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Steven Spielberg leitet „Columbo“ – wahre Wunder bewirkt er jedoch nicht. Dass „Tödliche Trennung“ letztendlich nicht überzeugt, liegt in erster Linie sicherlich nicht an der ambitionierten Regieführung, verschiedene Kameraeinstellungen und Schnitte sind zweifelsohne kreativ und übertreffen den bisherigen Standard. Vereinzelte Makel werden dadurch allerdings auch nicht kaschiert.

Im Wesentlichen leidet „Tödliche Trennung“ an einem eher schwachen Drehbuch – der halbgare Zustand des Plots fängt bei einzelnen Charakterzeichnungen an und hört bei der Auflösung auf. Erschwerend hinzu kommt die erstmalige Abkehr von der bis dato normalen Spielfilmlauflänge. Im Rahmen von 73 Minuten finden die Macher beim Debüt noch nicht das richtig Fingerspitzengefühl, um das Erzähltempo normal erscheinen zu lassen. Vieles wirkt überhastet, beispielsweise auch das ansonsten so interessante Columbo-Mörder-Spiel, das nicht so richtig in Fahrt kommt.

Dabei wären wir beim nächsten Schwachpunkt. Dem Mörder Ken Franklin (Jack Cassidy) fehlt in „Tödliche Trennung“ noch die attraktive Zwiespältigkeit, die viele Täter in der Serie haben. Jack Cassidys, der später in „Wenn der Schein trügt“ als einer der genialsten Gegenspieler Columbos in die Seriengeschichte einging, wirkt hier stets wie ein schleimiges Eckelpaket. Die mitunter vorhandene Sympathie und das anrüchige Charisma des Täters fehlen hier schlichtweg. Es muss nicht immer der sympathische Mörder sein, dessen Motiv man teilweise nachvollziehen kann, aber wenn Sympathiewerte so klar verteilt sind, sollte das Böse im Sinne der dunklen Ambivalenz schon irgendeine Ausstrahlung haben. So kann der erste Eindruck täuschen, wenn man bedenkt, welchen Stellenwert Cassidys später als Antagonist innerhalb des Columbo-Universums erlangt hat.

Der Mord bzw. die Planung kann dagegen schon eher überzeugen. Die Trennung des erfolgreichen Autorenduos, weil sein Partner künftig ernste Literatur verfassen möchte, ruft bei Franklin Unmut hervor. Er kann nicht wirklich schreiben und war vielmehr der PR-Mensch des Duos, während Jim (Martin Milner) die Krimis der Erfolgsserie verfasste. So zieht es Franklin den Boden unter den Füßen weg, weil er abhängig war – aus Verzweiflung wird Hass. Das Motiv steht und nun folgt der Mord, dessen zugrunde liegende Idee, dem Täter später zum Verhängnis wird.

Der teuflische Plan ist auf einem Zettel als Mordidee für ein neues Buch in Jims Büro festgehalten. Die Handschrift soll den Täter letztendlich überführen. Ein Indiz wird zum Beweis. Das ist für einen „Columbo“ eher schwach und entspricht nicht dem gewöhnlichen Knalleffekt, bei dem gewöhnlich die Schuppen von den Augen fallen und man mit offenem Mund staunt. Zurück zum Tathergang.

Die komplexe Mordidee, eine inszenierte Tötung im Büro, während die Tat eigentlich in Franklins Wochenendhaus stattfindet, scheint zunächst zu funktionieren, weil niemand die beiden Autoren auf dem Weg nach San Diego gesehen hat. Der Täter hat ein wasserdichtes Alibi, da er während des Mordes augenscheinlich alleine in seinem Wochenendhaus war. Wenn da nicht Lilly La Sanka (Barbara Colby) wäre. Die Besitzerin eines kleinen Ladens in der Nähe des Ferienhauses ist nicht nur die einzige Zeugin, sondern auch das zweite charakterliche Ärgernis der Story. Sie ist die nervige Überzeichnung einer dumm naiven Frau, die hinter dem Mond lebt. So kommt es letztendlich zum zweiten Mord, weil sie Franklin erpresst. Überzeugend ist das alles nicht. Es fehlen die Ecken und Kanten – Feinheiten, die das Columbo-Universum so interessant machen.

Peter Falk, dessen deutsche Stimme nun endlich Klaus Schwarzkopf ist, spielt dabei an sich gar nicht schlecht. Er heftet sich in gewohnter Manier an die Fersen des Täters und überzeugt mit der in den früheren Folgen gewohnt souverän stoischen Ruhe. Leider transportiert die Episode im Privatbereich wenig neues, mal abgesehen von seiner ominösen, unsichtbaren Frau, die wie immer ein fester Bestandteil der Ermittlungsarbeit ist. Gerade diese liebenswürdigen Kleinigkeiten, die für die ein oder andere Lachsalve sorgen, würden der Folge nicht schaden.

So strandet auch Steven Spielberg in jungen Jahren am schwachen Drehbuch, das „Tödliche Trennung“ serienintern allenfalls in durchschnittliche Bereiche zieht. Dabei kommt es bei „Columbo“ gerade auf inhaltliche Aspekte an, Peter Falk ist Columbo, an ihm liegt das Scheitern nicht. Wenn allerdings ein Indiz zum Beweis befördert wird, weiß man, dass „Columbo“ nicht beim Höhepunkt angelangt ist. Trotzdem, bei dieser Serie jammert man immer auf hohem Niveau. (5,5/10)

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