Review

Mit einem eher ungewöhnlichen, aber im dänischen Original auch so gehaltenen Titel versehener 5. Teil der Olsenbande-Reihe, welcher auch in den weiteren Verfilmungen wie in der norwegischen Gestaltung Olsenbanden og Dynamitt-Harry gar amok (1973) diesen relativ offensiven Namen beibehält, diesen aber natürlich in der Handlung selber auch erklärt; im Norwegischen wird auch direkt auf Teil 2 Olsenbanden og Dynamitt-Harry (1970) verwiesen, was hierbei nicht der Fall und auch nicht nötig für die alleinige Sichtung ist:

Benny Frandsen Bruder Harry, Spitzname 'Dynamit-Harry' [ Preben Kaas ] ist eigentlich ein Trunkenbold, wie er im Buche steht, macht aber gerade einen kalten Entzug, der nun schon mehrere Wochen andauert. Das ist schlecht für Egon Olsen [ Ove Sprogře ], der eigentlich einen frischen Plan hat, zudem seine Kumpane Benny [ Morten Grunwald ] und Kjeld Jensen [ Poul Bundgaard ] derzeit ehrlicher Arbeit nachgehen, beim Kaufmann Herr Kvist [ Ejner Federspiel ] nämlich, mit dessen Tochter Ragna [ Birgitte Federspiel ], einer eher herben Schönheit, Benny gar verlobt ist. Kriminalassistent Jensen [ Axel Strřbye ] und Polizeigehilfe Holm [ Poul Glargaard ] haben dennoch bald alle Hände voll zu tun.

Die kleinen Gaunereien der Bande fangen hier schon beim Alltäglichen, bei dem Verweigern des Bezahlens der Parkuhr und des entsprechenden Betruges an, eine Gewohnheit, die sich durch den Tag zieht und einen großen Coup kulminiert; geplant ist dies zumindest. Geplant bis ins letzte Detail, die Synchronisation ist gewöhnungsbedürftig, die Rückprojektion ist deutlicher als üblich, gleich zwei neue Stimmen bei einem Trio, und man hat es auf Tageseinnahmen eines Kinos abgesehen, wo die Krimis laufen, quasi der Film im Film, die Metaebene. Kunst streift hier die Realität und umgekehrt, "es war wirklich so spannend", fast wird der eigene Einsatz verpasst, weil man selber auf die Leinwand stiert.

Zumindest bleibt der Safe gleich und gewohnt, Franz Jäger, Berlin, wird auch mit Talkumpuder und Handschuhen und dem Stethoskop vorgegangen, wenigstens eine der Routinen. "Versprochen ist versprochen", auf der Flucht ist man bald, im Gefängnis natürlich auch, wenn auch nur Einer von den Dreien; so wie immer halt. Ein Spiel mit Erwartungen und Irritationen, diesmal mit einem Zusatz, einer personellen Erweiterung, einer neuen Komponente, es bleibt nicht alles beim Alten, es wird ebenso mit der Tradition gespielt, dies aber insgesamt eher verhalten. Ungewohnt ist entsprechend hier so einiges, der Ton, die Synchronisation, die Umgangsformen, die Verhaltensweisen, fast wie in einer Parallelwelt, nur Egon ist noch so wie immer, nicht aber Benny und Kjeld. Acht Monate sind bloß vergangen, "wie in alten Tagen" ist es trotzdem nicht, es wird wieder gerade gerückt, die Pläne für die Zukunft liegen schon auf dem Tisch, 6 Millionen Kronen, noch imaginär im verpackten Paket. "Des Menschen Wille ist sein Himmelsreich", eine Traurigkeit macht sich vorübergehend breit, eine Sentimentalität, selbst das Bier fehlt hier, das helfende Pilsener, es wird mit Brause angestoßen, ein wirklicher Trost in all der Trübsal ist das nicht.

Eine Überraschung bekommt man hier geboten, ein Kommentar über die eigene Reihe, fast wirkt man wie als Parodie auf sich selber, dabei werden fast noch 10 Filme anschließend präsentiert. Hilfskräfte und Assistenten fehlen hier, man hat einen trockenen Alkoholiker mit ordentlich Tremor, selbst der zweite Tresor gibt nichts als Unwichtiges her; ein differenziertes Erzählen, selbst einen Blick in das Gefängnis von innen gibt es hier, und eine Gefangenenbefreiung, ein wahres Unikum. "Ende der Vorstellung" heißt es zwischendurch mal, da ist man noch mittendrin, ein riesiges Polizeiaufgebot auf den Straßen, ein falscher Alarm; selbst die vierte Wand wird mal durchbrochen, Blickkontakt zum Publikum aufgenommen, einen Komplizen im Zuschauer gesucht, dann der nächste Diebstahl anvisiert. Dies wird parallel erzählt, die Gesetzeshüter haben den Schutz vor, die Gauner den Klau, beide informieren sich perspektivisch, mit demselben Blickwinkel, nur die Motive unterscheiden sich, sie ähneln sich kein bisschen. Eine Beobachtung von zwei Seiten aus, mit Abhörposten, mit Auskundschaften, mit Ausländerbezügen, mit Aufsehenerregen. "Gipfel und Krönung" der Laufbahn, das Ende schon im Hintergedanken, deswegen die Modifikation statt der Wiederholung, dazwischen eine Art Schattenspiel, eine Ablenkung vorbereitend, eine Konvexität, eine Konfusität, eine Kuriosität.

Die Figur des Dynamit-Harry ist dabei eher jemand, auf den man hätte verzichten können, sowieso ist der Film etwas aufgedreht, trotz der gleichbleibenden Inszenierung, "sehr, sehr merkwürdig" fällt selbst den Nebendarstellern auf, wie in einem Taubenschlag die Handlung, in Verkleidung wird agiert, viel Tuborg währenddessen und vorher und hinterher konsumiert, das Heil in der Flasche, die Sicherheit im Flüssigen gesucht. Nach Mallorca will man auch hier mit den Millionen, wer den 6. Teil Der Voraussichtlich letzte Streich der Olsenbande (1974) kennt, weiß auch wie es weiter und wie es ausgeht, ob es diesmal klappt, ob es weiterhin eine Luftnummer nur, ob des einen Freud dem Anderen Leid dann ist. Flugtickets hat man zumindest schon, derer fünf sogar, das täte sowieso nicht für alle reichen, wenn man die Verlobte und den Schwiegervater mit zählt; es wird hier öfters vor die Wahl gestellt, "entweder die Beiden gehen oder ich", den Satz hört man öfters, oftmals eine leere Drohung, die Traurigkeit gewinnt. Um Freundschaft geht es, um Liebe, um Geld natürlich, letzteres ist der entscheidende Faktor, die Krimikomödie gewinnt, die Suspensemomente beim Heist gleich mit. Zudem werden einige neue Schauplätze geboten, viel übern Steg gewandert, viel maritim geschippert, der Hafen durchquert, die Hochsicherheitszentrale hat ein kühles und raues Ambiente, sowie die analog dazu passende Wachmannschaft in schwarzer Kluft mit Schlagstöcken, plus die Polizeihundertschaft, kein einfaches Vorhaben, vor allem nicht auf sich allein gestellt.

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