Review

Vergessener Wahnsinn

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir der Name Tod Slaughter selbst als langjährigem Fan des Genres, vor meiner Begutachtung dieses Films kein Begriff gewesen ist.
Slaughter (1885-1956) war ein britischer Theaterschauspieler, welcher bereits auf der Bühne zumeist in makabren, viktorianischen Schauergrotesken wie Sweeny Todd (heute besser als stylische Tim Burton-Adaption bekannt) agierte.
Schon zu Zeiten des Stummfilms trat er auch in britischen Filmproduktionen auf, ohne jedoch seine überbordende Bühnentheatralik aufzugeben.
Einem unwissenden Filmfan lässt sich Slaughter als wilde Mischung aus Vincent Price und Charles Laughton darstellen, ohne jedoch selbst je Größe, Popularität oder Status dieser Ikonen zu Lebzeiten erreicht zu haben.
Tatsächlich ist Slaughter heute fast völlig vergessen, seine Filme längst Public Domain und kaum in Europa veröffentlicht. George King, der Regisseur und Produzent seiner Filme, gilt heute als schnellschiessender Kommerzmensch, der wenig Wert auf die Qualität und mehr Wert auf Budget und Vermarktung seiner Werke legte.
Dies ist nach Ansicht von Crimes At The Dark House etwas unverständlich, handelt es sich hier doch um ein gut ausgestattetes Schauermärchen, mit recht guter Schauspielleistung und einem entfesselten Tod Slaughter.
Dieser lacht sinister, knetet seine feisten Hände und ist, nun ja, der Teufel in Persona.
Als Hochstapler springt er in die Rolle eines von ihm zuvor in Australien gemeuchelten britischen Adeligen und okkupiert mal eben dessen Besitz in Black Water, Großbritannien. Dort hatte der Tote zwar nur Schulden angehäuft, jedoch auch die Aussicht auf eine hohe Mitgift aus einer lange versprochenen Ehe mit einer Schönheit des Landadels.
Also heiratet Slaughter kurzer Hand die junge, unschuldige Dame, meuchelt Alle, die ihm im Weg stehen und findet sogar Mittel und Wege noch die geisterhafte "Frau in Weiß" auszuschalten, welche wie ein Geist Nachts vor den Fenstern des alten Herrenhauses steht (hier kommt Wilkie Collins berühmte Novelle The Woman In White ins Spiel, die auch im Vorspann genannt wird - der jedoch nur grobe Handlungselemente entlehnt sind).
Die Morde tätigt der gute Tod mit großer Begeisterung und ebensolchem Erfindungsreichtum. Da wird gewürgt und aufgeknüpft, dass sich die Balken biegen und eine Todkranke mit Lungenentzündung wird mal eben ans weitoffene Fenster geschoben.
Das Ganze ist dabei auf einem solch sensationsheischendem Niveau angelegt, dass man heute wohl dafür den Begriff Exploitation verwenden würde.
Zu seiner Herstellungszeit (1940) muss dieser Streifen eine derbe Geschmacklosigkeit gewesen sein, welche zudem bereits den Fokus fast vollkommen auf den Bösewicht richtet und sich nur wenig für seine Opfer und Gegenspieler interessiert.
Auch wird der Film weiter aufgeheizt durch seinen auch sexuell vor nichts halt machenden Antihelden, der mal so nebenbei ein Hausmädchen schwängert, nur um dieses dann in eine Falle zu locken und dort zu strangulieren.

Als Fazit lässt sich somit sagen: dies ist eine vergessene Perle des Makabren und Grotesken; geschmacklos und dabei (oder gerade deshalb) wunderbar unterhaltsam. Tod Slaughter gibt den Bösewicht mit einem Verve und Overacting, dass man es einfach gesehen haben muss.

Meine Wertung: 8,5 von 10 Punkten - ein substanzloses Guilty Pleasure par exellence!

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