Hier haben wir mal wieder ein Beispiel für von mir verkannter Filmkunst. Ein dokumentarisch aufgebauter Film fast ganz in schwarz-weiss gehalten. Die beiden Hauptakteure werden praktisch nur durch ihren Alltag begleitet. Dieser Alltag ist nahezu ständig von Geldsorgen geprägt und fast den gesamten Film über herrscht eine merkwürdig depressive Stimmung vor. Niemals hat man den Eindruck als könne sich jemand aus dieser verfahrenen Situation befreien. Depressiv war ich am Ende auch, ich war grenzenlos gelangweilt und dieser manische Kampf um die Kohle ging mir so auf den Wecker, ich will solch einen Film nicht noch als Kunstwerk bezeichnen ; mich hat er nicht angesprochen und auch niemals erreicht. Natürlich ist das alles immer eine Geschmacksfrage und auch subjektiv, doch Film bzw. Entertainment ist für mich etwas vollkommen anderes als in "My Genaration" dargestellt.
Über knappe 90 Minuten sind wir die Begleiter von Byeong-seok ( gespielt von Kim Byeong-seok ) und Jae-kyeong ( gespielt von Yu Jae-kyeong ) ; die beiden wohnen zwar nicht zusammen, doch sind sie dennoch ein Paar. Er haust zusammmen mit seinem Bruder in einer kleinen Wohnung und von ihr erfährt man den Wohnort erst garnicht. Er träumt davon ein Filmemacher zu werden und kauft sich mit seiner Kreditkarte eine Kamera. Fortan filmt er die Alltagssituationen seiner Mitmenschen und versucht das Material zu verkaufen. Sie bekommt zu Beginn des Films einen Job bei einem Kredithai. Zuerst stellt er sie ein weil sie schön depressiv schaut und nach einem Tag wirft er sie aus genau diesem Grund wieder raus.
Im weiteren Verlauf des Films versuchen beide irgendwie ihr Leben zu organisieren und vor allem finanziell zu überleben. Sein teures Auto wird ebenso zum Diskussionspunkt wie die nicht lukrative Kamera. Verzweifelt versucht sie wieder einen Job zu bekommen und unterzeichnet einen Knebelvertrag bei einer dubiosen Textilfirma. Sie muss grosse Mengen Textilien kaufen und dann wieder gewinnbringend verkaufen ; das Risiko liegt dabei natürlich immer beim Verkäufer der unterzeichnet hat. Somit kommen beide weder von der Stelle noch auf einen grünen Zweig und zahlen den einen Kredit mit einem neuen zurück. Ein Teufelskreis aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Eine wahrlich depressive Story in einem farblosen Film. Der Grundgedanke hinter dem Film ist mit Sicherheit löblich, doch die Art der Realisierung ist einfach zu enttäuschend.
Natürlich sind Kreditkarten verlockend und auch der Strom kommt bei den Eltern aus der Steckdose und ebenso natürlich klappt das in den eigenen vier Wänden nicht mehr alles automatisch. Doch diese Dokumentation zweier sich nicht verändernder Charaktere ist auf Dauer so langweilig, dass ich mehrfach den Film mittendrin beenden wollte. Ich habe selten etwas trostloseres als "My Generation" gesehen und auch von schauspielerischer Arbeit kann keine Rede sein. Die Hauptakteure spielen sich im Alltag selber und ein Drehbuch scheint es kaum zu geben. Auch diese Schichten gibt es neben der Glitzerwelt in der koreanischen Gesellschaft und diese Menschen werden nur allzugern vergessen. Doch dieser Film verschafft ihnen weder eine geeignete Bühne noch rüttelt er irgendwie wach.
"My Genaration" vergeht einfach über die knappen 90 Minuten und am Ende ist man froh, dass er vorbei ist. Mir hat er überhaupt nicht gefallen und ich empfand beim Anschauen mehr Qual als Vergnügen. Das sind sehr knappe 2 Punkte ; den zweiten Punkt gibt es auch nur, weil der Film für mich einen wenn auch schlecht umgesetzten Grundgedanken hat.