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„The Protector“ war Jackies zweiter Versuch nach „Battle Creek Brawl“ in Amerika als Actionstar Fuß zu fassen. Bekanntlich scheiterte Chan zum damaligen Zeitpunkt als Publikumsmagnet und konnte sich lediglich als Nebendarsteller in den Cannonball Run Streifen einem größeren Publikum präsentieren. Das Jackie lange Zeit in Amerika unbeachtet blieb und eigentlich erst in den 90’ern mit „Rumble in the Bronx“ den Durchbruch schaffte, hat vielerlei Faktoren. Vielleicht war die amerikanische Masse damals noch nicht bereit für einen asiatischen Helden, sicher lag es aber auch an den klischeebehafteten Rollen die ausländischen Schauspieler stets angeboten wurden und keinen Raum zur Entfaltung ließen.

In diesem Punkt ist „The Protector“ schon eine angenehme Abwechslung für damalige Verhältnisse, denn obwohl Chan hier einen ziemlich auswechselbaren Charakter ohne eigenes Profil spielt, so ergibt sich immerhin die Möglichkeit aus dem festgelegten Rollenschema des Kung Fu Clowns auszubrechen. Zu lachen gibt es in diesem Cop-Thriller ohne Frage wenig, was sicher einer der Nachteile dieses Films ist und wohl auch ein Grund warum Chan selbst recht unzufrieden mit dem Gesamtergebnis war. Ein Problem dieser ersten Gehversuche in Amerika ist auch die Unfähigkeit von Produzenten und  Regisseur James Glickenhaus sich auf Jackie und seine Qualitäten einzulassen. Betrachtet man den Film nämlich einmal von der anderen Seite und ignoriert das hier ein asiatischer Superstar mit enormen athletischen Talent die Hauptrolle spielt, wird immerhin passable B-Moviekost geboten so wie es eben damals üblich war. Hier muss man wohl auch Kritik am Skript von Robert Clouse üben, welches keine eigenen Akzente setzt und auch keine persönliche Note besitzt. Es ist aber auch kein Geheimnis das Clouse bis auf einen vorzeigbaren Erfolg mit „Enter the Dragon“ sowieso völlig überschätz wurde und auch hier nichts als Massenware abliefert.

Die Story ist ein alter Hut und so oder ähnlich schon oft filmisch verpackt worden. Ein Cop, hier eben Jackie, verliert seinen Partner und begibt sich auf einen kleinen Rachefeldzug. Natürlich haben auch wieder irgendwelche Triaden und Drogenbarone ihre Finger mit im Spiel und so kommt es erwartungsgemäß zum Feldzug gegen die Unterwelt.
Allerdings verlagert sich der Schauplatz schon nach kurzer Zeit nach Hongkong, was die Geschichte wieder etwas interessanter macht. Was man Glickenhaus nicht ankreiden kann ist die filmische Inszenierung der zahlreichen Schauplätze von Hongkong. Die Kamerafahrten entlang der Hochhausfassaden sind durchaus sehenswert und warten mit allerlei netten Details auf. Was besonders gefällt ist der Trip in den Hafen, mit all seinen Booten und Dschunken inklusive einer gut gefilmten Verfolgungjagd, die ein kleinwenig an „Enter the Dragon“ erinnert. Ansonsten wird für amerikanische Verhältnisse recht solide Action geboten, allerdings ohne die Qualitäten wie man von Jackie Chan erwartet. Jackie wird in der hier gesichteten US-Fassung bis auf ein paar kleinere Stunts kaum etwas angeboten und man merkt dass er sich hier absolut unterfordert fühlte. Es gibt weder nennenswerte Fights noch kuriose Körperakrobatik zu bestaunen, insgesamt eigentlich nichts von dem was Jackie auszeichnet. Eine große Enttäuschung ist zum Beispiel der Endkampf, der schon nach wenigen Sekunden völlig unspektakulär wieder vorüber ist. Es wundert daher wenig das Jackie selbst mit den Produkt unzufrieden war und Amerika enttäuscht den Rücken kehrte um zu zeigen wie ein richtiger Cop-Thriller aussehen muss, das Resultat „Police Story“ ist hinlänglich bekannt.

Noch ein Wort zu Chan Partner. Eigentlich handelt es sich bei „The Protector“ nämlich um einen Buddy-Movie, wobei ungewöhnlicher Weise nicht Jackie den lockeren Sprücheklopfer spielt sondern sein Partner Danny Aiello. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der blonde Recke an seiner Seite zwar schon, ist allerdings um einiges erträglicher als die Nervensägen Owen Wilson und Chris Tucker. Letztlich eine Frage des Geschmacks, allerdings hätte man Aiello durchaus konstruktiver in die Handlung einbinden können.

Fazit:
Jackie Chans erste Gehversuche in Amerika bleiben ein zweischneidiges Schwert. Zwar gefallen die Vorteile der professionelleren Umsetzung, bringen aber insgesamt wenig wenn Chan nicht richtig ins Konzept eingebunden wird. Sein Charakter bleibt blass und austauschbar, was aber noch viel gravierender ist, es fehlt an Action und Chan-typischer Akrobatik. Für einen B-Movie dieser Zeit bleibt der Film insgesamt dennoch akzeptabel und ansehbar, nur sollte man eben nicht zu viel erwarten.

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