Review

*SPOILER*

Der Kampf zwischen Himmel und Hölle war ja schon immer beliebtes Thema bei Filmemachern. Von „Angel Heart“ über den „Exorzisten“, „Das Omen“, „The devil´s Advocat“ und viele mehr erstrecken sich die Filme und Themen, die in okkulten Thrillern aufgegriffen wurden. „Constantine“ steht also keineswegs alleine da, und offenbar war man sich dessen auch bewusst. Die Abenteuer von John Constantine sind eine Art Best of, der genannten Filme und zeigt dabei, dass man auch aus bekannten Versatzstücken noch eine spannende und düstere Achterbahnfahrt machen kann.

Dabei fällt zunächst einmal auf, dass es hier eindeutig kein strahlender Held ist der als Hauptfigur präsentiert wird, womit auch klar sein dürfte, dass wir uns trotz Comicverfilmung nicht im Marvel-Universum befinden. Viel mehr wurde hier ein DC Comic umgesetzt, der zwar ordentlich verändert wurde, aber der Grundstimmung der Vorlage immer treu bleibt.
John Constantine (Keanu Reeves) war Tod. Er hat sich selber umgerbacht und kam dafür in die Hölle, wie es laut Katholizismus mit Sündern üblich ist. Doch die Hölle wollte ihn nicht und so wurde er nach 2 Minuten wieder belebt und kämpft nun gegen die Dämonen und Halbwesen der Unterwelt, die er seit seiner Geburt sehen kann. Sie alle sind teil eines Spiels zwischen Gott und dem Teufel, die sich einen erbitterten Kampf um jede Seele liefern. Constantines Seele gehört dem Teufel, auch wenn er versucht sich durch seine Taten den Weg in den Himmel zu erkaufen. Eine gute Gelegenheit erhält er, als er auf Angela (Rachel Weisz) trifft, deren Schwester Selbstmord begangen hat und die nun auf der Suche nach Absolution für die in die Hölle gefahrene Seele sucht. Dabei kommen die beiden hinter einen perfiden Plan, der den Sohn des Teufels in die Welt bringen soll.

Die Story ist, wie gesagt, eine Art Best of Show, vermischt die unterschiedlichen Einflüsse aber ganz geschickt zu einem durchaus ansprechenden Neuen. Natürlich darf man hier keine wirklich tiefgründige Geschichte erwarten, aber zumindest halten sich die Logik-Schwächen in Grenzen und es wurden die meisten Klischees elegant umschifft. So wurde dem Helden zwar ein Sidekick zugestanden, aber der ist mit relativ wenig Screentime ausgestattet und auch die Anflüge von Humor halten sich stark in Grenzen und kommt zumeist sehr bitter und gallig daher. Die Figuren sind allesamt recht interessant, bleiben aber, bis auf die Hauptfigur auch ein wenig blass. Dafür ist John Constantine aber einer der ungewöhnlichsten „Helden“ im Film seit langem. Er hat Lungenkrebs, ist Kettenraucher, Selbstmörder, Zyniker und alles andere als Heldenhaft. Seine Gabe für kurze Zeit in die Hölle zurückzukehren und auch in unserer Dimension die Dämonen zu sehen, sieht er eher als Last und der Kampf gegen das Böse ist nicht etwa auf seine Hilfsbereitschaft oder sein gutes Herz zurückzuführen, sondern einzig und allein selbstzweckhaft, da er hofft, sich so in den Himmel einkaufen zu können. Keanu Reeves zeigt dabei einmal mehr, dass er immer dann am besten ist, wenn er nicht groß Gefühle zeigen muss, sondern sich seine Rolle darauf beschränkt cool und unerbittlich in die Gegend zu schauen. Das hat er wahrlich meisterlich drauf. Aber auch ansonsten ist er, trotz der nahezu nicht vorhanden Ähnlichkeit zum Comicvorbild, durchaus eine Art Idealbesetzung. Die Show stehlen ihm aber ganz klar 3 Darsteller, die hier in kleinen aber feinen Rollen überzeugen. Da wäre zum einen Gavin Rossdale, Sänger der Indie-Rocker „Bush“ und Ehemann von Gwen Stefani, der als Balthasar einen düsteren Halbdämon gibt und die Hälfte seiner Perfomance mit entstelltem Gesicht absolviert. Dann noch die unnahbar wirkende und schön wie immer aussehende Tilda Swinton, die als gefallener Engel Gabriel begeistert und zu guter letzt ist da noch Peter Stormare. Der veredelt ja nun wahrlich noch größten Mistfilm mit seiner puren Anwesenheit (siehe Bad Boys 2) und gibt hier den Höllenfürsten persönlich, der wohl noch nie so schräg und überzogen dargestellt wurde. Das ist bewusstes Overacting und passt perfekt in diesen Film.
Einzige Schwachstelle in der Besetzungsliste ist Rachel Weisz, die zwar circa 70% des Films als eine Art Miss-Wet-T-Shirt Supergirl verbringt, aber ansonsten eher eine etwas unmotivierte Leistung bringt.

Ein ganz großes Lob gibt es dafür für die Optik des Films. Die ist ganz eindeutig an „Angel Heart“ orientiert und schafft es doch genügend eigene Ideen einzubringen um nicht als billige Kopie zu wirken. Die Verlegung der Geschichte von London nach Los Angelas (in welcher Stadt könnten Engel und Teufel wohl besser kämpfen?) fällt übrigens kein bisschen negativ auf, da auch hier alles in düstere schwarz Töne getaucht ist. Dazu gibt es optische Highlights wie den Nachtclub, des ehemaligen Hexenmeisters, der in dunklen Rot Tönen etwas sehr unwirkliches verströmt, oder die Szenen die in der Hölle spielen, die ein wenig an die postapocalyptischen Szenen aus Terminator 2 erinnert. Die Effekte sind jedenfalls großartig gelungen wenn sich das L.A. wie man es kennt in eine verbrannte Höllenlandschaft verhandelt. Überhaupt ist der Einsatz der CGI Effekte großartig gelungen. Opwohl es wirklich reichlich Effekte gibt, wirken sie nie aufgesetzt oder überzogen, sondern passen sich immer in die Story ein und verdrängen diese nie.
Action-Fans dürften übrigens ein klein wenig enttäuscht aus dem Kino kommen, denn hier geht es nicht um möglichst viel, möglichst coole Action im Stile von Blade und Konsorten, hier steht ganz klar die Story und die Atmosphäre im Vordergrund. Zwar gibt es hin und wieder großartige Actioneinlagen, so schlägt etwa die Szene in der Constantine mit seiner Kruzifix-Gun (!!) in einem Krankenhaus aufräumt alle drei Blade Teile in Sachen Coolness und Optik um Längen, aber das Hauptaugenmerk liegt hier ganz klar im Bereich Horror. So gibt es dann auch immer wieder gut sitzende Schockmomente und gleich zu Beginn wird man erst mal ordentlich wach, wenn....ach das sollte jeder selber rausfinden. Wirkt auf jeden Fall sehr überraschend. Überall bemerkt man aber die Ideenvielfalt, welche die Vorlage bietet. Egal ob die angesprochene Kruzifix-Gun, den christlichen Schlagring oder andere Spielereien, alles wurde passend und keineswegs lächerlich wirkend, in den Film integriert und sorgt für ein absolut stimmiges Gesamtbild.

„Constantine“ ist atmosphärische Horror-Action in Reinform. Ein toller Hauptdarsteller, klasse Nebenfiguren, gigantisch gute Effekte, eine spannende und wenn auch nicht neue, so doch zumindest ansprechende Story und eine fantastische Atmosphäre. Wer von Blade 3 enttäuscht war, wem Marvel Helden zu heldenhaft sind, und wer schon immer mal wissen wollte, warum man sich 2mal umbringen muss und den Teufel reinlegen muss um von Lungenkrebs geheilt zu werden, der sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. So macht Popcorn Kino Spaß. Ich würde John Constantine jedenfalls jederzeit auch bei einem zweiten Einsatz auf der Leinwand ansehen. 8 von 10 Punkten.

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