Review

Der Rhein im Jahre 1959 stellt schon eine große Sehenswürdigkeit dar, die nicht jeden Tag geboten wird. Die wunderbare Landschaft der Weinbaugebiete, die alte Technik und Architektur lassen sich am Computer nicht so einfach wiederbeleben.
Juliette Gréco präsentiert sich hier nicht nur in den damals üblichen Kleidern, sondern auch in einer pionierhaften Blue Jeans. Das war damals für Frauen in etwa so unerhört wie lange Haare für Männer. Mag die Grande Dame des französischen Chansons für diesen Film auch mit einigen Konventionen gebrochen haben; das Drehbuch tut es jedenfalls nicht. Die Kellnerin Lora ist in der Interpretation von Juliette Gréco ziemlich frigide und zynisch, hat sich aber laut Drehbuch noch für eine vorprogrammierte Romanze bereitzuhalten.
Lora ist vor ihrem nervenschwachen, aber hartnäckigen Ex-Geliebten Herman in eine Kölner Bar geflüchtet, wo sie unauffällig ihre Brötchen verdienen kann. Eines Abends kreuzt Herman dort auf und will dort ein illegales Geldwechselgeschäft abwickeln. Als sein Geschäftspartner das ihm angebotene Geld als falsch entlarvt und lautstark dagegen protestiert, setzt Herman ihm kurzerhand ein Messer zwischen die Rippen. Als schwarzarbeitende Französin hat Lora keinerlei Interesse an einem Polizeikontakt und flieht zunächst gemeinsam mit ihrem ehemaligen Geliebten. Doch schon bald trennen sich ihre Wege. Lora ignoriert den von Herman festgesetzten Treffpunkt in Amsterdam und lässt sich von dem zunächst etwas gemütsflachen Tankerkapitän Rolph auf seinen gut ausgestatteten Lastkahn einladen, ohne auch nur einen Pfennig Geld zu besitzen. Rolph macht nach anfänglichem Zögern in Völkerfreundschaft und bietet der flüchtigen Kellnerin sogar einen Platz im Kinderappartment an.
Jetzt erkennt der Drehbuchautor und Verfasser der Romanvorlage "Lorelei" Lawrence P. Bachmann die Notwendigkeit eines in die Zukunft weisenden Konflikts und lässt Hermans Flucht nach Amsterdam blutig scheitern, doch mit Hilfe des gutgläubig naiven Rheinvolks kann der sich schon bald wieder in seiner Lieblingsrolle als Frauenverfolger betätigen. Unschwer zu erraten, wie die Geschichte ausgehen wird, besonders wenn man die damals modische Notwendigkeit zum Showdown kennt. Diesem Film fehlt einfach die Schlusspointe. Angelegt als ein Hybrid aus oberflächlicher Romanze und hartem Krimi, verfällt DIE SCHWARZE LORELEI zeitweise ins programmatisch Schnulzenhafte. Einem Alfred Hitchcock hätte dieser Stoff sicherlich auch gelegen. Dann wären wohl einige Geistesblitze mehr zu sehen gewesen und die Zeichnung der Charaktere wäre nicht so flüchtig geraten.

Details
Ähnliche Filme