Das kalifornische Küstenstädtchen Venice wird von einer selten häßlichen Kreatur (laut Augenzeugenbericht "a big slimy goddamn lizard") heimgesucht, die nicht nur harmlose Hunde anknabbert, sondern auch liebend gerne aus frisch geöffneten Menschenbäuchen nascht. Während die Polizei wie gewohnt im Dunkeln tappt, kommen High School-Lehrer Wayne Connors (Alan Blanchard) und sein Freund Dr. John (J. C. Claire) der Wahrheit auf die Spur. Dumm nur, daß ihnen niemand glaubt, und so müssen sie die Sache eben selbst in die Hände nehmen. Zusammen mit Waynes Frau Jeff (Judy Motulsky) und dem jamaikanischen Seebären Chris Alexander (Mello Alexandria) machen sie Jagd auf das Biest, welches den Spieß jedoch bald umdreht und die Jäger zu Gejagte degradiert...
Manchmal ist die Entstehungs- bzw. Veröffentlichungsgeschichte eines Filmes wesentlich unterhaltsamer und interessanter als der Film selbst, und Spawn of the Slithis ist ein Paradebeispiel dafür. Das im Frühjahr 1977 in zwölf Tagen in und um Venice heruntergekurbelte Creature Feature kostete schlappe einhunderttausend Dollar, und das knappe Budget sieht man dieser Billigproduktion auch an allen Ecken und Enden an. Doch der 32jährige Vietnam-Veteran Stephen Traxler ließ sich dadurch nicht entmutigen und lancierte mit seinen Partnern eine einfallsreiche Werbekampagne, um dem Streifen zu etwas Popularität zu verhelfen. So wurde ein "Survival Kit" aufgelegt, mit einer augenzwinkernden Anleitung, was im Falle einer Slithis-Attacke zu tun sei. Außerdem sollte man unbedingt dem riesigen Fan-Club beitreten, der nur einen kleinen Schönheitsfehler hatte: es gab ihn nicht! Der Höhepunkt der Kampagne fand dann in einem großen Drive-In-Kino statt, in dem Spawn of the Slithis auf dem Programm stand. Traxler steckte einen Jungen aus der High School in den Monsteranzug und stattete dem Drive-In einen (natürlich angekündigten) Besuch ab. Die Nachricht, daß die Slithis-Kreatur tatsächlich anwesend war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und die Menge drehte durch. Alle wollten zum Monster, alle wollten es anfassen, es herrschte ein Gedränge wie bei einem Rockkonzert. Um von der wilden Meute nicht überlaufen zu werden, retteten sich Traxler und sein Gefolge (darunter auch das nun weinende, um sein Leben fürchtende "Monster") auf das Dach eines Gebäudes, von wo aus sie den Fans aus sicherer Entfernung zuwinken konnten. Die Publicity-Aktionen zeigten Wirkung, und der Film wurde ein kleiner Hit.
Vor allem Kinder und Jugendliche fanden an Slithis Gefallen, denn dank der (von Beginn an angestrebten) PG-Freigabe durften auch Kinder in Begleitung der Eltern in die Vorstellungen. Wieso der Streifen trotz des PG-Ratings ziemlich hart ist, ist schnell erklärt. Traxler mußte den Film nämlich in den Gewaltszenen schneiden, um die gewünschte Freigabe zu erhalten, besaß aber nach erfolgter Vorlage die Frechheit, etwas vom herausgekürzten Material wieder einzufügen. Das erklärt auch, wieso trotz des PG-Ratings eine entblößte weibliche Brust zu sehen ist. Viel Aufwand also für ein kleines B-Movie, aber der Erfolg heiligt nun mal die Mittel, und der Erfolg stellte sich - wie schon erwähnt - tatsächlich ein.
Und das, obwohl Spawn of the Slithis einen für einen Film dieser Art fast schon unverzeihlichen Fehler begeht: die ersten fünfundvierzig, fünfzig Minuten sind schlichtweg langweilig. Die Geschichte plätschert lange relativ ereignislos und unspektakulär dahin, und abgesehen von zwei Monsterattacken, einigen falschen Schockmomenten, und zwei knuffigen Schildkrötenwettrennen passiert eigentlich nichts wirklich Erwähnenswertes. Immerhin entschädigt die letzte halbe Stunde für viele, wenn auch nicht alle Längen zuvor. Die Attacke auf ein "Love-Boat" mit einem Pärchen an Bord ist trotz inflationären Zeitlupeneinsatzes überraschend effektiv geraten, und der große Showdown weiß im Großen und Ganzen auch zu überzeugen. Interessant sind auch die POV-Shots aus der Sicht der Kreatur, denn die wurden offensichtlich durch einen Flaschenhals gefilmt! Aber hey, es funktioniert, also wieso nicht?
Trotz aller Defizite hat Spawn of the Slithis etwas unschuldig-sympathisches an sich, das es schwer macht, diesem Schlocker ernsthaft böse zu sein. Die Theorie über die Entstehung der Kreatur aus radioaktiv verseuchtem Schlamm ist natürlich ebensolcher Quatsch wie der Covertext der deutschen Videoveröffentlichung von Screentime-Entertainment-Film. Dort heißt es unter anderem: "Totaler Horror ist angesagt in diesem einzigartigen Grusel-Spektakel, denn Slithis schlägt mit einer bestialischen Grausamkeit zu, die nur ein Wesen des Wahnsinns entwickeln kann. Ein Monsterfilm von Top-Qualität, Nervenkitzel ohne Pause." Ich kann nur hoffen, der zuständige Texter hat sich beim Erstellen dieser Zeilen nicht kaputt gelacht. Unterm Strich bleibt somit festzustellen, daß Spawn of the Slithis ein teilweise öder aber letztendlich doch netter Time-Waster ist, der sich anfühlt, als wäre er aus den 1950er- in die 1970er-Jahre gehopst, um den Zusehern einmal mehr die schrecklichen Auswirkungen der Atomkraft vor Augen zu führen. Denn die Natur schlägt immer zurück, und wenn es nur in Form eines Mannes im Monsterkostüm ist.
Für Stephen Traxler war Spawn of the Slithis die Fahrkarte nach Hollywood. Er inszenierte mit Sam Churchill: Search for a Homeless Man (1999) zwar nur noch einen weiteren Film, fungierte aber bei einigen Großproduktionen als Production Supervisor, Associate Producer bzw. Co-Producer.