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Kurzfristig liebäugelte auch Robert De Niro mit dem Genre des Horrorthrillers, brachte er doch mit „Godsend“ und „Hide & Seek“ zwei Vertreter in recht schneller Folge heraus.
Psychologe David Callaway (Robert De Niro) durchlebt gerade ein schweres Paradoxon: Nach dem Selbstmord seiner Frau benötigt die gemeinsame Tochter Emily (Dakota Fanning) psychologische Betreuung und nicht er gibt sie, sondern die Kollegin Katherine (Famke Janssen). Durchaus verständlich doch es prallen natürlich väterliches Interesse und berufliche Professionalität aufeinander, was „Hide & Seek“ kurz aber prägnant beschreibt und damit schon einen der Grundkonflikte des Films vorzeichnet.
Nämlich will David mit Emily in eine abgeschiedene Gegend ziehen, um dort dann sowohl als Vater als auch als Therapeut für sie da zu sein. Zwar ist der Gedanke sie von erinnerungsträchtigen Orten wegzuholen durchaus korrekt, doch bald zeigt Emily starke Züge anormalen Verhaltens: Sie scheint abgeklärter und kälter als andere Kinder ihres Alters und redet von ihrem imaginären Freund Charlie, der sie dazu bringt böse Dinge zu tun.

Doch der Papi besteht trotzdem auf seiner Methode und ignoriert die Symptome vorerst. Bald wird allerdings klar, dass Charlie starke destruktive Kraft ist – und eventuell sogar real sein könnte...
Robert De Niro und Dakota Fanning gehören sicher zu den besten Schauspielern ihrer jeweiligen Alterklasse und so verwundert es kaum, dass „Hide & Seek“ schauspielerisch auf festen Beinen steht. De Niro spielt wieder facettenreicher als in „Godsend“ und Fanning schafft es ihre Rolle ziemlich unheimlich wirken zu lassen. Die beiden müssen den Film auch über weite Strecken alleine tragen, selbst Leute wie Famke Janssen und Elisabeth Shue sind da wenig beschäftigter Support, aber immerhin Support der Oberklasse.
Weniger spektakulär ist da die Story, die vor allem auf das Geheimnis um Charlie abhebt. Tatsächlich kann „Hide & Seek“ effektiv mit den Erwartungen des Zuschauers spielen und des Rätsels Lösung lange im Raum stehen lassen. Es stellen sich Fragen, ob Charlie ein Teil von Emilys Persönlichkeit ist, eine reale Person oder eventuell ein übernatürliches Wesen – „Hide & Seek“ bietet für verschiedene Varianten Anhaltspunkte und dennoch erweist sich des Rätsels Lösung im Endeffekt als absolut stichhaltig und nachvollziehbar.

Leider tritt „Hide & Seek“ auf dem Weg zur Lösung arg auf der Stelle, da sich das Spiel immer wiederholt: Emily macht etwas Absurdes und bringt den Papa auf die Palme, doch der reagiert immer wieder mit Verständnis. Zwar verschlimmern sich die Ereignisse, aber das Prozedere bleibt stets dasselbe, egal ob des Vaters neue Flamme oder andere Menschen involviert sind oder nicht – gerade im Familienleben fällt der sich wiederholende Charakter des Films sehr auf, z.B. wenn David und Emily das x-te gleichförmige Gespräch vorm Zugbettgehen führen.
Das ist schade, denn inszenatorisch kann „Hide & Seek“ durchaus überzeugen. Das abgeschiedene Landhaus bietet eine stimmige Location, die in atmosphärisch dichten Bildern eingefangen wird und eine gewisse Gruselstimmung kann man „Hide & Seek“ auch nicht absprechen. Im Finale wird es dann etwas sehr klischeehaft (natürlich muss der Showdown bei Nacht und schlechtem Wetter stattfinden), jedoch hat „Hide & Seek“ hier ein paar furchtbar spannende Szenen, wenn Charlie dann tatsächlich Onscreen sein wahres Gesicht zeigt.

So ist es bei „Hide & Seek“ wirklich schade um das Potential, denn schauspielerisch wie inszenatorisch ist der Film eine wirklich runde Sache. Leider gibt es dann doch etwas zuviel Film für etwas zuwenig Plot, denn ein guter Twist zum Schluss reicht nicht, um für Hochspannung zu sorgen, wenn der Rest des Films recht gleichförmig vor sich hin plätschert.

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