Review

Im selben Jahr an dem er auch an Otomos „Manie Manie“ mitwirkte, vollendete Rintaro (Robotic Angel, Doomed Megalopolis) auch diesen kleinen Mysterieanime, der ganz im experimentellen Flair dieser Zeit steht.
Die Geschichte rund um Toru und den Geisterzug krankt nur leider etwas an der fehlenden Spannung. Es beginnt ja alles recht vielversprechend. Die ersten Anfälle, die erste Begegnung zwischen Toru und dem Zug, das auftauchen der mysteriösen Gestalten die in dem Depot rumschnüffeln. Das ist alles recht spannend und baut die Geschichte gut auf. Doch von dem Moment der Entführung Torus an ist irgendwie die Luft etwas raus. Die Flucht aus dem Labor ist gänzlich unspektakulär und schon fast etwas lieblos und auch die darauffolgende Hatz zwischen Toru und dem Zug ist nicht wirklich mitreißend. Irgendwie wirkt das ganze etwas lieblos. Erst der finale „Endkampf“ und besonders das Nachspiel im Depot können dann wirklich wieder Stimmung vermitteln und mich überzeugen. Da der Film mit knapp 50 Minuten Laufzeit nicht so furchtbar lang ist, kommt der Hänger im Mittelteil nicht so schlimm. Schade ist es trotzdem. Gerade auch auf der metaphorisch Ebene hätte man da etwas mehr liefern können. Der Zug als Manifestation von Torus Unzufriedenheit mit seinem Leben. Im Büro ist er nur der Laufbursche, die Freundin macht Schluss. Das ausgerechnet da die Anfälle kommen und der Zug erscheint, der ausgerechnet auch noch das Lieblingsmodell des Chefs ist, ist sicher kein Zufall. Ihn zu bekämpfen wird dann zu Torus Aufgabe. Der Konfrontation mit seinem unzufriedenen, wütenden Selbstbild entziehen kann er sich nicht. So kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden, mit fatalem Ergebnis. Tja, da wäre mehr drin gewesen.
Gründe warum mich „Take the X Train“ nicht so anspricht kann man aber auch abseits der eigentlich Geschichte finden. Die Zeichnungen und Animationen sind zwar, für die damalige Zeit, durchgehend OK, aber die Chara-Designs gefallen mir überhaupt nicht. Die Körper sind klein und gedrungen, die Köpfe wirken oft zu groß und sind mit riesigen Mündern versehen. Sicher mal etwas anderes, aber es spricht mich einfach überhaupt nicht an.
Auch die dudelige Jazzuntermalung ist teilweise wirklich einfach unpassend. Sie wäre gut für ruhige, melancholische Szenarien, aber doch nicht für spannende Mysterie und schon gar nicht für Actionszenen.
Als Entschädigung und positives Gegengewicht kann man dann noch den visuellen Einfallsreichtum nennen, den Rintaro aufzuweisen hat. Es gibt einige sehenswerte Einstellungen (Nasenbluten von unten) und schön arrangierte Szenen (Die Sitzung am Anfang mit dem ständigen hin und her zwischen Toru und seinem Chef und der Belegschaft. Redet der eine sind die anderen „eingefroren“ und umgekehrt. Oder auch die „Sexszene“ zwischen Toru und seiner Freundin und generell Torus Anfälle sind sehr interessant montiert.)
„Take the X Train“ ist sicherlich eine gute Wahl für alle die auf etwas experimentellere und abgefahrene Animes stehen, ist aber auf diesem Gebiet sicherlich nicht meine erste Wahl. Er hat viele gute Ansätze, aber eben auch einige Schwachstellen. Im Endeffekt gibt’s eine gute Mischung, aber kein „must see“.

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