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Peter Falk als Inspector Columbo - jener leicht verwirrt und trottelig wirkende Ermittler der Los Angeles Mordkommission mit den markanten Kennzeichen: zerknitterter Trenchcoat, erdfarbener Anzug, kalter Zigarrenstumpen, verbeulter und verrosteter Peugeot und trotz Glasauge immer den Durchblick und den Täter im Visier.


Und so löste das TV-Urgestein über einen Zeitraum von weit mehr als 25 Jahren in 69 Episoden mehr als 80 Todesfälle, ermittelte in den feinsten Kreisen und gegen die hochkarätigsten Gaststars.

Für spätere Meister-Regisseure wie Steven Spielberg oder Jonathan Demme war die Inszenierung einzelner Folgen der Reihe eine Fingerübung auf dem Weg zur steilen, von Oscars gekrönten Filmkarriere, während sich Hollywood-Stars wie Vincent Price, William Shatner, George Hamilton, Leonard Nimoy, Faye Dunnaway oder Dick Van Dyke in Gastrollen die Klinke in die Hand gaben und sich als Hauptverdächtige bei äußerst raffiniert ausgeklügelten Morden in Columbos Verhören durch die Mangel drehen ließen. 

Highlights waren sicherlich die Episoden mit besonders raffinierten Morden oder zumindest einem sehr gewieften, nahezu ebenbürtigen Gegenspieler. Der Mordfall an sich wurde selten geklärt, vielmehr das perfekte Alibi des Verdächtigen von Columbo auseinander genommen um den Gegenspieler dann nicht zwangsläufig des Mordes zu überführen, aber letzten Endes der Tat hinreichend verdächtigen zu können.

Los Angeles mit seiner imposanten Kulisse, der ansässigen Filmindustrie und den wohl wichtigsten Stadtbezirken Hollywood und Bel Air ermöglichte es den Drehbuchautoren in fast jeder Folge die für die Serie typischen Gegensätze zwischen Lower Class (stellvertretend hierfür Columbo) und der Upper Class zu skizzieren. 
Und so sind Columbos Gegenspieler meistens auch entweder steinreiche, hyperintelligente oder vollkommen unmoralische Unsympathen, die aufgrund ihres Status glauben über dem Gesetz zu stehen - oder eine Mischung aus allem. 

Mehr als 70 Mörder überführte Columbo während seiner Laufbahn, darunter waren Schriftsteller, Professoren, Wissenschaftler, Klinikärzte, Tennisspieler, Psychiater, Radio-und Fernsehmoderatoren, selbst Staatsanwälte, Spurensucher und Versicherungsdetektive konnten der Versuchung nicht widerstehen, mit Hilfe des scheinbar perfekten Mordes in den Genuss eines Geldsegens zu kommen und sich eines Widersachers oder anderen Problems zu entledigen - und sie alle wurden von Columbo überführt.

Rache, Erpressung, verschmähte Liebe und Eifersucht oder das Vertuschen einer Straftat - hinter der feinen Fassade der Hochglanz-Metropole erwartete Columbo so manch finsterer Blick in die Abgründe der menschlichen Seele.
Seine Ermittlungen führten den stets höflichen Ermittler nicht nur in die erlesensten Kreise der High Society, sondern auch an so manches Filmset, an die Universität, in Forschungszentren, Feinschmecker-Lokale oder auf das Carsini-Weingut, wie in der Folge

"Wein ist dicker als Blut"

in der der Ex-Bond-Bösewicht und spätere Dr. Loomis aus John Carpenters "Halloween" - Donald Pleasence - sich mit Peter Falk ein höchst vergnügliches und unterhaltsames Duell lieferte.

Pleasence spielt hier einen Weinhändler mit Leib und Seele, für den es nichts wichtigeres im Leben zu geben scheint als seine edlen Weine und sein berühmtes Weingut. Als er seinen einzigen Lebensinhalt durch seinen Halbbruder in Gefahr sieht tötet er ihn im Affekt und versucht die Tat als Taucherunfall zu tarnen. 
Doch Columbo ist nicht der einzige, der dem Weinhändler auf die Spur kommt. Ein Erpresser aus dem nächsten Umfeld und die Tatsache, dass Carsinis Verschleierung des eigentlichen Todeszeitpunktes den Verlust seiner edelsten Weine zur Folge hat, macht nicht nur die Tat sinnlos, sondern lässt Donald Pleasence nicht nur als menschlichste, sondern vor allem auch tragischste Gestalt innerhalb der "Columbo"-Reihe erscheinen.

Adrian Carsini unterscheidet sich von den meisten Mördern darin, dass er weder skrupellos noch eiskalt ist, da seine Tat nicht minutiös geplant war, sondern im Affekt geschah. Somit empfindet nicht nur der Zuschauer, sondern auch Columbo Sympathie für Carsini.

Die Folge nach einer Idee von Larry Cohen ist trotz einer Laufzeit von 90 Minuten durchweg gelungen und zu keiner Zeit langweilig. Der Mord ist keinesfalls spektakulär, vielmehr lebt diese ruhige Folge von dem perfekten Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, wobei Pleasence hier eine äußerst gelungene Vorstellung abliefert.
Der Mord wird auch hier nicht eindeutig nachgewiesen, sondern Columbo sammelt Beweise und Indizien, mit denen er versucht, seinem Gegner ein Geständnis abzuringen. Carsini, dem mit der Überführung eine "zentnerschwere Last vom Herzen fällt" verspricht Columbo ein Geständnis, der sich daraufhin mit einer Flasche Portwein bei Carsini revanchiert.

Totschlag im Affekt, ein sehr menschlicher Täter und zwei Darsteller in Hochform: "Wein ist dicker als Blut" ist sicherlich eine der besten Episoden der gesamten Serie.

8/10

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