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Ein harter Cop, ein zorniger Schwarzer, ein Priester, ein streitendes Ehepaar, ein schwuler Mode-Designer, eine Tänzerin, ein ehemaliges Tennis-Luder und ein Junkie-Girl, einander persönlich bis dato vollig unbekannt, erwachen in einer hermetisch abgeriegelten Designer-Villa auf, und hören von einer mysteriösen Stimme folgendes:

"Hallo!
Willkommen im Haus! Mir war bei der Auswahl der Kandidaten nicht so wichtig, wer sie sind, sondern was sie sind. Bitte begreifen sie sich hier als Mäuse im Labor oder als Ratten im Käfig. Denn vor ihnen liegt der ultimative Test des menschlichen Charakters.
Einer von ihnen wird gewinnen. Der Gewinner erhält 5 Mio. $ für die Teilnahme an diesem Experiment. Der Gewinner ist derjenige, der das Haus als letzter verlässt. Und zwar lebend. Sie werden nun nichts weiter mehr von mir hören. Denn es liegt ab jetzt in ihren Händen. Also, viel Glück und möge der Beste gewinnen!"


Und dieser Test mag im Endeffekt so ausfallen, wie sich Menschen real untereinander da draußen in der weiten Welt nicht anders verhalten würden. Irgendwann wird die Maske abgelegt, das wahre Gesicht gezeigt und bei der erstbesten Möglichkeit von hinten das Messer in den Rücken gestochen...

"House of 9" erinnert in den ersten Momenten frappierend an "Cube" und "Saw", jedoch gibt es hier keine tödliche Fallen oder Aufgaben, die erfüllt werden müssen, um weiterzuleben. Hier regiert nur das Prinzip "Aktion-Reaktion" des typischen menschlichen Verhaltens in einer beklemmenden oder aussichtsreichen, kapitalistisch bedingten Situation.
Dass das nur kurze Zeit gut gehen kann, wenn sich jeder selbst am nächsten ist  und dazu noch 5 Mio $ ins Spiel kommen, kann sich jeder selbst denken.

Anfangs bildet die Neuner-Gruppe erstmal ein Team, die Moneten sind für den Instinkt  "Überleben" egal. Das ganze Haus wird  erkundet und auf Fluchtmöglichkeiten durchsucht. Leider vergebens. So fügt man sich dem erlittenen Schicksal und wartet ab, was Mr. X mit ihnen vor hat. Leider bleibt das Warten ergebnislos, da er lediglich Essens-Rationen für die Gruppe durch eine Luke hinzuführt und ab und zu mal die Heizung aufdreht.

Hierbei offenbart "House of 9" unnötige Längen, da 40 Minuten nur für den Charakter-Aufbau draufgehen. Das wäre ja alles nicht so schlimm, nur leider sind alle Figuren in dem Spiel extrem klischee-beladen, flach und uninteressant ausgefallen.
Lediglich Dennis Hopper als Priester und Polizist Jay (Raffaello Degruttola) stechen etwas hervor (evtl. auch bedingt als Sympathie-Figuren geeignet, da sie glaubhaft permanent das Gute im Menschen  verteidigen), und der farbige Rapper.
 Dieser fällt  aber eher im negativen Sinne auf. Seine aggressive, rassistische Ader und die Dumm-Beutel-Reime (hören sich im O-Ton sogar lächerlich an) gehen dem Zuschauer ganz gewaltig auf die Nüsse und strapazieren unnötig die Nerven.

Trotzdem wirkt das ganze nicht allzu lahm, da die Location, Schnitte und Kamera-Führung versöhnlich stimmen. Hinzu kommt, dass mit jeder Filmminute die Charakterveränderungen der Gefangenen sich spürbar bemerkbar macht.

Nach einem tödlichen Unfall eskaliert das ganze mehr und mehr. Misstrauen und Verdächtigungen, wer auf die Kohle scharf ist um dafür sogar zu töten,  machen sich breit. Der Film entwickelt somit konstant mehr Drive und Atmosphäre, bis die letzten 20 Minuten voller Heimtücke und Intrigen stecken, bis er schließlich in einem wahren Schlachtfest endet, dass mit einigen netten, blutigen Szenen aufwarten kann. Wobei manches Verhalten fast schon zu psychopathisch wirkt, um glaubwürdig rüberzukommen. Aber OK, wir haben es hier  mit der Spezies "Mensch" zu tun. Die größte Bazille auf Erden. Der ist eben alles zuzutrauen.

Nach dieser Dezimierung erweist sich der Schluss als absoluter Oberknaller und selten konnte  man sagen, dass man so ´ne Pointe vor die Latz geknallt bekommt, die sich dermaßen gewaschen hat.
Leider tappt bei dieser "Auflösung" der Zuschauer im Dunkeln wer und warum hinter diesem Spiel dahintersteckt (Und Cube lässt wieder mal grüßen). Ich kann nur hoffen, dass hier eine Fortsetzung folgt die evtl. "House of 9 - 9" heißt. Insider können evtl. erahnen, was ich damit meine...

Wären nicht die unnötigen Längen und solche Flachbirnen-Charaktere in die Story eingebaut, wäre "House of 9" auf einer Augenhöhe mit "Saw" und "Cube" anzusiedeln.
Trotzdem muss man sich den Film schon allein wegen dem perfekten Ende  einmal anschauen. Und so schlimm sind die negativen Punkte auch wiederrum nicht.

7,5/10

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