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Ein unheilvolles Schloss mit finsteren Geheimgängen, unheimlichen Katakomben und einem düsteren Geheimnis, mysteriöse Todesfälle, ein skrupelloser Meuchelmörder, ein Mann im Affenkostüm (nein, es ist nicht *Der Gorilla von Soho*) und eine zerstrittene, raffgierige Familienbande, die sich um das liebe Geld streitet...


Die Zutaten lassen auf eine weitere Verfilmung eines englischen Schriftstellers schließen, doch deren Markenzeichen - die knallende MG-Salve und der Spruch: *Hallo, hier spricht Edgar Wallace!* - bleibt dem Zuschauer verwehrt.
Und auch wenn die zahlreich auflaufende deutsche Schauspiel-Prominenz mit Anton Diffring, Konrad Georg und Doris Kunstmann an der Spitze als bisexuelle Französisch-Lehrerin Grund für weitere Spekulationen zulässt, so werden sich diese spätestens nach den Anfangscredits in Luft auflösen.
Kein Roman vom guten alten Edgar oder dessen Sohn, sondern die Schauernovelle eines gewissen Peter Bryan stand hier Pate.

*Sieben Tote in den Augen der Katze* ist dann auch nichts weiter als der Versuch ein reinrassiger Giallo zu sein, der sich diverse Grusel- und Handlungselemente diverser Wallace-Verfilmungen zunutze macht, ohne aber deren Charme zu erreichen.

Regisseur Anthony M. Dawson kann in der ersten Hälfte seines Gruselkrimis trotz altbekannter Versatzstücke wie der subjektiven Kamera, einer leidlich schaurigen Atmosphäre und einer Menge falscher Fährten weder als *Wallace*-Plagiat noch als Giallo überzeugen.

Komponist Riz Ortolani liefert dazu einen streckenweise theatralisch und überwiegend unpassenden Score ab, der die eine oder andere kuriose Absurdität des Films kaum atmosphärisch zu unterstreichen weiss.
Der Kamera gelingen zwar einige unkonventionelle Einstellungen und das Spiel mit Licht und Schatten funktioniert - doch leidet der Film insbesondere an seinem behäbigen Inszenierungsstil und verlässt sich zu sehr auf vordergründige Schockmomente und das bewährte Whodunit-Prinzip, während in typischer *10 kleine Negerlein*-Tradition die Sippschaft dahin gerafft wird.

Doch nach der Halbzeit zieht Dawson die Zügel etwas straffer an und verleiht dem Gruselstück mehr Tempo und Spannungsmomente. Mit zunehmenden Bodycount verringert sich auch die Anzahl der möglichen Verdächtigen und der Täter und dessen Motiv ist für gewiefte Spürnasen bereits mehrere Minuten vor der finalen Lösung enttarnt, doch gestaltet sich das Rätselraten um dessen Identität zunehmend spannender und stimmungsvoller.

Insgesamt gesehen ist *Sieben Tote in den Augen der Katze* als eigenständiger Film betrachtet besser als es die erste Hälfte erwarten lässt.
Der Versuch, ihn in eine Schublade mit einem bestimmten Subgenre zu stecken, scheitert daran, dass ihm als *Wallace*-Plagiat Tempo, Witz und Einfallsreichtum fehlen und er als reinrassiger Giallo die nötige Raffinesse und Härte vermissen lässt.

6,5/10

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