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Anstatt aus der Geschichte um den geisteskranken Serienkiller Roberto Succo einen blutigen Thriller zu machen (was Succos Lebenslauf durchaus hergegeben hätte), präsentiert Cédric Kahn dessen Story als überwiegend ruhiges Biopic, welches in erster Linie einen äußerlichen Blick auf Succo als (einen natürlich völlig soziopathischen) Menschen gewährt, kaum aber einen Einblick in dessen Seelenleben bietet. Der Ansatz ist also viel eher dokumentarisch als interpretatorisch, was die Inszenierung dann unterhaltungstechnisch auch ein Stück weit ausbremst. Eine Gänsehaut muss sich angesichts Succos Horrortrip beim Zuschauer nicht unbedingt einstellen.

Zwar nimmt auch die polizeiliche Ermittlungsarbeit einen relativ großen Raum ein und Kahn macht auch keinen Bogen um gelegentliche Spannungsszenen (insbesondere gegen Ende, wenn Succo von der Polizei gejagt wird), jedoch sind diese Momente kaum spektakulärer inszeniert als eine sonntägliche "Tatort" Folge. Wenn man die Ermittler bei der Arbeit beobachten kann, so hat dies einen Unterhaltungswert vergleichbar mit  "Aktenzeichen XY ungelöst", was nicht grundsätzlich gegen Cédric Kahns Drama spricht, sondern viel eher für eine gewisse Seriösität bei der Herangehensweise.

Succos Untaten, darunter zahlreiche Morde und Vergewaltigungen, finden quasi vollständig offscreen statt. Hin und wieder gewährt die Kamera bei der Spurensicherung einen Blick auf Succos Opfer, oft aber wird über die Verbrechen nur gesprochen oder ein Eindruck in Form von Fotos vermittelt. Ansonsten sind es auffällig viele Alltagsszenen, die Succo als gesellschaftlichen Außenseiter zeigen und überhaupt nicht effekthascherisch zu demonstrieren suchen, wie durchgeknallt der Mann tatsächlich gewesen sein muss. Fast schon banal mutet da mancher Dialog an, den Succo mit (meist zufälligen) Opfern führt, welche die Begegnung mit ihm überlebt haben.

Schließlich liegt ein Schwerpunkt der Darstellung auf der verkorksten (Liebes-)Beziehung zwischen Succo und der naiven Schülerin Léa (Isild Le Besco, die hier an ihre Rolle in "Camping Sauvage" erinnert). Allerdings wird der Zuschauer durch das, was hier an zwischenmenschlicher Beziehung und irgendwo natürlich auch intimer Nähe gezeigt wird in Bezug auf Succo kaum schlauer. Succo schreit, fleht, rastet aus, bittet, bettelt, lügt, droht und wird selbst Léa gegenüber handgreiflich, ohne jedoch, dass diese aus ihren Erfahrungen mit Succo wirklich etwas über ihn als Menschen erfährt. Als Vertrautheit ohne wirkliches Verständnis könnte man dieses Verhältnis bezeichnen, bei der Vernehmung durch die Polizei erfährt man als Zuschauer von Léa jedenfalls nichts, was Succos Motive in irgendeiner Weise begreiflicher machen könnte.

So bleibt am Ende ein filmisches Erlebnis, welches spannungstechnisch nur bedingt unterhält, aber in Bezug auf das  gewählte Sujet auch nur sehr eingeschränkt informiert. Ein Serienkiller mehr von dem man nun einmal gehört hat. Mehr aber auch nicht.

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