Review

Obschon amüsant und unterhaltsam, laboriert "The Sword in the Stone" mehr als alle anderen Disney-Animationsfilme nach Dornröschen unter künstlerischen und inhaltlichen Schwächen.

Der Film nimmt den Mythos um die Ernennung Arthurs zum König durch das Herausziehen des Schwertes Excalibur aus einem Stein nur als Rahmen, um eine völlig frei erfundene Geschichte zu erfinden, die einige Lebensweisheiten wiederkäut und ansonsten reichlich unterhaltsame Tierszenen bietet.

Es scheint so, als hätten die Drehbuchschreiber der mythischen englischen Geschichte von Arthur, dem Schildknappen, der bei Merlin in die Lehre geht, nicht vertraut und sich stattdessen der Erfolge erinnert, die der Vorgänger "101 Dalmatians" hatte, im Gegensatz zu "Dornröschen", der mit viel künstlerischem Anspruch ohne völlig ohne Tiere kommerziell viel schwächer als erwartet abgeschnitten hatte. Also bauten sie Tiere, Tier und nochmals Tiere in die Handlung ein.

Angeführt wird die Parade von dem weisen Kauz Archimedes, ergänzt durch einen unglücklichen Wolf (geradezu eine Wile E. Coyote-Parodie) und dann ausgebaut um drei Lehrstunden Merlins und Archimedes, die Lehrer wie Schüler als Fische, Eichhörnchen und Vögel verzaubert sieht.
Diese Tierszenen sind für Kinder leicht verdaulich, gut verständlich und flott erzählt, besonders die von der Macht der Liebe handelnde Eichhörnchenepisode ist nicht nur drollig, sondern geht auch in ihrer finalen Traurigkeit zu Herzen. Völliger Überflieger ist und bleibt der (für Deutschland) titelgebende Zweikampf zwischen Merlin und der Hexe Mim, in dessen Verlauf sich beide Zauberkundige in alle möglichen Tiere verwandeln. Diese Szenenfolge ist der absolute Höhepunkt, obwohl er mit dem restlichen Film absolut nichts zu tun hat.

Zwischendurch versucht der Film sich an seinem mythisch-historischen roten Faden zu klammern, doch das gelingt nur selten. Einige amüsante Zwischenspiele sind zwar dabei, doch sonst sind die Nebenfiguren so langweilig skizziert, wie das finale Schwertziehen beinahe beiläufig inszeniert ist. Merlins Gebaren wird mit allerlei Anmerkungen über die Zukunft und ihre technischen Neuerunen ergänzt, die weder sehr unterhaltsam noch passend sind. Am Ende kehrt in Shorts und Hawaii-Hemd sogar von den Bermudas zurück, womit ein Insidergag eine ganze Storykonstruktion ruinieren kann.
Zeichnerisch läßt der Film ebenfalls zu wünschen übrig. Perfekt in der Bewegung sind die Ränder und Umrisse oft nachlässig gezeichnet, die Charaktere eher Grob- als Feinarbeit, vor allem, wenn es um die Menschen geht. Die Gesichtszüge sind für Disney sogar geradezu fahrlässig, wenn man vorher Filme wie Pinocchio, Dumbo, Alice oder Cinderella gesehen hat. Auch die Hintergründe fallen überraschend flach aus, bisweilen wird man aber von scherenschnittähnlichen Szenen überrascht.

Allerdings lag das im Stil der Zeit, denn Zeichentrick war für Disney in den 60ern längst nur noch aufwendige Nebeneinnahme, die selten benutzt wurde. Nach diesem Film folgte der ebenso nachlässig gezeichnete "Dschungelbuch", der aber kommerziell ein Hit wurde. Im selben Stil folgten "Aristocats" und "Robin Hood", ehe "The Rescuers" künstlerisch wieder im Wert stieg.

Musikalisch ebenfalls uneinheitlich, mit einigen schönen, aber nicht überwältigenden Songs, bietet "The Sword..." Kindern immer noch eine Menge und kann auch von Erwachsenen goutiert werden. Trotzdem beschleicht einen dabei oft der Verdacht der Bastelei, um zum günstigsten Ergebnis zu kommen, im gleichzeitigen Verzicht auf einen in sich geschlossenen Filmkosmos.

Ein Zwischenspiel für Disney, eine zeitweilig unterhaltsame Ausflugsreise für alle Zuschauer.
(6/10)

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