Schon lange vor Veröffentlichung des Filmes konnte man einige Lobeshymnen hören, es sollte endlich mal wieder ein knallharter realistischer Martial Arts Film sein und sogar 20th Century Fox sicherte sich die Rechte für Amerika. Da horcht man als Fan schon auf und wartet geduldig auf die US Vö. und hofft auf Extras die auf der englischen Scheibe nicht vorhanden waren. Doch außer die Widescreen Version des Streifens, sollte sich auch in den USA kein einziges Extra auf die DVD verirren. Nun ja, es kommt ja hauptsächlich auf den Film an…
Nach einer Schießerei hat Jack(Dominique Vandenberg „The Honorable“, „Gangs Of New York“) sein Gedächtnis verloren. Der kleine Gangster Manolo (Steven Bauer „Scarface“, „Snapdragon“) kümmert sich um ihn und promotet Jack, nachdem er feststellt dass er sehr gut Kämpfen kann, in Untergrund Fights für gutes Geld. In den Erfolgreichen 5 Jahren beschäftigen Jack aber immer wieder Erinnerungsfetzen an seine Liebe Marianne. Als er sie wieder sieht, kommt seine Vergangenheit wieder und die anders als gedacht…
Zu allererst muss man Regisseur Jesse Johnson Respekt zollen, was er für 500 000$ auf die Beine gestellt hat. Der Stuntman, Second Unit Director und Stunt Choreograph lässt diesen Film niemals billig da stehen. Auch wenn es nicht irgendwelche großen aufwendigen Szenen gibt, hat man nie das Gefühl einen Low Budget Film zu sehen. Dazu trägt auch die dreckige und staubige Umgebung Mexikos bei und zeigt dass man einen Film, für sehr wenig Geld, nicht immer im Ostblock drehen muss.
Einen großen Anteil daran hat sicherlich ebenso Steven Bauer, der wirklich gut aufspielt und seine Figur wie eine Kopie aus „Scarface“ erscheinen lässt. Und das ist nicht Negativ gemeint. Er hat sichtlich Spaß an seiner geschwätzigen Rolle und umschifft, dank des Drehbuches, sogar die üblichen Klischees die man von so einem Film erwartet. Sowieso geht die Story oft andere Wege als man denken mag. Sicherlich wird hier der Actionfilm nicht Neu erfunden, aber im B-Bereich wird selten soviel Sorgfalt auf eine stimmige (wenn auch nicht neue) Geschichte gelegt, die zum Finale sogar noch mit einigen Storytwists aufwaten kann. Das Augenmerk des Films liegt natürlich bei Jack, der sich an das meiste aus seiner Vergangenheit nicht erinnern kann, aber durch Träume immer wieder gezeigt bekommt, dass er kein guter Mensch war. Das möchte er nicht wiederholen und versucht Trost im Glauben zu finden und selbst bei den Kämpfen achtet er seine Gegner und gibt ihnen die Chance Ehrenvoll zu verlieren. Bei diesen ruhigen Szenen erinnert der Film stark an John Woo und behandelt Themen wie Freundschaft, Liebe, Religion und Verrat. Etwas zu dick aufgetragen wirken dabei nur die Erscheinungen der Jungfrau Maria.
Insgesamt funktioniert diese Mischung aber erstaunlich souverän. Ebenso schafft es Dominque Vandenberg seine Figur genug Leben einzuhauchen um diese Momente zu meistern. Gut, gegen Steven Bauer kommt er sicherlich nicht an, aber Leute wie Don „The Dragon“ Wilson oder Dale „Apollo“ Cook lässt er locker hinter sich. (Zu seiner Person kann ich übrigens seine Biographie empfehlen, denn Vandenberg hat wahrlich ein Interessantes Leben hinter sich. Ob 5 Jahre Fremdenlegion, Söldner, Kampfsportler oder jetzt Schauspieler. Wer kann solche Sachen schon von sich behaupten?)
Ja, das klingt alles stark nach Actiondrama und das ist es auch. Dabei werden etwas die Kämpfe vernachlässigt und auch wenn Regelmäßig Fights stattfinden, so sollte man keine Spektakulären erwarten. Auch wenn Realismus bei einem Kampfsportfilm eigentlich nicht passt(wer selber Kampfsport macht, weiß was ich meine), wurde hier darauf wert gelegt nicht maßlos zu übertreiben. Das bedeutet keine extremen Moves oder gar sowas wie Wirework. Trotzdem sind verschiedene Techniken zu sehen. Ob einfache Prügelei, hohe Kicks oder Bodenkampf wie Jiu-Jitsu. Dabei sind die Auseinandersetzungen meistens sehr kurz aber auch ziemlich hart gehalten. Höhepunkte sind ein offener, blutender Armbruch oder ein herausgerissenes Auge. Zum Finale fährt Jesse Johnson noch eine Ballerei (natürlich von Vandenberg Beidhändig geführt) auf, die aber aus Budgetgründen schwächer ausfällt. Zumindest ist die schwache Trefferquote der Gang, anfangs arg hoch. Und leider gibt es auch noch einen dicken Minuspunkt. Wenn man einen Mann wie Scott Adkins („Special Forces“, „Unleashed“, „Undisputed 2“) am Set hat, sollte man diesen auch eine Kampfszene geben. Doch außer ein paar Dialogen hat er leider gar nichts zu tun. Das fand ich sehr Schade (im Film davor, „Submerged“, ärgerte ich mich schon über die Verschwendung von Gary Daniels) und reiht sich damit in die Filme ein, die seine Qualität nicht nutzten wie „Das Medaillon“ und „Unleashed“, wo er ebenso sträflich vernachlässigt wurde. Vielleicht war sein Kampfstil, zumindest für diesen Film, einfach zu Spektakulär?
Fazit:
Applaus für Jesse Johnson. Seine Erfahrungen bei A-Produktionen hilft ihm ungemein das möglichste aus dem Budget und den Darstellern rauszuholen. Man darf gespannt sein was er mit 8 Millionen $ bei seinem nächsten Film anfangen kann. Hier präsentiert er einen B-Film der durch die Erzählweise, den für so einen Film ungewöhnlichen Drehbuch, Storywendungen die man nicht unbedingt erahnen kann und der, für so einen Film nötigen Härte, über dem Durchschnitt der B-Produktionen heraus sticht. Häufigere und ausführlichere Kämpfe hätten den Actionfreund in mir noch mehr befriedigt, doch auch so bin ich mit diesem Action-Drama durchaus zufrieden. Ist da etwa wieder Licht am Ende des B-Tunnels?