Der Koreaner Kim Dong-bin muss mit dem Stigma einer inspirationslosen Epigone ausgezeichnet klar kommen. Nach seinem „The Ring Virus“, für welchen er sich das japanische Original ohne müßigen Umweg über Alternanzen schlicht blaugepaust hatte, baute er sich aus dreist zitierten Genrestandards und ohne einen einzigen Funken Originalität nun diese unglaubliche Gurke zusammen: RED EYE.
Unerklärliche Ereignisse und gar ein paar mysteriöse Todesfälle suchen Fahrgäste und Crew eines alten Zuges heim, auf einer Strecke, die nach dieser, seiner letzten Fahrt stillgelegt werden soll. Der grausige Spuk hängt zusammen mit einen schweren Unfall, der sich vor zwanzig Jahren auf dieser Strecke ereignet hat. Seit damals rast der verunglückte Zug mit all seinen Insassen durch den Limbus, und anlässlich der letzten Runde auf diesen Schienen stehen diesseitige und jenseitige Gleise nun in so günstiger Konjunktion, dass Gegenwart und Vergangenheit, Geisterfahrt und finale Fahrt miteinander verschmelzen. Geschichte wiederholt sich, denn – das wird in der einfallslosen Dramaturgie, die einem sinnlosen, nicht handlungsrelevanten Tod stets einen weiteren Schritt hinter das Mysterium nachfolgen lässt, sehr schnell klipp und klar – das zurückliegende Unglück war kein Unfall. Passagiere werden besessen, Familiendramen rekapituliert und zudem treibt ein weiblicher Geist sein Unheil, der die Passagiere gerne mit seinen langen, strähnigen Haaren würgt bis das Genick knackt. Woher die Olle kommt, wohin sie sich wieder verflüchtigt, welche Laus ihr über die graue Leber gelaufen ist und wieso ein, zwei Morde schon ihren Tag retten, belässt Kim ein nagendes Mysterium. Glücklicherweise beißt dieses nicht so nachhaltig ins Gewissen wie die Frage, wie viel gescheitere Sachen man in diesen verschenkten anderthalb Stunden hätte anfangen können.