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"Pit Fighter" ist die zweite Regiearbeit des britischen Regisseurs Jesse V. Johnson. Mit "The Last Sentinel" spendierte er Hauptdarsteller Don Wilson einen seiner teuersten Filme und drehte jüngst mit Marc Dacascos "Alien Agent". Dies ist jedoch der erste Film Johnsons, den ich mir genehmige und ich stimme dem Hype der Actionfans zu. Nur kann ich mich mit Hauptdarsteller Dominiquie Vandenberg einfach nicht anfreunden. Größtenteils macht er zwar eine gute Figur im Ring und leidet bei Weitem nicht unter Ausdruckslosigkeit, jedoch wäre mir Scott Adkins deutlich lieber gewesen, der nur eine Nebenrolle ergatterte und zudem verschenkt wirkt. Steven Bauer, der schon in über achzig Rollen schlüpfte und trotzdem nie richtig bekannt wurde, verkörpert den Kleingangster Manolo, die restlichen Darsteller entziehen sich größtenteils meiner Kenntnis, jedoch trieb Johnson seine Schauspieler zu guten Leistungen an.
Gedreht wurde in Mexiko, von Anfang an wollte Johnson vom monotonen Ostblock nichts wissen, jedoch findet das Geschehen auch fast ausschließlich in einem kleinen Kaff statt. Dort prügelt man sich in versifften Hinterzimmern, hängt in Bars, oder schäbigen Zimmern herum, komischerweise stimmt aber das Flair. Eigentlich zu keiner Zeit wirkt "Pit Fighter" billig, die karge Kulisse passt einfach zum Geschehen.

Storymäßig geht es um Jack Severino (Dominiquie Vandenberg), der nach einer Schießerei sein Gedächtnis verloren hat. Schwer verletzt wurde er von einem Arzt gerettet. Doch sein Talent die Fäuste zu schwingen vergaß er nicht und so macht er sich als Kämpfer bald große Ehre. Durch Kumpel Manolo (Steven Bauer) fahren die Beiden massig Gewinn ein, doch Jack beginnt sich langsam zu erinnern. Immer wieder denkt er nun an seine tote Geliebte Marianne (Stana Katic) und mehr und mehr dämmert es ihm, dass er vor seiner Amnesie absolut kein netter Zeitgenosse war.
Über Jacks wahren Charakter schwebt der Zuschauer völlig im Dunkeln. Johnson präsentiert ihn uns erst einmal als wortkargen, jedoch sehr sympatischen Kerl. Er ist der Meinung irgendwann würde seine tote Freundin Marianne erscheinen und ihm sagen was er zu tun hätte, seinen Gewinn spendet er der Kirche und aus Respekt vor seinen Gegnern lässt er sich ordentlich verdreschen, bevor er richtig loslegt. Gerade der letzte Punkt ist unpassend, denn ich glaube Niemand würde sich wegen eines Fremden halbtot prügeln lassen.

Hauptaugenmerk liegt anfangs also auf Jack und seiner steilen Karriere als "Pit Fighter". Die vielen Kämpfe sind Johnson wirklich gut gelungen, doch man sollte keine allzu spektakulären Choreographien erwarten. Die Realität kämpft hier mit, trotzdem haben es die harten Faustkämpfe in sich. Blutige Gesichtswunden, ein völlig zermatschtes Auge, zu Brei geschlagene Gesichter und deftige Blutspuckereien gibt es zu begutachten. Nur sehr unrealistisch wirkt, dass Jack und auch seine Gegner zuviel Schläge einstecken können, ein normaler Mensch wäre schon dreimal tot gewesen, das bei nur einem Kampf. Doch hier wird nicht nur gefightet, sondern das Finale endet mit einem blutigen Shootout, der aber dank Jacks Handhabe mit einem MG ein wenig lächerlich ausfällt. Völlig ohne Deckung dastehend mäht er Dutzende Gegener über den Haufen und wird selbst nicht getroffen. Schon vorher kommen Schusswaffen zum Einsatz, als sich Jack an sein Leben vor der Amnesie erinnert und auch hier geizt Johnson nicht mit Brutalitäten. Der Actiongehalt ist für die Lauflänge von 83 Minuten sehr hoch, zudem sind die Sequenzen recht gut verteilt worden.

An Johnsons Inzenierung lassen sich keine Mankos finden, auch geht er stark auf seinen Hauptcharakter ein, schafft es gegen Ende auch Dramatik miteinzubauen, welche nie aufgesetzt wirkt. Die Story offenbart gegen Ende auch ein paar Überraschungen, die Darsteller füllen ihre Rollen gut aus, aber Vandenberg ist für mich eine Fehlbesetzung. Und gerade sein Auftritt mit MG im Finale ist zuviel des Guten. Die Fights sind aber wirklich gut gemacht, auch wenn es Johnson mit den Brutalitäten ein wenig übertreibt.

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