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Gianfranco Giagnis einzigen Spielfilm darf man zu Recht als kleines Meisterwerk betiteln. Mit "Spider Labyrinth" kann er einem Dario Argento locker das Wasser reichen und braucht sich auch vor einem Mario Bava nicht zu verstecken. Jedoch ist "Spider Labyrinth" sehr unbekannt geblieben und wäre ein dringender Kandidat für eine DVD-Veröffentlichung.

Professor Alan Whitmore (Roland Wybenga) wird von seiner Universität in Dallas nach Budapest geschickt. Und zwar soll er dort mit Professor Roth (Valeriano Santinelli) in Kontakt treten. Roth hat wichtige Informationen für das sogenannte "INTEXTUS"-Projekt, welches mehrere Universitäten zusammen durchführen. Doch kurz Zeit nach Alans Besuch, wird Professor Roth ermordet aufgefunden. Mit seiner Assistentin Genevieve Weiss (Paola Rinaldi) versucht Alan hinter das Motiv dieses grausamen Verbrechens zu kommen. Doch jeder der Alan dazu etwas sagen könnte, stirbt unter mysteriösen Umständen. Durch einen dubiosen Mann (William Berger) kommt Alan bald dahinter, dass in Budapest eine Sekte ihr Umwesen treibt. Die versuchen ihr Heiligtum zu verbergen, koste es was es wolle. So befindet sich auch Alan in Lebensgefahr.

Der Titel lässt ein wenig auf einen Spinnenhorror schließen, doch die ekligen Achtbeiner haben nur wenige Auftritte, spielen aber eine zentrale Rolle. Um was es hier eigentlich geht, erfahren wir erst auf den letzten Drücker. Genauso wie Prof. Whitmore, tappt der Zuschauer völlig im Dunkeln. Auch was dieses "INTEXTUS"-Projekt angeht. Hier kooperieren verschiedene Universitäten miteinander, auch Heidelberg wird erwähnt. Doch den wahren Inhalt dieser Zusammenarbeit erfahren wir nur schleierhaft. Der Zuschauer muss sich damit abfinden, dass ein paar Fragen unbeantwortet bleiben und man muss wirklich seine Ohren spitzen, um jedes Detail mit zu bekommen. Doch Gianfranco lässt uns lange zappeln. Selbst nach der ersten Halbzeit ist man nicht schlauer, als zu Beginn. Das gemächliche Erzähltempo steht "Spider Labyrinth" sehr gut, Gianfranco zieht die Spannungsschraube kontinuirlich an und man ist sich lange nicht sicher, ob Whitmore das Ganze nun wirklich erlebt, oder es sich nur einbildet.

Auf jeden Fall sind die Bürger von Budapest nicht sehr informativ und verhalten sich komisch. Es scheint als habe der ganze Bezirk etwas mit den Morden zu tun. Den Killer bekommen wir zu Gesicht, aber das bringt uns nicht weiter. Die wenigen Morde sind dermaßen unheimlich in Szene gesetzt, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Gemordet wird mit einem großen Messer und sehr blutig in Nahaufnahme. Doch darauf kommt es hier nicht an, die Tötungen funktionieren nur als Spannungsspitzen. Alle die Alan Informationen vermitteln könnten oder wollten, werden getötet. Zuerst sieht man einen schwarzen Ball, was das zu bedeuten hat, erfahren wir später. Doch wer diesen Ball zu Gesicht bekommt, segnet auch das Zeitliche. Gianfranco gewinnt Budapest hier keinerlei schöne Seiten ab. Das Wetter ist ungemütlich, das Strassennetz ist wie ein Labyrinth und die Häuser nebst Inneneinrichtung wirken altmodisch. Man kann sich hier einfach nicht wohlfühlen, von Anfang an geht hiervon eine Bedrohung aus. Auch der Score passt hervorragend und wirkt spannungsfördernd.

Des Rätsels Lösung gibt es erst im Finale und wer den Italohorror kennt der weiss, dass diese Filme nicht immer ein Happy End mit sich bringen. Auf jeden Fall wird man förmlich an die Mattscheibe gebannt, dermaßen gespannt ist man auf die Auflösung. Ein richtiger Knaller ist es allerdings nicht, aber dennoch ist auch das Finale gelungen. Zudem hat Gianfranco noch einen wirklich ekligen Goreeffekt auf Lager. Die F/X und Spinneneffekte sehen teils ein wenig unecht aus, dennoch sorgen sie für Gänsehaut und sind perfekt platziert. Auch warten auf den Zuschauer noch einige Überraschungen, wer hier alles involviert ist. Die Darsteller sind mir alle unbekannt, agieren aber auf erfreulich hohem Niveau. Hauptdarsteller Roland Wybenga (Sindbad - Herr der sieben Meere, Run for your Life) hat auch nur in wenigen Filmen mitgespielt, agiert aber wie ein Profi. Westernstar William Berger (Sabata, Heute ich...morgen du!) verkörpert einen Informanten und Stéphan Audran (Das Blut der anderen, Das Auge) die mysteriöse Hotelbesitzerin Mrs. Kuhn.

Die undurchsichtige Story verspricht ein bisschen mehr, als sie schließlich hält, doch ansonsten ist "Spider Labyrinth" Italohorror vom Feinsten. Gianfranco gelingt eine Gänsehaut-Atmosphäre, Spannung auf hohem Niveau und sogar ein paar Schocks. Meisterlich in Szene gesetzt, sogar das gediegene Erzähltempo fällt nicht negativ ins Gewicht. Wer sich mal wieder richtig gruseln will, dem sei diese kleine Perle ans Herz gelegt, ein absoluter Geheimtipp.

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