Eine Zugfahrt kann ja lustig sein, eine Zugfahrt kann auch schön sein, diese Zugfahrt aus Südkorea ist allerdings weder lustig noch schön, sie ist einfach nur langweilig. Wenn sie ja wenigstens etwas logischer und spannender gewesen wäre, oder vielleicht auch etwas blutiger, ich hätte nicht ständig auf die kleine Uhr an meinem Handgelenk geschielt. So allerdings gerät sie zu einer zwar sehr stimmungsvollen und bildlich wieder mal edlen, dramaturgisch allerdings völlig unbefriedigenden Fahrt mit einem Geisterzug ohne richtige Geister.
Die Grundidee des Drehbuchs mag wirklich überzeugend sein, doch die erzählte Geschichte ist konfus und verwirrend. Es passieren zuviele Dinge einfach nur so und zuviele Handlungen werden einfach nur aneinander gereiht. Ich habe als Zuschauer schnell das Interesse verloren, habe die Szenen nur noch hingenommen und in ihrer bildlichen Schönheit allein betrachtet. Der rote Faden des Erzählens war weg und die Logig auch an einem dieser neblig dunklen Bahnsteige, wie auch der kleine malende Junge, einfach abhanden gekommen.
Ein regnerischer Abend an einem Bahnsteig in Seoul. Die junge Zugbegleiterin Oh Mi-sun ( gespielt von Jang Shin-yeong ) beginnt ihren Dienst in dem Schnellzug nach Yeosu. Sie hat heute ihre erste Schicht überhaupt und später erfahren wir, dass ihr Vater früher einmal Zugführer war. Wir erfahren auch, dass genau diese Zuglinie vor 15 Jahren schrecklich verunglückte und ihr Vater damals Dienst hatte und dabei mit vielen anderen Menschen ebenfalls ums Leben kam. Heute am Jahrestag des Unglücks wird diese Linie für immer eingestellt und Oh Mi-sun ist keinesfalls zufällig mit auf dieser Abschiedsfahrt. Sie sucht Antworten auf viele quälende Fragen, sie will die angebliche Schuld ihres Vaters am Unglück endlich klären.
Ihr Kollege Lee Jung-ho ( gespielt von Park Won-sang ) ist im Zug als Schaffner unterwegs und er wird sie auf dieser wichtigen Fahrt unterstützen. Zwischen den vielen unterschiedlichen Passagieren taucht auch ein junges Mädchen auf. Besagte Soo-hee ( gespielt von Kwak Ji-min ) will mit mehreren Freunden zusammen ein Mysterium dieser Zuglinie aufklären. Zu den Jahrestagen des Unglücks sollen die Geister der Verunglückten im Zug spuken und Soo-hee kann halt Geister sehen.
Natürlich fällt die Abschiedsfahrt auch zufällig auf einen Jahrestag und es dauert nicht lange, bis die Ereignisse im Zug sich zu überschlagen beginnen...
Ja wenn die Ereignisse sich mal überschlagen hätten, so aber passiert zuerst nicht viel und wir rollen so dahin. Ein Passagier nach dem anderen hat seine Szene und wir durchstreifen mit der Kamera dazu einen Wagon nach dem anderen. Im Schlepptau haben wir dabei die als Snackverkäuferin arbeitende Mi-sun, diese ist selber ihre beste Kundin und wirkt auf den Zuschauer immer beunruhigter.
Ich will überhaupt nicht mehr von der Handlung des Films preisgeben, doch richtig in Fahrt gerät am Schluss nur der Zug. Es sterben einfach so die Fahrgäste, auch Soo-hee rafft es ohne grosse Geister gesehen zu haben schnell dahin. Ein Professor verliert sein Manuskript und der Zug verliert einen jungen Fahrgast ; der hatte kurz vorher noch unheimliche Bilder gemalt und diese dann mit roter Farbe verunstaltet, dann verschwindet er im Nebel des Bahnsteigs und nicht nur Mi-sun bleibt mit vielen offenen Fragen zurück. Das alles und noch viel mehr scheint wahllos zusammengezimmert und ich habe eine klare Linienführung bei der Story doch schmerzlich vermisst.
Die schauspielerischen Leistungen waren ebenfalls nicht überzeugend, vieles kam mir hölzern und steiff vor, der Film und die Akteure vermittelten niemals eine einheitliche Atmosphäre, vielmehr hatte ich den Eindruck, dass ein Drehbuch quasi ab- und durchgearbeitet wurde. Der Film punktet auf dem Gebiet der bildlichen Umsetzung. Die alten und neuen Zugabteile mit all den Feinheiten schaffen zusammen mit den Lichteffekten eine schöne schaurige Stimmung. Hier ist zwar nichts wirklich neu und innovativ, aber sehr effektiv in Szene gesetzt. Leider ist dies für mich der einzige Aspekt, bei dem "Train of the Dead" richtig Boden gutmachen kann.
Für einen guten Horrorfilm war das schlichtweg zu wenig ; holprige und schlampige Umsetzung einer guten Filmidee mit wenig überzeugenden Schauspielern, in der zwar schaurig schönen Umgebung eines Horrorzuges, doch mit zuviel Leerlauf und zu vielen offenen Fragen. Somit also keine lustige und schöne Zugfahrt, sondern eine Fahrt aufs Abstellgleis in meiner DVD-Sammlung.
Überraschend enttäuschte 4 Punkte.