Review

Manchmal, wenn auch nur ganz selten, gibt es Remakes, die zwar die Welt nicht braucht, die aber dennoch einen Sinn machen und soviel Eigenständigkeit in die Venen gepumpt bekommen haben, dass man ihre Existenz rechtfertigen kann.

Da verwundert es dann schon ein wenig, dass ein Film wie „Das Ende“, auf den genau das zutrifft, gar nicht erst bei uns in die Kinos kommt, obwohl wir sonst auch jedem Dreck eine kleine Chance geben. Jean-Francois Richets US-Debut, das Quasi-Remake des zweiten Films von John Carpenter, ist nämlich ein beachtlicher Polizeithriller geworden, der mit einer namhaften Besetzung aus dem begrenzten Skript das Maximale herausholt.

Wir erinnern uns: Carpenters roher kleiner Klassiker war eigentlich „Rio Bravo“ für Polizeifilmfreaks: die Guten verbarrikadieren sich in einem schon fast ganz stillgelegten Polizeirevier mit einem Verbrecherkönig gegen gesichtslose Horden mörderischer Angreifer.
Weil dieser Plot aber wirklich nur ein fader Aufguß gewesen wäre, wird hier der Spieß umgedreht: das Review und der Verbrecherkönig bleiben, aus den gesichtslosen Angreifern werden jedoch korrupte Polizisten, die den Bösewicht nicht zur Aussage kommen lassen wollen, um der eigenen Verhaftung zu entgehen. Prompt heißt es also neun im Fort gegen 25 gut ausgestattete Killerpolizisten im Schneetreiben der Neujahrsnacht.

Natürlich wird das alles noch etwas zusätzlich angereichert: Ethan Hawke als leitender Beamter hat mit einem Trauma zu kämpfen, was seine Entscheidungsfähigkeit lähmt, die Gefangenen und die Polizisten misstrauen sich, jeder denkt nicht zuletzt an sich zuerst.
Das ist nicht eben innovativ, aber sauberes handfestes Handwerk.
Und auch die Angreifer haben wenigstens noch rudimentär ein Gewissen, wenn es denn um der lieben Action Willen natürlich überwunden wird.

Das alles erinnert ein wenig an „Das tödliche Wespennest“, wenn schon nicht jeder Carpenters Vorbild kennt, ist aber ein wenig intensiver umgesetzt und wesentlich besser gespielt. Fishburne und Hawke haben zwar nur Standard zu leisten, als schweigsamer King of Crime und nervlich beeinträchtigter Cop (von Gabriel Byrnes Baddie-Leistung ganz zu schweigen) – aber das soll ja auch kein Oscar-Material sein.
Ansonsten kann man sich an den Fingern abzählen, wer von den Eingeschlossenen am Ende den Film überleben wird und tatsächlich wird hier einmal den Sympathiewerten Rechnung getragen. Maria Bello, die den Nervfaktor in ungeahnte Höhen treibt, ist es dankbarerweise nicht.

Ansonsten ein wunderschön düsteres, urbanes Cowboy-und-Indianer-Spiel, in dem altbekannte Gesichter wie John Leguizamo oder Brian Dennehy viel zum alten 80er-Feeling mittragen. Ein beträchtliches Maß an Gewalt klingt auch an, der Film hat seinen, wenn auch nicht übersteigerten, Drive.
Leider wirkt das Finale etwas sehr forciert, bzw. der Gegner sind auf einmal verblüffend wenig, aber bis dahin hält die Atmosphäre der Verunsicherung und Bedrückung gut durch.

Ein mehr als passabler Thriller, der seinen großen Leinwandeinsatz mehr als verdient gehabt hätte und der es schafft, ein bisschen mehr als ein gewöhnliches Remake zu sein.
Originalität geht anders, aber spannende Unterhaltung geht genau so und nicht anders. (7/10)

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