Eine Gruppe junger Leute macht einen Campingausflug in die Berge. Die Warnungen eines Betrunkenen, dass Dämonen im Wald wären, ignorieren sie, um allerdings bald eines Besseren belehrt zu werden. So treffen sie sowohl auf eine seltsame Hinterwaldfamilie und schon bald muss der erste Camper dran glauben…
Im Hinterwald soweit nichts neues – könnte man zumindest glauben. Aber Jeff Liebermann („Squirm“, „Blue Sunshine“) kann trotz der wenig innovativen Story, dem Genre einiges abgewinnen. In der ersten Liga des Hinterwäldler-Slashers spielt ganz klar die wirklich unheimliche Atmosphäre, die von grandiosen Naturaufnahmen und einem gruseligen Score lebt. Auch die gar nicht mal so schlechten Schauspieler (unbedingt im englischen Original schauen) tragen ihren Teil dazu bei. Klar, einen Oscar hat hier niemand verdient, aber für das Genre und das augenscheinlich geringe Budget transportieren die Akteure zumindest teilweise die Angst und Ausweglosigkeit der Situation in glaubhafter Weise.
Etwas anders als bei seinen Genrekollegen stellt sich „Just before dawn“ in seiner Erzählweise dar, denn aufgrund der kleinen Gruppe setzen die Morde doch relativ spät ein. Auch hier wird in erster Linie auf den Aufbau einer bedrohlichen Atmosphäre wert gelegt. Die Morde fallen im übrigen ziemlich blutleer aus. Die Gorehounds werden mit Sicherheit keinen Gefallen an diesem Film finden.
Gegen Ende des Films, als der einsame „Cowboy“ (der auch mal gerne mit seinen Bonsais spricht) durch den Mondschrein reitet, um die Jugendlichen zu retten und als die Protagonistin, die zuvor eher schüchtern und zurückhaltend ist, am Erfolg gegen ihren Peiniger wächst und dies exemplarisch dadurch demonstriert, indem sie geschminkt und mit Hotpants einen auf Vamp mach – ja dann wirkt der Film leider etwas aufgesetzt. Auch wenn Jeff Liebermann hier ja eigentlich nur ein gängiges Motiv der Rape&Revenge Filme einsetzt und immerhin ohne den sexistischen Voyeurismus einiger dieser Vertreter (naja zumindest wird hier niemand vergewaltigt, nackte Haut gibt es trotzdem zu sehen). Und so wächst unsere Protagonistin dann auch über ihren männlichen Kollegen hinaus, der selbst hilflos in der Ecke liegt. Im Kern also keine schlechte Idee, die Umsetzung hätte vielleicht ein wenig zurückhaltender ausfallen können. Ich hätte es auch ohne Makeup und neuer Frisur kapiert.
Tatsächlich ist hier Jeff Liebermann ein überraschend unblutiger dafür umso atmosphärischerer Hinterwäldler-Beitrag gelungen. Für Aufgeschlossene durchaus einen Blick wert. Wer dem Hinterwälder/Slasher-Genre jedoch in erster Linie Brutalität und Gore abgewinnen kann, der ist hier mit Sicherheit schlecht aufgehoben. Von mir gibt es 7/10 Punkten!