ADAMO ED EVA, LA PRIMA STORIA D’AMORE ist ein Film, bei dem man aus dem Kopfschütteln nicht mehr herauskommt: sei es aus Verwunderung, Ungläubigkeit oder Entzücken über seine schiere Absurdität.
Der Titel deutet es bereits an: im Mittelpunkt des Films steht das erste Paar der Menschheitsgeschichte, Adam und Eva, und zunächst beginnt alles tatsächlich wie eine relativ bibeltreue Verfilmung des Ersten Buchs der Genesis. Eine ernste Stimme aus dem Off verkündet, dass Gott die Erde in sieben Tage erschuf, Blitze zucken, Ozeane schäumen und am Ende schlüpft Adam aus einem Kokon aus Erde. Adam streift nun durch das Paradies, und spürt alsbald die Einsamkeit, die an ihm nagt. An einem Strand modelliert er sich aus Sand eine Frau und beginnt sie zu liebkosen. Kurz darauf lässt Gott ein Gewitter über ihm aufziehen. Obwohl Adam seine Sandfrau mit seinem Körper vor dem Schauer zu schützen versucht, ist sein Unterfangen natürlich zum Scheitern verurteilt und er kann nicht verhindern, dass der Regen den Sand hinwegspült. Darunter allerdings kommt der Körper einer Frau aus Fleisch und Blut zum Vorschein: Adam und Eva sind endlich vereint. Es dauert nicht lange und Eva fängt an, sich in der Idylle und Harmonie des Paradieses zu langweilen. Unzüchtige Gedanken wecken beispielsweise Löwen, die sie beim Kopulieren beobachtet. Außerdem gibt es da noch eine Schlange, die immer wieder auf sie einredet, sie solle doch mal von einem bestimmten Apfel probieren, der süß sei wie kein anderer. Adam sieht das nicht gerne und versucht Eva von besagtem Baum fernzuhalten, mit der Begründung, Gott habe ihnen verboten, jenen Apfel zu essen. Eva fügt sich zunächst, doch auf Dauer kann sie den Engelszungen der Schlange nicht standhalten, und irgendwann pflückt sie die Frucht. Adam, der sie dabei überrascht, lässt sich von Eva, die ganz begeistert von ihr ist, dazu überreden, sie selbst zu probieren. Danach fallen sie in Wollust übereinander her. Der Zorn Gottes lässt nicht lange auf sich warten. Gewitter, Vulkanausbrüche, Erdbeben: das alles vereint sich zu einem Inferno, aus dem Adam und Eva in einer trostlosen Wüste erwachen, verstoßen aus dem Paradies, und auf der Suche nach Nahrung.
Das Meer soll das Ziel ihrer Reise durch die unwirtliche Welt sein, denn, so schlussfolgern Adam und Eva, immerhin seien sie auch aus dem Meer entstanden. Bis sie dort ankommen müssen sie jedoch einige Gefahren meistern. Nicht nur Flugsaurier und Affenmenschen kreuzen ihren Weg, sondern vor allem die Liebe ist es, die ihnen mehrere Beine stellt und sie immer wieder aufhält. Nicht umsonst trägt der Originaltitel des Films den Zusatz von der allerersten Liebesgeschichte, und wie jede Liebesgeschichte verläuft auch die von Adam und Eva nicht ohne Krisen und Auseinandersetzungen, die schlussendlich so weit führen, dass Adam Eva wutentbrannt zurücklässt, worauf diese von einem weiteren Eingeborenenstamm gefangengenommen wird, der sich dadurch auszeichnet, dass seine Mitglieder sich die Haut grün färben. In einen der Krieger verliebt sie sich dann auch schnell, führt ihn zu einem Fluss und zeigt ihm wie man mittels Wasser jene grüne Farbe abwaschen kann. Auch der Krieger scheint ernste Absichten bezüglich unsrer Heldin zu haben. Ein Überfall von Kannibalen setzt der Romantik aber ein jähes Ende. Diese Kannibalen wiederum sehen aus wie eine Mischung aus dem Stereotyp eines bärtigen rothaarigen Iren, norwegischen Trollen und Lon Chaneys Make-Up in PHANTOM OF THE OPERA. Ein Kampf entbrennt, in dem Adam gerade rechtzeitig auftaucht, um Eva und ihren neuen Freund zu retten. In Sicherheit muss sie sich jetzt zwischen den beiden Männern entscheiden und wählt schließlich Adam, worauf ihr Liebhaber mit gebrochenem Herz das Feld räumt. Werden es Adam und Eva allerdings bis zum Meer schaffen? Können sie den vielen Widrigkeiten trotzen, die sie auf ihrer Reise erwarten? Wird ihre Liebe stark genug sein, um die unzähligen Entbehrungen ertragen zu können?
Die Liste der höchst unterschiedlichen Genres, die in ADAMO ED EVA offenbar völlig ohne Sinn und Verstand miteinander vermischt werden, ist lang: Bibelverfilmung, Abenteuerfilm, Fantasyfilm, Barbarenfilm, Kannibalenfilm, und natürlich Liebesdrama. Ich fand es schon teilweise erstaunlich wie sehr der Film, trotz seines Ambientes und seiner Handlung, an Seifenopern erinnerte. Ein Highlight in dieser Hinsicht ist sicherlich die Szene, in der Eva sich zwischen Adam und dem Krieger des Eingeborenenstamms entscheiden muss, aber auch sämtliche Dialoge, die Adam und Eva wechseln, könnten exakt in der Form, ohne irgendwelche Änderungen, in einer beliebigen Schnulze zum Einsatz kommen. Eva macht ihm Vorwürfe, er macht ihr Vorwürfe, am Ende versöhnen sie sich wieder und ziehen weiter durch die unwirtlichen Lande: bis zum nächsten vor Klischees und Reißbrettemotionen triefenden Streit.
Um ungefähr zu verdeutlichen, was einen bei ADAMO ED EVA erwartet, will ich die unfassbarste Szene des Films kurz beschreiben. Adam hat eine Frau als Modell aus Sand zusammengesetzt und beginnt ihren Körper zärtlich zu streicheln. Als das Gewitter losbricht, meint er natürlich, es sei eine Strafe Gottes, bis er feststellt, dass sich unter dem Sand Eva verbirgt, die der Regen befreit. Adam und Eva blicken sich in die Augen, sind offenbar sofort unsterblich ineinander verliebt, und tollen nackt durch die Dünen. Und dazu erklingt eine typische 80er-Pop-Ballade, bei der eine höchst leidenschaftliche Frauenstimme einen schlicht fürchterlichen kitschigen englischen Text intoniert. Leider begegnet einem dieses Gesangsstück noch öfter im Verlauf des Films, und zwar immer dann, wenn die Regisseure meinen, eine besonders emotionale Szene mit ihm unterlegen zu müssen.
In ADAMO ED EVA passt so gut wie gar nichts zusammen. Die Musik klingt, wenn nicht gerade dieses gräuliche Lied ertönt, zumeist wie das übliche Synthie-Geklimper italienischer B- oder C-Filme dieser Zeit, streckensweise auch, als würde man Barockkompositionen auf billigen Keyboards nachspielen, und steht in keinem Zusammenhang mit den Bildern und der Geschichte. Das Drehbuch ergibt nur so lange einen Sinn wie man die Story aus der Genesis entlehnt. Weshalb Adam und Eva nun gerade auf der Suche nach dem Meer sind und was sie dort zu finden hoffen, erschließt sich zu keinem Zeitpunkt. Auch wird die Grundidee der Geschichte, dass es sich bei ihnen um die ersten Menschen handelt, und sämtliche übrigen Bewohner der Welt, die sie durchstreifen, entweder Affenmenschen sind oder Kannibalen, dadurch ad absurdum geführt, dass in einer kurzen Szene fast am Schluss gezeigt wird wie Adam Handel mit anderen Menschen betreibt, die wesentlich älter sind als er. Spätestens ab der Szene, wo ein Flugsaurer unsre Helden attackiert, weil sie Eier aus seinem Nest stibitzten, um ihren Hunger zu stillen, sollte man aber wohl sowieso nicht mehr nach dem Sinn des Films fragen.
Was ADAMO ED EVA zusätzlich als seriösen Film disqualifiziert und als unterhaltsamen Trash adelt, ist, dass auch hier die beliebte Praxis italienischer Schundfilmer, sich Szenen aus anderen Filmen zu „entlehnen“, gerne und häufig Anwendung findet. Vor allem Tierdokumentationen scheint man geplündert zu haben, denn die meisten exotischen Tiere, die Adam und Eva begegnen, befanden sich sicherlich nicht mal in der Nähe der beiden Schauspieler. Witzig wirken auch die Katastrophenszenen, die man bei der Vertreibung aus dem Paradies derart schlecht aneinandermontiert, dass es jedem auffallen muss, dass sie mit Sicherheit nicht extra für diesen Film gedreht wurden. Sonstige Spezialeffekte sind zu schlecht, um den Namen zu verdienen. Bei dem Flugsaurer handelt sich um eine billige Puppe aus der Mottenkiste, die an sichtbaren Fäden geführt wird. Bei den Kampfszenen spritzt kein einziger Tropfen Blut. Und bei der Gestaltung der Kannibalen, deren Aussehen wirklich jeder Beschreibung spottet, scheint sich auch niemand besondere Mühe gegeben zu haben. Selbst die Sexszenen sind zu keiner Sekunde sonderlich sehenswert oder erotisch. Überhaupt kann man eigentlich nur die äußerst abwechslungsreichen Landschafts- und Naturaufnahmen loben. In ADAMO ED EVA gibt es so ziemlich alles zu sehen, was unser Planet zu bieten hat: endlose Wüsten, zerklüftete Berge, Gletscher, Wälder unter Schneedecken, Südseestrände. Und diese scheinen immerhin nicht einfach in den Film hineingeschnitten worden zu sein.
ADAMO ED EVA hat mir gerade wegen seiner surrealen Sinnlosigkeit außerordentlich gut gefallen. Rein vom Unterhaltungswert müsste ich ihn mit einer der Höchstnoten versehen. Da der Film andererseits aussieht, als sei er von den inkompetentesten Filmemachern aller Zeiten gedreht worden, und alles an ihm, durch die Bank weg, auf niedrigstem Niveau rangiert, muss ich ihn in der neutralen Mitte ansiedeln.
Nein, ich kann es noch immer nicht fassen, dass dieser Film tatsächlich für den Markt und das Publikum hergestellt worden sein soll…