Zwar hat mit Tobe Hooper ein echter Genrespezi Regie geführt, doch mehr als Durchschnitt ist „Das Kabinett des Schreckens“ leider nicht.
Die junge Amy Harper (Elizabeth Berridge) geht unter die Dusche und bemerkt nicht, dass jemand im Nebenzimmer umherschleicht, sich eine Maske nimmt und mit einem Messer ins Badezimmer kommt. Er öffnet den Vorhang, sticht auf sie ein – und man merkt dass das Messer eine Fälschung ist und sich dies alles nur um einen Scherz ihres Bruders Joey (Shawn Carson) handelt. Damit beginnt der Film einen netten Gag, der „Halloween“ und „Psycho“ parodiert, obwohl man im ersten Moment denkt, Hooper wolle „Halloween“ plump kopieren.
Trotz des Verbots ihres Vaters geht Amy mit ihrer Verabredung Buzz (Cooper Huckabee) und ihren Freunden Richie (Miles Chapin) und Liz (Largo Woodruff) auf die Kirmes, bei deren Besuch in einer Nachbarstadt zwei Mädchen verschwanden. Die vier erkunden den Rummel und stoßen dabei auf jede Menge Attraktionen von einer Freakshow bis hin zu einer Wahrsagerin. Der Film lässt sich außerordentlich viel Zeit, damit den Rummel und dessen Attraktionen zu beschreiben, was aber leider recht wenig mit der Haupthandlung zu tun hat.
Die vier Jugendlichen probieren auf die Geisterbahn, das „Kabinett des Schreckens“, aus, wobei Richie eine Idee kommt: Sie sollen als Mutprobe die Nacht in der Geisterbahn verbringen. Doch kurz nachdem sie sich in der Geisterbahn haben einschließen lassen, beobachten sie einen Mord und es beginnt eine Nacht des Horrors...
Von der Story her ist „Kabinett des Schreckens“ eher eine Variante von Tobe Hoopers eigenem TCM und weniger als ein Slasherfilm. So wird in der ersten Hälfte fast ausschließlich das Verhalten der vier Jugendlichen geschildert und erst in der zweiten Hälfte bricht das Grauen über sie herein. Auch der familiäre Hintergrund und die Missbildung des Killers (inklusiver stark gestörtem Sprechvermögen) erinnern arg an Hoopers Erstlingswerk.
Leider kann Hooper im gesamten Film nicht die gleiche Atmosphäre wie in TCM aufbauen, weshalb sich vor allem die erste Hälfte zieht. Denn hier passiert nach dem überraschend gelungenen Einstiegsgag recht wenig: Langes Herumgeziehe auf der Kirmes, wobei nur wenig für die Story wichtig ist. Hier und da ein kleiner Schockeffekt (z.B. der aus dem Nichts hervorspringende Hund) kann zwar etwas Spannung bieten, aber insgesamt ist der Film hier viel zu lang geraten.
Erst in der zweiten Filmhälfte nimmt der Film dann zu. Zwar ist das Szenario mit Kirmes und Geisterbahn auf den gesamten Film hin gesehen eine Abwechslung, aber erst in der zweiten Hälfte wird die Spannung angezogen. Die Hatz und die Dezimierung der Jugendlichen ist recht spannend gemacht und kommt ohne derbe Gewalttätigkeiten aus. Die Verschnaufpausen sind auch nicht zu lang gewählt, auch wenn eine Verteilung der Killerattacken über den gesamten Film hinweg den Film aufgewertet (auch wenn dadurch ein normaler Slasher draus geworden wäre).
Die Darsteller sind allesamt nicht der Rede wert und agieren an sich genauso gut oder schlecht wie die Schauspieler in jedem vergleichbaren Film der Epoche. Aus heutiger Sicht nicht mehr allzu glaubwürdig wirkt der Killer, da die Aufmachung des missgebildeten Gesichts recht billig aussieht, wenn man schon an bessere Effekte gewöhnt.
Lahme erste Hälfte auf die eine recht spannende Hetzjagd folgt – somit ist „Kabinett des Schreckens“ trotz des abwechslungsreichen Szenarios nur Durchschnitt.