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Physical Evidence (Die Anwältin) ist vergleichbar mit einem Rennwagen, der aber nur ne Pferdekutsche ist. Ja doch, ich glaube der Vergleich ist passend. Der 2008 verstorbene amerikanische Regisseur „Michael Crichton“ der auch bekannt sein dürfte durch seinen Klassiker „Westworld“ präsentiert in „Die Anwältin“ seinen siebten Film. - Ein klassischer Justizkrimi, der ohne viel Aufsehen daher kommt. Viel Getöse und Vorfreude um nichts? Nun, das kann man auch nicht gerade sagen, den „Physical Evidence“ ist schon anschaulich und erfüllt seinen Zweck der, der Unterhaltung dient.

Etwas völlig Neues oder ansatzweise etwas, das den bevorzugten „AHA - Effekt“ auslöst, bekommt der Zuschauer wohl eher nicht zu sehen. Die Story und das Schema in etwas abgewandelter Form hat man schon anderswo des Öfteren gesehen. Schauen wir uns die Story doch mal genauer an …

Gleich nach dem örtlich bezogenen Vorspann, der den Ort des Geschehens vorstellt, startet der Film recht originell durch, wie ich finde. Ein mit Valium zugedröhnter Mann, der sich entschied Suizid zu begehen, klettert mit einem Pappschild um den Hals auf dem steht „Happy Now?“ und einem Seil auf die Tobin Bridge in Massachusetts und entdeckt dort eine Leiche, die Jake Farley gehört. Beim Versuch die Leiche, die in einem oberhalb gelegenen Teil der Brücke liegt runter zu ziehen, missglückt dies und beide verfangen sich versehentlich im Seil und machen eine spektakuläre Bungee Jumping Aktion daraus und baumeln schließlich über dem Mystic River am Seil. - Da kann man schon sagen, die Szene hatte was, doch erahnt man jetzt schon, wie es weiter geht.

In typischer Krimimanier sucht man zuerst einen Verdächtigen und wird mit Joe Paris (Burt Reynolds) den draufgängerischen Ex-Cop schnell fündig. Nun benötigt es noch einen Ankläger, den korrupten James Nicks (Ned Beatty) von der Staatsanwaltschaft und eine unerfahrene und karrieregeile Anwältin Jenny Hudson (Theresa Russell). Das Hauptgespann ist damit komplett.

Joe Paris (Burt Reynolds) schwört, obwohl er aus Trunkenheit einen Blackout hatte auf seine Unschuld. Kommt schließlich auf Kaution frei und tut nun daran mit Pflichtverteidigerin Jenny Hudson (Theresa Russell), den wahren Mörder von Jake Farley zu finden. Erwähnenswert ist sicherlich, dass sich die Antipathie der beiden, Stück für Stück löst, bis sie schließlich ein gefühlvolles Team werden.

Bei den wirklichen Ganoven, die hier die Filmhandlung aufbauen und für den Spannungsfaktor sorgen sollen, spielt man auf das typische Milieu der Mittelstandsmafiosis an. Verstrickungen und Verwirrungen im Lehrbuchstil werden einem hier präsentiert. Für humorvolle Einlagen ist Kyle (Ted McGinley) zuständig, der einen erfolgreichen Börsenspekulanten spielt, der dermaßen plump und naiv rüberkommt, dass es schon peinlich ist. Aber für ein paar witzige Dialoge ist gesorgt. Kyle (Ted McGinley) ist eher eine nebensächliche Figur, da sie nur Mittel zum Zweck ist, sodass sich Joe Paris und Jenny Hudson näher kommen können.

Turbulenz und Action bietet „Physical Evidence“ kaum bis gar nicht. Joe Paris fährt gemütlich in seinem roten 75er Chevrolet Camaro rum, prügelt sich etwas und fuchtelt ein bisschen mit seiner Pistole rum. Genauso verzichtet wird, auf sexy Erotikeinlagen. Dies wurde nur einmal angespielt, als Kyle eine Niederlage erfahren musste, opferte sich unsere Anwältin Jenny Hudson und tröstete vermutlich ihren halb Ex Partner liebevoll im Bett.

Nach Indizien Suche und einigen hin und her, kommt man so langsam zum Schluss und somit zu einem nun ja, sagen wir mal doch etwas unspektakulären Ende, das mit zwei Schüssen in Notwehr und einen sarkastischen Spruch seinen Schluss findet. - Mörder entlarvt und gekillt, Joe Paris und Jenny Hudson glücklich.

Ob das jetzt alles so der Reißer war, ist sicherlich Ansichtssache. Kaum Pep und leider auch nicht wirklich tiefgründig kommt das Filmchen daher und wirkt teilweise dadurch auch etwas schnulzig. Für meinen Geschmack zu viel Inhalt und Information die einen fast aufdringlich und etwas plump überfluten. Man bemerkt recht schnell das hier in wenig Zeit möglichst viel verpackt werden sollte, um ein wenig Spannung zu erzwingen, wo schon nicht mit Action-Szenen geglänzt wird. Hauptthema des Films ist ganz klar die Justiz und die übliche Tätersuche, also alles schon Mal da gewesen. Sicherlich bekommt man durchaus talentierte Schauspieler zu sehen, die allesamt ihre Arbeit professionell und gut machen, doch kurz gesagt, ein unkreatives Drehbuch bemerkt man halt.

„Die Anwältin“ reißt mich einfach nicht vom Hocker. Der Start war zwar recht gelungen, doch das, was folgte, dümpelte gemächlich vor sich hin. Mit einem geschätzten Budget von $17,000,000 hätte man doch etwas mehr rausholen können.

Fazit:
„Die Anwältin“ ist durchaus ein unterhaltsamer Film, der sich am besten in die „Justizkrimi“ Schublade stecken lässt. Man wird es nicht bereuen, wenn man sich ihn anschaut, doch sollte man nicht zuviel erwarten. Aus dem Genre gibt es denke ich Besseres, daher eine Gute 3/10

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