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High School Confidential ist der deutsche (!) Name für den US-Film "Pretty Persuation". Sehr sinnig. Aber bitte. Mit was für einem Streifen Zelluloid haben wir es denn hier eigentlich zu tun? Eine Komödie? Fehlanzeige. Hier wird uns ein pechschwarzes Drama aufgetischt, das jede gute Laune verätzt.

Die 15-jährige Kimberly ist hochintelligent und verführt ihre zwei Freundinnen dazu, den von dem Trio ungeliebten Theaterlehrer des sexuellen Missbrauchs zu bezichtigen. Doch dadurch tritt sie eine Eigendynamik los, mit der ihre Umgebung - und der Zuschauer - nicht gerechnet hat.

Kimberly benutzt die Menschen um sich herum schamlos und instrumentalisiert Familienbande, Freundschaften und Liebschaften rücksichtslos für ihre Zwecke. Das kennen wir bereits aus dem weniger intelligenten „Mini's First Time". Doch dort sollte der Film ein Gag sein (wenn auch ein eher schlechter). Dieser Film hier ist ernst. Nur James Woods (Kimberlys Filmvater) entlockt dem ahnungslosen Zuschauer das ein oder andere Lächeln, wenn er die Obszönitäten seiner Tochter der Stiefmutter gegenüber mit bereits schon aggressiver, aber witziger Gleichgültigkeit straft. Der Kerl spielt wie immer gigantisch. Was der eigentliche Sinn von Kimberlys Kabalen und Lügen ist, wird erst am Schluss des Films verraten. Obwohl es theoretisch erahnbar ist, ist das Ende irgendwie überraschend und wirkt obendrein durchaus drastisch.

Man weiß die erste halbe Stunde des Films tatsächlich noch nicht, was das denn alles soll. Will der Film provozieren? Will er eine Botschaft vermitteln, kritisieren, anklagen? Nichts dergleichen! Wir haben es im Plot mit vielen Charakterschweinen und Narren zu tun, doch kanalisiert Regisseur Marcos Siega jedes flaue Gefühl des Zuschauers, jede Missetat der Protagonisten und jede Lüge auf die Hauptdarstellerin Kimberly, deren dreckiges Spiel alle Fehler und Fehltritte der anderen in den Schatten stellt. High School Confidential ist kein gemütlicher Film. Er ist intelligent, doch er verschweigt seine Ziele. Interpretieren ist hier das Wort der Stunde. Ein merkwürdiger, doch zugegebenermaßen guter Film, der jede Vermutung und jedes Einordnen in Genres und Vergleichen mit anderen - angeblich ähnlichen - Filmen am Ende Lügen straft. Die meisten Dramen oder Komödien um ein weibliches junges Biest oder Lolita malen letztere letztendlich als Heldin oder Frau über den Dingen und liefern damit eine platte Botschaft, die nicht mal mehr Karl hinter dem Ofen vorlockt. Hier ist es erfrischender Weise zur Abwechslung anders.

Einziger Kritikpunkt ist das etwas überhöhte sexuelle Potential der Hauptdarstellerin. Evan Rachel Wood sieht nicht gerade aus wie Pamela Anderson oder Eva Mendes, doch sie verdreht jedem Mann (und jeder Frau!) in ihrer Umgebung mühelos den Kopf, wie das in Filmen so oft so leicht gelingt. Nur so funktioniert überhaupt erst ihr finsteres Spiel. Doch lassen wir Kunst Kunst und künstlerische Freiheit eben solche sein und erlauben dem Film, aus einer bestimmt nicht schlecht, aber doch gewöhnlich aussehenden Schauspielerin eine Lolita zu machen.

Guter und außergewöhnlicher Film, der allerdings die Frage offen lässt, was er denn eigentlich bezweckt.

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