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Clément Millers fünfter Kurzfilm (obgleich es fraglich ist, ob man bei 55 Minuten noch von einem Kurzfilm sprechen kann) ist ein international gross angelegtes Projekt, ein Roadmovie, das Greta Champreux (seine Lieblingsaktrice, die er zuvor bereits vier Mal besetzte) von Brüssel bis nach Madrid führt: Als gelangweilte Verlegertochter Roberte verdreht sie diversen französischen und spanischen Männern den Kopf, bevor sie bei einem alten Mann (Jacinto Molina) ihre wahre Liebe findet. Doch leider hat sie die Rechnung ohne ihre Verflossenen gemacht, deren gebrochene Herzen nach Rache schreien...

Millers frühere Filme ("Straight Pornography" oder "Die Geschichte eines schwarzen Sterns") waren beklemmende, stellenweise surreale Kammerspiele, in denen der moralische Zerfall der mitteleuropäischen Gesellschaft thematisiert wurde. "Rien à faire" ist wohl eher der Versuch eines erotischen Thrillers, doch die vielen Figuren und Schauplätze sorgen für Verwirrung und brechen die klaustrophobische Atmosphäre des Films (ansonsten DIE Stärke des Regisseurs) auf. Weniger wäre hier mehr gewesen. Viele Aspekte der Geschichte sind leider unglaubwürdig, zum Beispiel, dass sich Robertes Liebhaber zusammenrotten und sie in Madrid aufspüren. Die Schlussszene, in der die 13 Männer in Robertes Liebeslager einfallen und sie wie eine babylonische Hure "opfern", sorgt dennoch für Gänsehaut und blankes Entsetzen. Leider kann man sich des Gefühls nicht erwehren, Miller setze die Schocks zum reinen Selbstzweck ein, denn leider hat er es versäumt, seinen Figuren Tiefe zu verleihen --- auch etwas, das ihm in früheren und kleineren Produktionen äusserst wichtig war.

Champreux spielt die laszive Roberte mit viel Hingabe und liefert erneut den Beweis, dass sie zu den talentiertesten Schauspielerinnen Belgiens gehören dürfte. Miller war diesmal nicht nur Regisseur, Drehbuchautor und Cutter, sondern führte auch die Kamera --- und das gar nicht mal schlecht!

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