Bei der Premiere von "So Cute" in Südkorea sollen die Promoter des Films den Zuschauern bei Betreten des Filmtheaters eine ordentliche Portion Soju ( koreanischer Schnaps ) mit auf den Weg gegeben haben. So sollten die Zuschauer in die richtige "Stimmung" für den nun folgenden Film kommen. Ich rate allen, die sich nicht zurückhalten können und den Film dennoch anschauen wollen, ebenfalls vorher eine gehörige Portion Alkohol zu konsumieren, es wird jedenfalls dadurch erträglicher.
Die knappen 120 Minuten sind nicht nur bizarr und grotesk, sondern auch sinnlos und unendlich langweilig. In keiner einzigen Minute des Films konnte er mich unterhalten, niemals verstand ich einen Sinn in der Handlung und keine der Personen erzeugte irgendeine Gefühlsregung bei mir. "So Cute" ist für mich persönlich der schlechteste südkoreanische Film den ich bisher gesehen habe und somit muss ich ihn als filmischen Trash ganz unten einordnen.
Der Film spielt in einem Problembezirk von Seoul. Grosse und abrissreife Betonkästen, am ehesten mit leerstehendem sozialen Wohnungsbau zu vergleichen. Fast schon wie Hausbesetzer vegetieren dort noch wenige Leute vor sich hin.
Längst schon haben kriminelle Organisationen die Fühler ausgestreckt und wollen lieber heute als morgen alles abreissen und lukrative neue Zentren dort schaffen. Eine Wohnung allerdings wird noch vollkommen normal bewohnt. Dort wohnt der seltsame Jang So-roo ( gespielt von Jang Sun-woo ) zusammen mit zwei seiner Söhne. Eine Frau sucht man im Haushalt vergeblich und auch die Entstehungsgeschichte der Söhne ist seltsam. So-roo glaubte früher eine Art "Liebesgott" zu sein und ging so weit zu behaupten sein Penis sei besessen. Nicht er lief den Frauen hinterher, sondern sie kamen zu ihm um sich von ihm Söhne "machen zu lassen".
Die zwei erwachsenen Männer Shitface 963 ( gespielt von Kim Seok-hun ) und Dog Nose ( gespielt von Park Seon-woo ) wohnen somit noch bei Papa und hausen in den kärglichen Räumlichkeiten mehr schlecht als recht. Papas Penis versagt dem Träger in letzter Zeit allerdings konsequent die Dienste und so beschliesst Sohn Dog Nose eine junge Frau für Papa zu besorgen. Er schleppt die auf der Strasse lebende und sexuell nicht zimperliche Sun-yi ( gespielt von Ye Ji-won ) an und versucht die beiden zu verkuppeln. Die junge Frau war auch schon Dog Nose selber sexuell dienlich und wirbelt das traute Männerheim richtig durcheinander. Shitface 963 verliebt sie sofort in sie, Papa So-roo gefällt sie natürlich auch und Dog Nose hat wohl ursprünglich geglaubt, für ihn falle auch etwas ab.
Zu diesem Zeitpunkt wird der Kleinganove So-and-So ( gespielt von Jeong Jae-yeong ) aus dem Knast entlassen und bekommt von seinem Boss einen neuen Auftrag. Er soll den besagten Wohnblock endlich reinigen und die Familie So-roo vertreiben. Schlecht ist nur, dass So-roo auch sein Papa ist und die lebensfrohe Sun-yi ihn ebenfalls reizt.
Allein diese Story lässt schon vermuten, wie grotesk die gesamte Handlung sich entwickelt. Ein ekliger Wohnblock und eklige Typen die darin wohnen. Eine dreckige und schäbige Wohnung und eine Frau zusammen mit vier Männern. Nicht die Männer nehmen sich die Frau, sondern die Frau spielt einen nach dem anderen aus. Das ist bizarr und von der reinen Handlung her gesehen auch gewagt, doch es bleibt einfach vollkommen harmlos und unbeschreiblich langweilig.
Schon beim Anzeigen des Discmenüs beginnt diese düstere Langeweile. Der Titelsong "Girls want to have Fun" von Cyndi Lauper wird so grauenvoll zerlegt, dass es einem die Haare zu Berge stehen lässt. Im Film selber berührte mich keine Person, die Charaktere sind zu extrem und die Handlungen zu emotionslos. Es wird ebenso plötzlich und unerwartet gemordet wie geliebt, alles scheint aber emotionslos und vollkommen desillusioniert abzulaufen. Möglicherweise ist dies aber auch die Absicht von Regisseur Kim Su-hyeon ; vielleicht will er die Illusionslosigkeit der sozial schwächsten Schicht seines Landes aufzeigen. Da wird halt plötzlich und unvermittelt gemordet, geliebt und geheiratet ; da liegen die Träume und Ziele so unendlich weit entfernt, dass sie im Dunst verschwinden. Es gibt im Film mehrere Anzeichen für eine solche Intention, doch dann drehe ich bitte nicht so einen Müll zusammmen.
Am ehesten lustig ist noch die Rolle der Sun-yi ; sie darf etwas positiv sein und will halt von allen Männern geliebt werden. Dog Nose hat im Wohnblock eine junge Verehrerin, eigentlich noch minderjährig aber unter dem sozialen Druck extrem frühreif gezeichnet. Ihre Reifung zur Frau wird diese kleine eifersüchtige Kratzbürste ( ziemlich gut gespielt von Kim Heui-jeong ) zusammen mit mehreren Flaschen Soju und eben Sun-yi feiern und diese Szenen führen zu einem beklemmenden Gefühl. Das waren meine einzigen Gefühlsregungen während des gesamten Films und das waren erschreckend wenige.
Ich habe beim Anschauen von "So Cute" so ziemlich alles vermisst was ich am koreanischen Kino schätze und kann diesen Streifen wirklich nicht empfehlen. Ob der Filmgenuss sich durch den vorherigen Genuss von Soju verbessert, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Film versagt nicht nur beim Skript, er vermag trotz seiner bizarren Strukturen überhaupt nicht zu fesseln und bekommt ganz schwache 2 Punkte.