Da können noch so viele Kritiker von "Whatever happened..." schwärmen, aber die Überdurchschnittlichkeit will mir nicht wirklich auffallen. Mag in diesem Fall eines knackigen Psycho-Thrillers die Over-The-Top-Leistung von Bette Davis zwar beeindrucken, so bringt der Film doch keine wesentlichen Neuerungen für das Genre.
Dafür entwickelt sich die Geschichte von Robert Aldrich allerdings auch zu zäh, um die späteren Bilder ausreichend erklären zu können. Interessant dabei die Verschiebung der Gewalten bei den rivalisierenden Geschwistern: als Kinder ist Jane der Star und Blanche das Neutrum, während als junge Frauen plötzlich Blanche zur gefeierten Schauspielerin wird, die ihre talentlose Schwester durchschleppt. Bis dann ein Autounfall Blanche in den Rollstuhl zwingt und Jane für sie sorgt, alkoholabhängig, psychotisch, halb gewalttätig.
Der Film ist schon zu einem Drittel vorbei, bis wir uns endlich Bette Davis und Joan Crawford widmen können, denn so lange dauert die Exposition. Dann jedoch macht die saufende Davis mit dem grell geschminkten Puppengesicht der rollstuhlgeschwächten Crawford das Leben zur Hölle, beschneidet ihren Kontakt zur Außenwelt und richtet sie zu Grunde.
Interessant ist das aber allenfalls wegen der grotesken Leistung der Davis, die sich hier komplett für den Film zur Schminkpuppe macht und reichlich abgründig und mit Mut zur Häßlichkeit spielt. Sonst gibt der Film aber nicht viel her. Crawford entpuppt sich über die volle Distanz als heischendes Mäuschen (ihren auf die Schwester auszuweitenden Schuldkomplex wegen ihres Unfalls nutzt sie nie aus), das immer weinerlicher und schwächlicher wird, ein nicht mitleidsvoller sondern eher verachtenswerter Charakter. Die Sequenzen, in der sie mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen will, sind alle nach demselben Schema gestrickt: ewig zögert sie, anzufangen (besonders ärgerlich die Szene, in der sie vor der Treppe zurückschreckt und Stunden für die Stufen braucht, anstelle in einer Minute auf dem Po hinunterzurutschen), wenn sie es dann tut, dann braucht sie ewig, um schließlich kurz vor dem Ziel ständig von Davis abgefangen zu werden.
Die Sequenzen mit Victor Buono als Muttersöhnchen und Klavierstimmer halten die Handlung auch mehr auf, als daß sie das Bizarre dieses Rückfalls in die Kindheit von Baby Jane betonen. Die finale Aufklärung am Strand ist dann auch halb schräg, halb zu lange herausgezögerter Clou, um noch überzeugen zu können. Einige Szenen weisen jedoch trotzdem echte Spuren des Terrors auf, wenn etwa Wellensittiche und Ratten zum Abendessen gereicht werden, die Crawford in Ausweglosigkeiten sich wild im Kreis dreht oder die Davis überschminkt ihre eigenen Puppen nachzustellen versucht. (6/10)