RAPTOR ISLAND
Bevor Du die geheimnisvolle Ostblock-Insel voller CGI-Raptoren betreten darfst, nimm Dir bitte einen Moment Zeit, um die folgenden drei Fragen ehrlich zu beantworten:
1.) Bist Du ein bedingungsloser Dinosaurier-Fan? ….. „Ja!“ oder „Nein!“
2.) Bist Du ein bedingungsloser Lorenzo Lamas-Fan? ….. „Ja!“ oder „Nein!“
3.) Bist Du ein bedingungsloser TV-Monstertrash-Fan? ….. „Ja!“ oder „Nein!“
Wenn Du mindestens zwei dieser Fragen ehrlich mit „Ja!“ beantwortet hast, könntest Du an RAPTOR ISLAND tatsächlich Gefallen finden! ;)
Captain Hacket (Lorenzo Lamas) leitet eine U.S. Seals-Spezialeinheit, welche den Auftrag hat, die Agentin Jamie Cole (Hayley DuMond) aus den Händen des weltweit gesuchten Top-Terroristen Azir (Steven Bauer) zu befreien. Nach einem Feuergefecht auf hoher See können sich die Überlebenden an den Strand einer unbewohnt wirkenden Insel retten.
Unbewohnt ist die Insel keineswegs: Angriffslustige Raptoren machen sich nach und nach über die völlig überraschte Gruppe her. Die wenigen Überlebenden können ins Zentrum der Insel flüchten und finden in einer gigantischen Höhle vulkanischen Ursprungs Unterschlupf. Dort hat man kurz Zeit, um sich über ein paar wichtige Dinge Gedanken zu machen:
Bleibt der Vulkan ruhig, oder wird er ausbrechen und die ganze Insel mit Lava übergießen? Was haben ein verrottetes Flugzeugwrack und verstreut herumliegende Chemiebehälter mit den Raptoren zu tun? Wird man den herannahenden Rettungshubschrauber rechtzeitig erreichen? Und sind die Raptoren wirklich die einzige Spezies Dinosaurier auf der Insel?
Kurz nach Erscheinen des Urzeithai-Abenteuers MEGALODON (2002) gingen Gerüchte um, nach welchen die Produktionsfirma „Corbitt, Inc.“ bereits an einem weiteren TV-Monsterfilm rendern solle - diesmal mit Dinos in den Hauptrollen. Das Ergebnis heißt RAPTOR ISLAND (2004). Pat Corbitt produzierte und die Regie übernahm Stanley Isaacs, welcher bislang lediglich als Darsteller in MEGALODON in Erscheinung getreten war. Hinter die Kamera degradierte man David Worth, welcher früher einmal gelungene Martial Arts-Regiearbeiten (Kickboxer, True Vengeance) ablieferte und später dann mit „Nu Image“-Flossenhorror (Shark Attack 2 und 3) ins Wasser gegangen war.
Einige Passagen meines MEGALODON-Reviews könnte ich bei RAPTOR ISLAND ohne Probleme 1:1 übernehmen, wobei das Stichwort CGI lautet: Kriegsschiff, Helikopter und Totalaufnahmen der Raptoreninsel (inkl. Vulkanausbruch) stammen aus dem Rechner und obwohl sie recht mühevoll animiert wurden, können sie ihre Herkunft nicht verbergen!
Das Geschehen auf der Insel spielt zwischen Bäumen, Felsen und Flüssen und erinnert eher an einen idyllischen Ostblock-Blätterwald, als an eine Insel im südchinesischen Meer!
Die Raptoren entstammen ebenfalls einem digitalen Nest und können ihrem fischigen Vorgänger nicht das Wasser reichen! Während der Megalodon geschickt getrickst wurde, wirken die Dinos, als wären sie einem Videospiel entlaufen: 90er Jahre, Nintendo 64, TUROK: DINOSAUR HUNTER und TUROK 2: SEEDS OF EVIL! Die Dinos dieser beiden 3D-Ego-Shooter lassen sich am ehesten mit den RAPTOR ISLAND-Bewohnern vergleichen! Auch die blutigen Einschüsse, welche die Raptoren salvenweise einstecken müssen, erinnern irgendwie an die aufgesetzten Pixeleinschüsse eines Ego- oder Lightgun-Shooters!
Musste man in THE LOST WORLD (1997) noch ganze Abhänge herunterpurzeln, um den Anschluss zur Gruppe zu verlieren, so reicht bei RAPTOR ISLAND das simple Stolpern über einen Stock und nachdem man sich wieder aufgerappelt hat, ist man komplett auf sich allein gestellt! Vater der Idee, sich mit Schlamm einzureiben und sich so vor den Raptoren zu verstecken, war wohl der PREDATOR und die Ego-Kamerafahrten der angreifenden Dinos (schwarz/weiß und verzerrt) sah man so schon in diversen CARNOSAURUS-Teilen!
Dass Chemikalien einen Raptor mutieren lassen können, will ich mal so dahingestellt lassen, nur hätte es mich brennend interessiert, wie die Dinos überhaupt auf die Insel gelangt sind! Darüber, dass man am helllichten Tag durch den Wald rennt und es im nächsten Moment schon finstere Nacht ist, sollte man nicht weiter nachdenken und erst recht nicht darüber, dass die Tankfüllung eines Hubschraubers lediglich für den Hin- und Rückflug reicht und der Pilot trotzdem ausgiebig über der Insel kreist!
Dass uns Stanley Isaacs in keinen neuen JURASSIC PARK einladen würde, konnte man schon irgendwie erahnen und trotzdem macht RAPTOR ISLAND Spaß! Der Grund hierfür lässt sich allerdings nur schwer erklären: Vielleicht liegt es an der spürbaren Mühe, welche sich die Mannen von „Corbitt, Inc.“ mit dem Film gegeben haben? Vielleicht liegt es daran, dass manche Monsterfilme so trashig geraten, dass man sie schon wieder als unterhaltsam bezeichnen kann? Vielleicht liegt es auch daran, dass RAPTOR ISLAND einem komplett in die Hose gegangenen Scheißhaufen wie PTERODACTYL - URSCHREI DER GEWALT in sämtlichen Belangen überlegen ist?
Während ich mir also einen Grund ausdenke, gebe ich kurz ab an die News-Abteilung: Momentan sollten die Dreharbeiten zu RAPTOR ISLAND 2: RAPTOR PLANET auf Hochtouren laufen! Gary Jones (Spiders, Crocodile 2: Death Roll) hat auf dem Regiestuhl Platz genommen und hetzt Musetta Vander (Mortal Kombat: Annihilation) und Vanessa Angel (Raging Sharks) gefräßige Raptoren auf den schönen Popo! Lorenzo Lamas wird wohl nicht wieder dabei sein, dafür aber einmal mehr Steven Bauer, welchen man scheinbar aus in einem Dinosauriermagen gefundenen, menschlichen Überresten geklont hat! Die wohl größte Überraschung ist jedoch der Auftritt von Ted Raimi als „Mr. Tygon“!
Zum Schluss ist mir tatsächlich noch ein Grund eingefallen, aus welchem ich RAPTOR ISLAND die Durchschnittswertung geben kann: Ich habe zwei der oben gestellten Fragen ehrlich mit „Ja!“ beantwortet! Falls Ihr jedoch bei der Beantwortung der Fragen geschummelt habt und mit RAPTOR ISLAND tierisch auf die Nase fallt, dann… äh… seid Ihr selbst Schuld gewesen! ;)
5/10 Punkten, diBu!