Review

Trotz Streit mit dem "Alten Europa" und French-Fries-Verbot holen sich die Amis ihre Action-Regisseure zur Zeit anscheinend am liebsten aus Frankreich. Treppenwitz dabei: Gerade mal vor drei Jahren hat der Franzose Siri ein absolut respektables Assault-Update vorgelegt ("Das tödliche Wespennest"), das sich nunmehr im Vergleich zur neuen Hollywood-Fassung als der klar bessere Film entpuppt. Nimmt man das Orginal dazu, steht es schon 0:2 gegen die neueste Version, was für die definitiv teuerste der drei Produktionen kein gutes Zeichen ist. In den letzten Jahren ziemlich auf Entzug gesetzte Fans harter, comedyfreier Action der A-Liga werden trotzdem nicht völlig enttäuscht.

Die Story wurde vor allem an den "Rändern" deutlich verändert. Cop (ziemlich overacting: Ethan Hawke) und Bishop (fast so cool wie im Orginal: Fishburne) bekommen jeweils eine Exposition, eine kurze Vorgeschichte. Und die Belagerer - ist wohl kein Riesenspoiler, wenn ich das hier verrate - sind dummerweise auch Cops, die mit Bishop früher dealten und ihm nun ans Leder wollen. Wenn der "Assault" erst einmal beginnt, bleibt manches beim alten, vieles aber auch nicht.

Mal vorweg: Ich habe mit Remakes kein grundsätzliches Problem, auch wenn es sich wie hier um einen meiner Lieblingsfilme handelt und nach nicht mal 30 Jahren aus meiner Sicht noch niemand wirklich danach gebrüllt hat. Klar auch, dass man nicht einfach das Orginal noch mal abfilmen kann, das hatten wir einmal (Psycho), das Result war absolut grauenhaft. Carpenters Film von 1978 war ein notgedrungen (für das damalige Budget bekommt man heute nicht mal das Catering für eine GZSZ-Episode) absolut minimalistischer Thriller, der aufgrund des Zusammenspiel der grandiosen Musik, den weitgehend gesichtslosen Bösewichtern und der eruptiven Gewalt eine fast hypnotische Wirkung entfaltete. Dass mit viel höherem Budget nicht automatisch der viel bessere Film herauskommt, wird hier eindrucksvoll bestätigt. Die Formel war wohl: Subtrahiere die Musik, die Atmosphäre, gib statt dessen allen Figuren inklusive den Bad Guys ein Gesicht und eine Geschichte, das will das Publikum heute. Tat es aber nicht (der Film blieb kommerziell blass, und ich glaube auch zu wissen warum). Weder der Hintergrund des Helden (ein Trauma, was sonst), intensiv zerlabert mit der ziemlich missratenen Figur der Psychologin (Bello), noch die Szenen mit Byrne ("Ich will nicht ins Gefängnis", so eine Überraschung) sind irgendwie fesselnd oder bringen die Story voran. Addiere noch den absolut furchtbaren Sozialisten-Psycho und ein paar andere Dummschwätzer, da fragt man sich wirklich, wo da der Fortschritt gegenüber den eher schweigsamen und auf ihre Funktion reduzierten Figuren des Orginals liegen soll. Das gilt auch und besonders für die Frauenrolle: Laurie Zimmer spielte damals eine für Prä-Lara/Xena-Ära unglaublich coole Lady, die mich seinerzeit schwer beeindruckte. Heute gibt es gleich zwei Damen, die eine völlig beknackt (Bello mit dem Zähltick), die andere aufgedreht, aber bis zum Finale reichlich blass.

Das zweite Problem: Der Dreh mit den Bad Cops und ihrem Zielobjekt Bishop zieht der Story weitgehend den Zahn, damit ist jeder Realismus perdu; nur mal ein paar Beispiele: Warum holen die Korrupt-Cops Bishop nicht schon aus dem Bus ? Warum sprengen oder fackeln die das Revier nicht einfach ab ? Warum schafft es komplette High-Tech-Einheit mit Snipern, Blendgranaten, Heli und noch viel mehr nicht, ein paar (zumindest anfänglich) schwach Bewaffnete aus dem Gebäude zu ballern ? Warum leuchten die mit ihren Lasern sekundenlang quer durch den Raum, statt sofort zu schießen ? Und so weiter, und so weiter, da war der Gang-War der 78er Version einfacher und dennoch viel glaubhafter.

O.K., vielleicht sollte ich die Vergleiche mit dem Orginal mal beiseite lassen - funktioniert das Ganze wenigstens auf der Action-Ebene ? Meine Meinung: Teilweise. Wir sehen eine ganze Reihe von Ballereien durch den ganzen Film, überwiegend ordentlich inszeniert und nicht unblutig. Dennoch, eine wirklich überzeugende längere Action-Szene gibt es nicht. Fast immer sind die Schusswechsel ziemlich fix vorbei, die Bösewichter tun den guten Jungs meistens den Gefallen, schön einzeln vor deren Wummen zu laufen, aus ihren High-Tech-Waffen machen sie gar nichts, auch hier bleibt der Realitätsgehalt gering. Zwischenzeitlich kommen ein paar Szenen, die ich schlicht nicht kapiere (z.B die Flucht der zwei Gangster mitten ins Feuer, warum Bello mit in das Auto steigt, wie der "Besuchs-Cop" durch das Feuer der Sniper kommt etc).
Auch technisch ist nicht alles im grünen Bereich, der Schnee wirkt arg unecht, ebenso der angeblich so dunkle (Studio-)Wald im ziemlich länglichen Finale (mitten in Detroit ?), der für mich fast taghell aussah.

Auf der Habenseite hat der Film immerhin, dass es zumindest eine kleine Überraschung bei den Figuren gibt, dass das Verhältnis zwischen Chef-Cop und Bishop nicht ganz so glatt ist wie seinerzeit, und auch das Ende kommt heutigen Bedürfnissen sicher eher entgegen als der ziemlich konservative Carpenter-Schluss.

Fazit: Glanzloses Remake des Carpenter-Klassikers, das zwar durchweg ganz unterhaltsam ist, aber in keiner Weise die Wirkung des Orginals erreicht. Gegen den Film sprechen zu viel dummes Geschwätz, wenig Realismus in der Story und in etlichen Details sowie Actionszenen, die immer schon vorbei sind, wenn sie gerade richtig angefangen haben. Wer die alte Version nicht kennt oder zu ihr eine weniger nostalgische Beziehung hat als ich, kann sich aber noch einen Punkt zu meinen 6 dazudenken.

Details
Ähnliche Filme