Ein frecher Film, ein ziemlich heisser Film, am Ende ein ironisches und fast schon surreales Finale. Es geht um sexuelle Freiheiten und um staatliche Gängelungen auf diesem Gebiet, daneben geht es eindeutig um Sex, um viel Sex und um eine ästhetische Darstellung durch einen sehr fähigen Regisseur.
In Südkorea gilt man mit 19 Jahren noch als minderjährig, somit ist der Sex einer erwachsenen Frau mit einem 19-jährigen vor dem Gesetz strafbar. Ob und wie weit diese Altersgrenzen sinnvoll sind war und wird auf immer und ewig ein Thema sein. Dem einen wird es niemals früh genug sein, dem anderen kann der Schutz der Jugend nicht weit genug gehen. So greift auch der gestandene Regisseur Park Cheol-su dieses Thema auf, allerdings vergreift sich kein Mann an einer Minderjährigen, sondern eine reife und erwachsene Frau nimmt sich einen knackigen und schön anzusehenden jungen Mann ins Bett. "Green Chair" wird aber dadurch nicht zu einem reinen Frauenfilm, er ist und bleibt ein Versuch diese Altersregelung in Südkorea anzugreifen bzw. nur in Frage zu stellen.
Zu Beginn des Films sehen wir die 32-jährige Kim Mun-hee ( gespielt von Suh Jung ) aus dem Gerichtsgebäude kommen. Sie ist geschieden und wurde gerade wegen Sex mit Minderjährigen zu Sozialstunden verurteilt. Vor dem Gericht warten Reporter auf sie ; und ihr jugendlicher Liebhaber Seo-hyun ( gespielt von Shim Ji-ho ). Der ist erst 19 Jahre alt, fährt ohne Führerschein Auto und hat ohne staatliche Erlaubnis Sex mit Mun-hee.
Die beiden verlassen den Schauplatz und mieten in einem Motel ein Zimmer. Dort haben sie beinahe bis zur Schmerzgrenze Sex miteinander, essen und schlafen zwischendurch nur um wieder Sex zu haben. Nach diesen ausschweifenden Tagen will Mun-hee die Affäre beenden und fährt zu ihrer Freundin Su-jin ( gespielt von Oh Yun-hong ). Diese ist freischaffende Künstlerin und die beiden Frauen beschliessen dort zusammen zu leben. Mun-hee muss dort in einem Krankenhaus ihre Sozialstunden leisten und direkt nach ihrer Ankunft bei ihrer Freundin muss sie feststellen, dass sich ihr jugendlicher Liebhaber auch dort aufhält. Letztendlich ist die Lust und die Liebe bei beiden grösser als die Abschreckung der staatlichen Organe und die drei führen eine sehr eigenwillige Wohngemeinschaft zusammen.
"Green Chair" ist ein ungemein ästhetischer Film mit wunderschönen Liebesszenen, selbst der von Instinkt geprägte Sex der beiden ist einfach nur schön in Bildern gefangen. Dabei schreckt Regisseur Park Cheol-su auch nicht vor eindeutigen Praktiken zurück, es gibt Sex in allen Variationen und der junge Hauptdarsteller scheint niemals müde zu werden. Dennoch ist der Film niemals billig oder schlüpfrig, schnell bemerkt man die Zärtlichkeit und die Liebe die bei beiden dahinter steckt. Somit macht der Film den Eindruck, gegen alle Konventionen die altersfreiere Liebe zu propagieren, nur sagt er es zu Beginn nicht einmal. Es gibt viel Sex und wenige Dialoge, mit zunehmender Dauer werden die Dialoge und die gesamte Handlung immer lustiger, der Film wird fast zur Komödie. Er macht zweifelsohne Spass und wirkt ungeheuer anregend, beide Frauen sind einfach richtig gut.
Suh Jung ist ja schon aus "The Isle" von Kim Ki-duk recht bekannt, sie kommt extrem erotisch und erfahren aber dennoch auch hoffnungslos verliebt rüber. Eine gelungene erotisierende Mischung wenn ein junger Mann eine reife Frau zu sexuellen Höchstleistungen treibt und diese sich voller Überzeugung gehen lässt. Oh Yun-hong spielt ihre leicht schräge Freundin, einerseits absolut cool und unnahbar, dann wieder neugierig und genau... gierig. Der Newcomer und männliche Star des Films ist Shim Ji-ho. Er schaut halt einfach gut aus und steht beiden Frauen im Schauspiel auch nicht nach.
Der grösste Star des Films ist allerdings der Regisseur Park Cheol-su. Er schafft Bilder voller Schönheit, nach "301,302" nutzt er auch hier die erotisierende Wirkung von Nahrungsmitteln aus um eine herrlich witzige Szene zu schaffen. Die Lust aufeinander ist praktisch allgegenwärtig und die Hoffnungslosigkeit dass Gesetze dagegen etwas auszurichten vermögen ebenfalls. Bis zu diesem Punkt funktioniert der Film für mich richtig gut. Durch seine letzte grosse Szene allerdings, das fast schon surreale Finale voller Selbstironie und Zynik, fällt der gesamte Film für mich leider auseinander. Anstatt eindeutig Farbe zu bekennen werden die verschiedenen Standpunkte und Meinungen auf sehr eigenwillige Art und Weise nebeneinander gestellt und bleiben dort auch einfach nur stehen. Somit bezieht der Film keine Stellung, er zeigt die verschiedenen Standpunkte nur auf, er verurteilt keinen davon als falsch oder gar schlecht, jeder einzelne hat seine Daseinsberechtigung. Ein unbefriedigendes Ende für einen Film der viel ambitionierter hätte sein können. Tolle Bilder voller Ästhetik über ein schwieriges Thema am Ende ohne Ergebnis vertagt.
Gute aber leider zu schlechte 7 Punkte.