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Der Fick der Spinnenfrau

Jahrzehntelang schwer zu bekommen und fast sagenumwoben, jetzt in einer absolut empfehlenswerten, nein schlicht in allen Belangen glorreichen, gleich drei (!) Heimkinomediengenerationen überspringenden 4K-Edition von Wicked Vision für die Ewigkeit reanimiert und perfektioniert… Danke! „Spider Labyrinth“ befindet sich irgendwo zwischen Fulci, Del Toro, Lovecraft, Argento und kann nur als absoluter Tipp für Fans dieser gänsehautigen Mitternachtskategorie d'Italia bewundert und entdeckt werden. Handlung: Ein amerikanischer Wissenschaftler und Okkultexperte wird von Dallas nach Budapest gerufen, um dort immer weiter in einen weirden Spinnenkult und eine andersweltliche Aura hineingezogen zu werden…

Labyrinth ohne Ausweg

Das ist ein Schmankerl! „Spider Labyrinth“ ist schockierend gut und atmosphärisch, sodass man sich wirklich fragt, wie der Großteil der Filmfanwelt so lange ohne ihn leben konnte… Die Vibes sind spooky und mysteriös, manchmal fast bei sowas wie „Carnival of Souls“ done the italian way. Die audiovisuellen Qualitäten sind edel und befinden sich weit über Italo-Bahnhofskino-Niveau. Das wird mit dem atemberaubenden 4K-Bild nochmal überdeutlich. Die attraktive Hauptfigur tappt genauso wie wir im Dunkeln und ist hervorragende Identifikationsfläche. Die Beleuchtung ist expressiv und bunt. Die menschenleeren „Viertel Budapests“ haben eher etwas Italienisches bis Außerweltliches. Sensationelle Sets wie Höhlen und Hinterhöfe wirken beeindruckend und überaus haptisch. Das unterirdische sowie dann komplett bonkers werdende Finale ist sogar mit das Beste, das ich seit langem aus dieser Ecke gesehen habe. Das Worldbuilding bzw. Mysterium hinter dieser Abwärtsspirale hat immens scharfe Krallen. Das sabbernde und röchelnde „Monster“ ist trotz cheesy Komponenten absolut effektiv. Trashig ist das insgesamt nahezu null. Eine schwarze, unheilankündigende Kugel erinnert fast an „Phantasm“. Einige Mordszenen sind bizarr kreativ. Hitchcockige Einflüsse sind definitiv auch am Start. Und natürlich ist alles wie es sich gehört nicht unblutig. Alles wird exzellent durchzogen von einer gotisch-gruseligen Gänsehaut, die sich spielend leicht auf mich übertragen hat. Alptraumlogik inklusive. Einfach extravagant einlullend. Das ist der perfekte Start für die „Italo Cinema Collection“ (hoffentlich komplett in 4K) von Wicked Vision, der ich auf jeden Fall treu bleiben werde!

Acht Beine für ein Spuklelujah

Fazit: surreal, osteuropäisch wie italienisch, elegant, speziell, sinnlich, beunruhigend bis gruselig… „Spider Labyrinth“ ist nicht weniger als DIE große Italo-Horrorentdeckungen des Heimkinojahres! 

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