Aus den Untiefen des billig produzierten Horror-Trashs der 80er/90er stammt auch dieser kleine Beitrag zum Subgenre des Tier-Horrors: Shakma ist ein Pavian, an dem ein experimentelles Serum zur Aggressionsminderung angewendet wird; leider erzielt es genau die gegenteilige Wirkung, und leider wird Shakma von dem ihn betreuenden Medizinstudenten nicht wie befohlen eingeschläfert, sondern aus Mitleid nur betäubt. So kommt es, wie es kommen soll: Shakma erwacht und verwandelt sich in eine wilde Bestie, die alles, was ihr in den Weg kommt, angreift und blutig niedermacht. Ein Überlebenskampf im nächtlichen Universitätsgebäude entbrennt...
„Shakma“ bietet vieles, was günstig produzierte Genre-Filme jener Epoche auch heute noch sehenswert macht oder ihnen zumindest ein gewisses Maß an Charme verleiht: eine düstere Atmosphäre, hervorgerufen durch die grobkörnige Bildqualität, den durchaus dramatischen Score und Bilder, die die verlassenen Flure und Labore mit Blaufilter und schwankender Beleuchtung in nächtliche Albtraumszenarien verwandeln. Hinzukommt der starke Einsatz eines echten Pavians, dessen gedrungene Gestalt, die immer wieder wie von Sinnen durch Gänge hetzt und voller Wucht gegen Türen springt, ein intensives Gefühl für die grausige Gefahr aufkommen lässt, die von einem so enthemmten Wildtier ausgehen kann. In Kombination mit wenigen, aber gelungenen Modelleinsätzen – wenn etwa aus Unterperspektive der bluttropfende Affenkopf gezeigt wird, der sich von seinem letzten Opfer erhebt – kann man hier wirklich packende Tier-Horror-Unterhaltung erleben, die wesentlich überzeugender daherkommt als etwa viele Hai-Horrorfilme, in denen billigst einkopierte Dokumentaraufnahmen verwendet werden. „Shakma“ kann im Laufe der Zeit ein echtes Gefühl der brutalen Bedrohung erzeugen.
Das hilft dann auch ein wenig, die zahlreichen Schwachpunkte des Films zu übersehen. Der größte Haken ist seine nicht gerade zwingende Story: Die meiste Zeit bleibt der Pavian auf einem Stockwerk eingeschlossen, aus dem er nicht von selbst entkommen kann. Sobald die Figuren erkannt haben, dass er lebt und herumläuft, bräuchten sie nichts weiter tun, als das verschlossene Stockwerk zu meiden, und niemand wäre mehr in Gefahr. Stattdessen treffen sie eine haarsträubend dämliche Entscheidung nach der anderen – etwa, unter Einsatz des eigenen Lebens die Leichen ihrer Freunde bergen zu wollen! – und begeben sich so mehrmals ohne jede Notwendigkeit in tödliche Gefahr. Dass die Hauptbedrohung eines Horrorfilms so erzwungen daherkommt, tut Logik und Glaubwürdigkeit natürlich nicht gerade gut – und damit auch der Spannung. Erst im Schlussteil wird es mit dem einen oder anderen unvorhergesehenen Todesfall und der Ausweitung von Shakmas Bewegungsfreiheit etwas packender, bis hin zum drastisch-fiesen Finale.
Dennoch: Die Handlungen der Figuren bleiben über weite Strecken unfassbar dumm, ihre Charakterisierung wird auf ein Minimum beschränkt (und dennoch schaffen die meisten es, recht unsympathisch daherzukommen, vor allem die machohaften Männer), und die Dialoge wirken plump, aufgesetzt und hölzern aufgesagt. Wirklich interessante und zur Identifikation einladende Charaktere gibt es hier nirgends, was ebenfalls der Spannung schadet. Auch zieht sich der Film vor allem im Mittelteil zu lange, wenn die Figuren wie gesagt immer wieder völlig sinnlos gefährliche Ideen haben.
„Shakma“ ist mit seiner dünnen, unglaubwürdigen Story und Akteuren, deren Entscheidungen eher für unfreiwillige Komik sorgen als für Dramatik, wahrlich kein Glanzlicht des frühen 90er-Horrors. Doch seine souverän geführte Kamera, die eine düstere, durchaus bedrohliche Bildästhetik erzeugt, und der gelungene Tier- und Modelleinsatz des Pavians können immerhin für einige eindrückliche Sequenzen sorgen. Auch wenn es gerne noch etwas blutiger hätte ausfallen dürfen, können Genre-Freunde hier einen einigermaßen unterhaltsamen Film vorfinden, der sein Potenzial nicht ganz ausschöpft, aber sich tapfer im gelungenen Mittelfeld seines Genres behaupten kann.