Die Kunststudentin Jiney entdeckt als Zeugin bei einem Autounfall ihre Faszination für den Tod, genauer gesagt für den Moment des Sterbens. Fortan hält sie in ihren Fotografien diesen Moment immer wieder fest, ihre Freundin Jas ist davon angeekelt. Für ihre morbiden Fantasien lässt sie Hühner schlachten, ihre Visionen lassen das Blut förmlich von der Decke tropfen. Gelegenheiten, dem Sterben beizuwohnen, bieten sich in ihrem Leben genügend, absehbar wird ihre Todessehnsucht zur (Selbst-) Mordlust und wie schon in einigen anderen Genrevertretern von "8MM" über "Evil Dead Trap" bis zu "Videodrome" darf die Snuffecke auch nicht fehlen. Das ist ebenso wie die den Mittelteil einnehmenden Dramen zwischen den beiden Studentinnen vielleicht etwas dick aufgetragen, zumal der Film visuell schon eine deutliche Sprache spricht, um den Moment des Todes, der wie ein Foto die Zeit still stehen lässt, zur Genüge erklärt. Sowohl beeindruckende Stilleben wie auch eine hervorragend bewegte Kamera, die Bildkompositionen bieten gerade im ersten Drittel astreine Hingucker, als Art House Thriller fehlen Verweise wie auf Joel-Peter Witkins "Art Of Dying" nicht. Scheint die Welt für Jiney und Jas zur Halbzeit wieder in Ordnung, verfinstert sie sich danach um so mehr, mit einem grandiosen, industriallastigen Soundtrack schlägt das Psychodrama in brutalen Horror um. Dazu ist kein übermäßiger Splatter nötig, wenn jeder Schlag im düsteren Folterkeller im Blitzlichtgewitter erstrahlt. Die große Auflösung, wie man erst denken könnte, verbirgt sich dann allerdings mitnichten dahinter, außer für die Betrachter, welche aufgrund der Snuffthematik mal wieder Probleme haben, die virtuelle Filmwelt von der Realität zu trennen. Im Finale mit Sicko-Einschlag tun sich die Pang-Brüder jedenfalls keinen großen Gefallen damit, eine Psychoslasherfigur aus dem Ärmel zu schütteln, die in alter Tradition von Jason und Leatherface rührselig in Betrachtung des Opfers den Kopf zur Seite legt. Oxide und Danny Pang legen einen optisch sehr sehenswerten Film vor, dessen Drehbuch einige unnötige Holprigkeiten aufweist. Trotzdem bleibt "Ab-Normal Beauty" ein unterhaltsamer Thriller, der mit mehr Entschlossenheit zur einheitlichen Richtung sogar das Zeug zum Kracher gehabt hätte.
Fazit: Erst schick, dann rührselig und zum Schluss noch etwas shocking hinterher. Die visuellen Qualitäten bieten mehr, als der Inhalt. Für Schöngeister unter den Thrillerfans und weniger für die Snuff/Splatterfans, die nach Extremfilmen suchen. 6/10 Punkten