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"I cut down trees. I wear high heels, suspendies, and a bra. I wish I'd been a girlie, just like my dear Papa." Beim Stichwort "Holzfäller" kommt mir als erstes Monty Pythons genialer The Lumberjack Song in den Sinn, den der großartige Michael Palin voller Inbrunst und mit Schmackes vorträgt. Also war ich sehr gespannt, was denn seine französischen Kollegen so alles treiben, wenn sie nicht gerade Bäume fällen.

Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: kein einziger Baum fällt! Verdammt!

Der erste Versuch, diesen Film durchzustehen, endete nach knapp dreißig Minuten im Schlummerland, was kein gutes Zeichen ist, da mir das äußerst selten passiert. Also auf ein Neues, und siehe da: es geht doch. Die Handlung ist schnell erzählt: der geniale Wissenschaftler und angehende Nobelpreisträger Professor Muller (Georges Guéret) hat die Schnauze voll vom stressigen Großstadtleben und flüchtet in den Wald, wo er mit einem Geschäftspartner ein Bordell eröffnet, das vornehmlich von älteren Herrschaften besucht wird. Das Unternehmen floriert und alles läuft wie geschmiert, bis Mullers Sohn Jean-Marc (Jean-Marie Pallardy) auftaucht, um den Herrn Papa in die Zivilisation zurückzuholen. Währenddessen wurde die Polizei auf die nicht wirklich legalen Aktivitäten aufmerksam und hat mit Paulo (Jean Luisi) und Isabelle (Willeke van Ammelrooy) zwei Undercoveragenten eingeschleust, die eindeutige Beweise sichern sollen, damit man den Laden endlich dicht machen kann. Da es sich hier um eine erotische Komödie handelt, löst sich am Ende natürlich alles in Wohlgefallen auf.

Die Geschichte ist dünner als Victoria Beckham nach einwöchigem Essensverzicht und dient natürlich nur als Vorwand, um Titten, Büsche und Bettakrobatik zu präsentieren. Ob man den diversen Sexszenen etwas abgewinnen kann, hängt stark vom persönlichen Geschmack ab. Zwar konzentriert sich Jean-Paul Pradiers Kamera auf die Darstellerinnen und versucht, deren ekstatisches Vergnügen einzufangen, allerdings sind sehr oft ältere Semester in den Sex involviert (eine Frau macht sogar mit einem Skelett rum!?), was nicht jedermanns Sache sein dürfte. Regisseur Jean-Marie Pallardy gelingt es leider nicht, das recht alberne und frivole Geschehen kurzweilig und abwechslungsreich zu erzählen. Immer wieder gibt es Durchhänger, und man ist versucht, die aufkommende Langeweile durch Druck auf die Vorspultaste abzukürzen und zur nächsten erotischen Rangelei zu hüpfen.

Immerhin sind die Frauen überwiegend hübsch (und darüber hinaus unten rum stark behaart), wobei Hauptdarstellerin Willeke van Ammelrooy besonders ins Auge fällt. Die am 5. April 1944 geborene Holländerin hat nicht nur eine tolle Ausstrahlung, sie kann auch gut schauspielern, wovon man sich u. a. auch im Horrorfilm De Lift aka Fahrstuhl des Grauens überzeugen kann. Pallardy beschreibt seinen Film als "bawdy entertainment" (schlüpfrige Unterhaltung), wogegen ich nichts einzuwänden hätte, gäbe es da nicht die unangenehme Vergewaltigungsszene (die noch dazu fast schon kriminell verharmlost wird), die so fehl am Platze ist wie Freddy Krueger in einer romantischen Komödie.

Pallardy behauptet in einem 2008 geführten, auf der amerikanischen DVD enthaltenen Interview erst steif und fest, daß es keine Vergewaltigung gäbe ("There's no rape scene"), versucht danach, die Geschichte herabzuspielen ("...she provoked them [...] some girls say no while meaning yes [...] so it's not real rape"), bevor er letztendlich doch einlenkt ("Thinking about it, that scene was really unnecessary" [...] "if I were to recut the movie, I'd definitely take it out"). Tja, die Einsicht folgt zu spät, die Szene ist drin, und damit ist die lockere, heitere Stimmung leider schlagartig ruiniert.

Am Ende des Tages bleibt somit eine erotische Komödie mit netter "Zurück zur Natur"-Thematik, die weder besonders lustig noch übermäßig spritzig ist, und zum Schluß einen bitteren Geschmack hinterläßt. Wer trotzdem noch Lust auf mehr hat, der kann sich ja nach der alternativen Hardcore-Version umsehen, die etwa sieben Minuten länger läuft und ein wenig pornöses Gelutsche und Gerammel bietet, u. a. mit der zauberhaften Marie-Pierre 'Pony' Castel, die man aus einigen Filmen von Jean Rollin (La Vampire Nue, Le Frisson des Vampires, Requiem pour un Vampire, Lèvres de Sang, Phantasmes...) kennen dürfte.

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