Eine weitere taugliche Prämisse aus den 80ern, die unter der Regie eines versierten Filmemachers ein kleiner Knaller hätte werden können. Doch „The Carrier“, wie er im Original heißt, ist bis heute die einzige Regiearbeit von Autor Nathan J. White. Aus Gründen.
Sleepy Rock ist ein idyllisches kleines Nest, in dem Jake als Außenseiter gilt, da er für den Unfalltod seiner Eltern verantwortlich gemacht wird. Als Jake eines Tages mit einer pelzigen Kreatur in Kontakt gerät, wird daraufhin alles, was er berührt kontaminiert und jeder, der diese Fläche berührt, schmilzt augenblicklich. Und nur Jake weiß, dass er der Verantwortliche für die Seuche im Ort ist…
Anfangs wähnt man sich gar in nostalgischen Gefilden innerhalb eines nostalgischen Streifens. Der Stoff steigt mit einer Dorffeier ein, auf der einige Gäste noch den Look der 50er pflegen. Doch auch Jake trägt vielleicht nicht ganz zufällig eine Weile ein weißes T-Shirt mit einer hellroten Jacke darüber, was unweigerlich an James Dean in „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ erinnert. Ob bewusst oder unbewusst: Individuen dieser Dorfgemeinschaft erscheinen für die Zeit um 1988 arg rückständig.
Der Ursprung der Seuche ist bei alledem so holprig und unbeholfen inszeniert, wie eine ganze Reihe weiterer Szenen, die infolge eines stümperhaften Schnittes etwas kurios anmuten. Eines Nachts wird Jake von einem Monster attackiert und behält ein paar Striemen auf der Brust zurück. Er schießt noch und tötet die Kreatur augenscheinlich, doch danach wird jene nicht noch einmal thematisiert. Auch als Außenseiter bewegt sich Jake hin und wieder im Dorf oder dem angrenzenden Wald, wonach einige Bewohner etwas willkürlich der Seuche anheim fallen.
Leider geht dies nicht mit dem erhofften Body Horror einher. Anfangs wird noch eine Hand abgehackt, da selbige von einem verseuchten Buch eingesaugt wird, doch der Einsatz von Spezialeffekten bleibt überschaubar: Hin und wieder entmaterialisieren sich Insekten oder Küken und am Rande sind mal zwei leicht eingeschrumpfte Körper zu sehen. Insgesamt bleibt der Gewaltgehalt ernüchternd gering.
Stattdessen fokussiert sich die Geschichte im Verlauf auf die Gruppendynamik innerhalb der vermeintlich eingeschworenen Gemeinde. Irgendwann laufen alle mit Plastik umwickelt herum, was die Paranoia logischerweise noch verstärkt. Es spalten sich Clans auf und gegen Ende gehen Gruppen aufeinander los, was zumindest ein Minimum an Action zur Folge hat. Wobei auch diese recht laienhaft und unblutig in Szene gesetzt ist.
Ein Teil der Darstellerriege performt immerhin tauglich, der Score klingt bemüht und die Ausstattung im Dorf sorgt neben den gut gewählten Schauplätzen für eine isolierte Atmosphäre. Etwas Spannung kommt hingegen erst nach einer Stunde auf, was leider kaum erwähnenswerte Spezialeffekte oder andere Schauwerte beinhaltet.
Folgerichtig fühlt sich das Werk wie eine verpasste Chance an, welches bis dato überraschenderweise noch keine Neuverfilmung nach sich zog.
5 von 10