die ihm über den Weg laufen oder ihm in selbigem stehen. So muss ein Bösewicht agieren, dann klappt es auch mit einem guten Fi..... Naja, lassen wir das...
Was man im Endeffekt aus dem Film extrahieren kann sind coole Musik, cooles Outfit, viele schräge Kameraeinlagen und Verfremdungseffekte, sowie ein starker, übertriebener Kevin Costner. Während die anfängliche und finale Schießerei bestens unterhalten können, fährt der Film im mittleren Hauptteil aber im Leerlauf weiter, so dass man sich die Fernbedienung zum Vorspulen herbeiwünscht. Dem Katz- und Mausspiel zwischen Costner,Cox und Russell konnte ich jedenfalls nichts abgewinnen. Der Abspann, mit einer genialen Elvis Einlage von Kurt Russell macht da schon mehr Spaß...