Review

Die Bauer Martinez Studios verhalfen ja bereits mit „Wake of Death“ Jean-Claude Van Damme zu einem Comeback, doch „The Defender“ ist noch etwas besser.
Titelgebender Beschützer ist der ehemalige Soldat Lance Rockford (Dolph Lundgren), der nun für den US-Präsidenten (Jerry Springer) arbeitet. Lance wird noch von Erinnerungen an einen Einsatz im Irak 1991 gepeinigt, bei dem man ihn und zwei Kameraden gefangen nahm, die anderen beiden exekutierte und ihn folterte. Als Auftakt ziemlich stilvoll, andrerseits bleibt das Ganze ein wenig sinnlos, da man im späteren Filmverlauf zwar noch kurz auf die Geschichte eingeht, der Film aber auch ohne sie problemlos funktionieren würde.
Der Präsi ruft eine Friedenskampagne aus, doch wie so häufig muss nicht nur am Verhandlungstisch dafür gearbeitet werden. NSA-Chefin Roberta Jones (Caroline Lee-Johnson), die Lance inzwischen beschützt, soll deshalb nach Bukarest zu einem geheimen Treffen mit einem Terroristenführer fliegen. Schauplatz ist ein verlassenes Hotel, welches Lance und seine Mannen sichern. Bis zum Start der Verhandlungen sind dann rund 30 Minuten Film vergangen, aber trotzdem langweilt man sich nicht, da „The Defender“ geschickt Atmosphäre aufbaut und die Action so vorbereitet.

Als die Verhandlungen gerade begonnen haben, versucht ein vermummtes Killerkommando das Hotel zu stürmen. Lance und sein Team wehren sich erbittert, doch die Gegner verfügen über reichlich Bewaffnung und viele Männer…
Das B-Actiongenre darbt in letzter Zeit leider, doch neben „Submerged“ ist „The Defender“ der wohl beste Genrevertreter der letzten zwei Jahre. Gründe hierfür gibt es viele, angefangen beim sehr coolen Look. Dabei waren die Vorzeichen nicht die besten: Es ist Dolph Lundgrens Regiedebüt (der eigentlich engagierte Sidney J. Furie, der schon „Detention“ und „Direct Action“ mit Lundgren drehte, fiel aus Krankheitsgründen aus), die Location ist der Ostblock und das Budget ziemlich niedrig – doch nichts davon sieht man dem Film an. Die Optik ist wirklich edel, gerade in den ersten Minuten zeigt Lundgren, dass er auch als Regisseur sehr geschickt Stilmittel einsetzen kann. Auch das Hotel wird stimmig in Szene gesetzt und wirkt nie so als habe man die billigste Klitsche genommen, die man finden konnte (man vergleiche diverse andere Ostblock-Produktionen wie „City of Fear“, bei denen man ständig dieses Gefühl hat).
Weiterer großer Pluspunkt von „The Defender“ ist das Drehbuch, das sich ausnahmsweise richtig Mühe gibt – gut erdachte B-Filme wie „Tough and Deadly“ oder „Excessive Force“ sind ja leider Mangelware. Die politischen Hintergründe wirken leicht konstruiert, aber ansonsten baut „The Defender“ einen überzeugenden Spannungsbogen auf. Nach der Vorbereitung werden Lance und seine Truppe non-stop attackiert, Flucht und Gegenangriffe bestimmen das Bild und „The Defender“ hält einige Überraschungen parat: Dass es Verräter geben muss (wenn nicht im Hotel, dann zumindest in Washington), ist klar, doch die Enttarnung überrascht wirklich, und „The Defender“ lässt auch Sympathieträger über die Klinge springen, deren Tod man nicht erwartet.

Auch die Action weiß zu überzeugen und tritt nach der Einführung in großer Menge auf. Es wird mit allem geballert, was die Waffenkammer hergibt, angefangen bei 9mm Pistolen über Sturmgewehre verschiedenster Art bis hin zu Scharfschützengewehren und Raketenwerfern. Die Choreographie der Shoot-Outs ist überzeugend und wird mit dem richtigen Maß an Pyrotechnik aufgebessert, wenn Fieslinge in eine Mine laufen oder ein Auto in die Luft gejagt wird. Kleine Nahkämpfe, waffenlos oder mit Kampfmessern, runden das positive Gesamtbild ab, auch wenn „The Defender“ vielleicht noch ein, zwei besondere Highlights vertragen könnte: Die Action ist gut, aber immer auf gleichem Niveau, sodass man keine echten Höhepunkte festsetzen kann.
Lundgren präsentiert sich hier gleich in dreifach fitter Form: Als fähiger Regisseur, als körperlich gut in Form wie die Kampfszenen zeigen und auch als recht guter Schauspieler. Awards wird er zwar keine gewinnen, aber den ernsten Bodyguard mit Kriegstrauma nimmt man ihm auf jeden Fall ab. Jerry Springer als Präsident macht seine Sache ebenfalls gut und auch die Riege der unbekannten Nebendarsteller liefert durch die Bank weg überzeugende Leistungen ab.

Belagerungsszenarios Marke „Rio Bravo“ und Carpenters „Assault“ sind in den letzten Jahren wohl in: Erst „Das tödliche Wespennest“, nun „The Defender“ und das „Assault on Precinct 13“-Remake. Lundgrens Beitrag ist spannend, gut erdacht und mit schicker Action gesegnet – da will man gar nicht über kleinere Drehbuchschwächen und das Fehlen einer besonders herausragenden Actionszene meckern. Stattdessen genießt man einen Film, der vom Flair her an B-Actionhighlights der 90er erinnert und gibt 7,5 Punkte.

Details
Ähnliche Filme